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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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sich eine Strähne aus den grünen Augen. »Bei einem Mann wie Whit Turner kann man gar nicht genug aufpassen. Und das«, sie sah zu Dee hinüber, »ist nicht gerade deine Stärke, oder?«
    Als die letzte Wärme des Herbstes sich in den Boden zurückzog und sich kalte Luft am Horizont näherte, hatte Dee den Eindruck, dass sich ihr Blick langsam schärfte. Zum ersten Mal machte sie sich wirklich Gedanken über ihre Zukunft. Ihr wurde klar, dass das Salz auf jeden eine andere Wirkung hatte. Jo wirkte am glücklichsten, wenn sie draußen an den Becken arbeiten konnte, und Claire schien es in die Küche zu treiben, aber bei sich selbst konnte sie noch keine positiven Resultate feststellen. Bislang hatte der Geschmack des Salzes bei ihr noch nicht zu greifbaren Ergebnissen geführt, ganz im Gegenteil. Darin lag vielmehr all das, was sie hier vermisste – nämlich die Gesellschaft anderer Menschen. Sie wollte so gerne mal wieder ins Kino oder einkaufen gehen, und ihr fehlte sogar der Klatsch und Tratsch im Imbiss ihres Vaters. Aber vor allem sehnte sie sich immer noch nach Whit.
    Sie träumte bereits von der Wohnung, in der sie eines Tages mit Jordy wohnen würde. Auf jeden Fall wollte sie ein Apartment in einem oberen Stockwerk, vielleicht sogar einen umgebauten Speicher mit gemütlichen Dachschrägen und Blick aufs Wasser. Sie könnte vielleicht eine Ausbildung zur Kosmetikerin machen und irgendwo einen Schönheitssalon eröffnen, in einem kleinen Nest an der Küste, so wie Gloucester – an einem Ort, an dem die Frauen nicht glamourös waren, es aber gern sein wollten –, und wenn Jordy erst alt genug wäre, würde sie ihm ein struppiges Hündchen kaufen, und dann wären sie drei eine richtige kleine Familie.
    Aber Träume kosteten Geld. Alles kostete Geld, sogar die Schachteln mit Milchpulver, die Jordy im Handumdrehen leerte. Sanft zog Dee ihm den Nuckel der Flasche aus dem Mund und legte sich ihren Jungen an die Schulter, um ihm über den Rücken zu streichen und ihre Wange an ihm zu reiben. Es war doch unglaublich, wie ähnlich er Whit sah, von den schrägen Augenbrauen bis hin zu den kantigen Fingerspitzen. Vom Wesen her schlug er hoffentlich nach ihr.
    Jordy machte sein Bäuerchen, und sie legte ihn sich in die Armbeuge. In nur drei Monaten war er so groß geworden. Er konnte schon seinen Kopf halten, lächeln, lachen und sich auf den Unterarmen hochschieben wie ein kräftiger kleiner Mann. Wenn er schlief, beugte sich Dee manchmal über ihn, küsste ihn auf den perfekt geschwungenen Mund und leckte sich danach die Lippen. Sie konnte kaum fassen, welch läuternde Wirkung so ein Babyatem hatte.
    Inzwischen wollte sie Jordy mit niemandem mehr teilen. In den ersten Wochen nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus war sie dankbar dafür gewesen, wie rührend sich Jo und Claire um ihn gekümmert hatten. Ihre Narbe hatte sehr geschmerzt, und ihr waren die grundlegendsten Dinge schwergefallen – Treppen zu steigen, sich im Bett aufzusetzen oder ihren Hintern in die Badewanne zu bewegen. Und Jordy hatte so zerbrechlich gewirkt. Dee hatte Angst gehabt, ihn fallen zu lassen oder ihm aus Versehen wehzutun, aber das war nicht passiert, und irgendwann wurde ihr klar, dass sie diejenige sein würde, die ohne ihn zerbrechen würde. Sie konnte es gar nicht leiden, dass Claire ihn bei jeder Gelegenheit auf den Arm nahm und ihm mit dem Zeigefinger über Stirn und Nase fuhr.
    »Jordy ist kein Spielautomat«, knurrte sie dann und holte ihn sich zurück. »Es gibt keinen Preis, wenn man auf den richtigen Knopf drückt.« Und es störte sie sogar noch mehr, als der Kleine mit der Zeit mit einem Lächeln auf die Geste reagierte.
    »Guck doch, ihm gefällt das«, krähte Claire und machte weiter.
    Claire würde sie aus ihrem Dachbodenapartment verbannen, beschloss Dee. Und wenn sie irgendwann in ihren Beautysalon kommen würde, dann würde sie ihr die schönen roten Haare abrasieren.
    Inzwischen wollte sie Jordy nicht einmal mehr mit Whit teilen. Seit Icicles Tod wünschte sie sich nur so weit wie möglich von ihm und dieser Marsch weg. Ihr Plan war einfach. Alles, was sie brauchte, war ein wenig Geld und noch weniger Zeit.
    Whit war nicht so reich, wie er sich gab – das hatte sie aus Unterhaltungen zwischen Jo und Claire herausgehört –, aber er konnte doch sicher irgendetwas aus seinem großen Haus verkaufen – vielleicht ein Bild oder auch dieses schicke Auto, mit dem er noch immer durch die Gegend fuhr? Selbst wenn das schon

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