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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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und Claire hatten hier noch ein paar Stunden zu tun, also hob sie Jordy in seiner Schüssel hoch und ging zurück zum Haus. Zu ihrer Linken ragte die Silhouette der Scheune in der Dunkelheit auf wie ein böser Traum, und daneben lag verführerisch die Landstraße, auf der sie sich am liebsten einfach auf und davon gemacht hätte. Obwohl die Nacht schwül war, erschauderte sie, als sie das Haus betrat. War Whit immer noch da draußen und beobachtete sie drei? Vermutlich nicht, dachte Dee. Er war ein Mann der Tat und hatte wenig Geduld für so etwas. Sie seufzte. Vermutlich hatte sie genau so ein Zeichen gebraucht, um zu begreifen, dass sie nie die Richtige für Whit Turner gewesen war. Jo und Claire hatten früher einmal so eine wichtige Rolle für ihn gespielt. Irgendwie hatte Dee gehofft, durch diese Verbindung mit seiner Vergangenheit auch in Whits Zukunft einen Fuß in die Tür zu bekommen.
    Stattdessen hockte sie nun hier – eine von dreien –, und ihr Vater hatte ihr doch immer gepredigt, dass Ärger stets im Dreierpack daherkam. Andererseits waren auch aller guten Dinge drei. Sie beugte sich hinunter, legte sich Jordy an die Schulter, küsste ihn auf den Kopf und atmete seinen erdigen Babygeruch ein. Leider wusste sie nur selten, mit welcher Variante sie es zu tun hatte.
    Nach Icicles Tod fand Dee auf der Salt Creek Farm einfach keine Ruhe mehr. Wohin sie auch schaute, überall schienen Gefahren zu lauern, vor denen man sie nicht gewarnt hatte. So leer fand sie die Scheune ganz bedrohlich, und die Hauptrinne zum Meer hin war wirklich wie ein gewaltiger Schlund, der nur darauf wartete, sie bei lebendigem Leib zu verschlingen. Außerdem schienen sie auf Schritt und Tritt unschöne Kreaturen im Gras und in den Schatten zu verfolgen. Sie entdeckte auf einmal Spinnen zwischen den Laken und zertretene Schnecken unter den Sohlen ihrer Gummistiefel, genauso, wie auf einmal nach dem Abschöpfen eines Beckens zig kleine blaue Motten auf dem Kragen ihrer Bluse hockten.
    »Jetzt ist es wichtiger denn je, dass du nicht einmal daran denkst, dich mit Whit in Verbindung zu setzen«, schärfte ihr Claire ein paar Tage nach Icicles Tod in der Küche ein. »Nicht wegen Jordy. Und nicht deinetwegen. Um nichts in der Welt. Du hast ja selbst gesehen, wozu er fähig ist.« Dee wusste, dass Claire ihre Ringe verkauft hatte, um die Salt Creek Farm vor der Bank zu retten, und mit Sicherheit kochte Whit deshalb vor Wut. Sie musste daran denken, mit welchem Nachdruck er ihr eingebläut hatte, sein billiges Medaillon bloß nie zu verlieren. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie er auf den Verlust eines Diamantrings reagieren würde.
    »Also?«, drängte Claire und holte Dee zurück in die Wirklichkeit. Claire backte Kuchen für ihren neuen Stand auf dem Bauernmarkt, sie hatte Mehl im Haar und Zucker an den Händen. Obwohl sie doch so zuckersüß war, wusste Dee, dass das nur eine äußere Hülle war, wie die Streusel auf dem Kuchen.
    »In Ordnung«, versprach sie und holte sich ein Glas Milch. »Aber das haben Sie mir doch schon tausendmal gesagt. Ich werde einen großen Bogen um ihn machen.«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass das auch wirklich bei dir angekommen ist«, betonte Claire und warf einen Blick auf Jordy in seiner Schüssel. »Jetzt, wo du Mutter bist, kannst du gar nicht vorsichtig genug sein.« Sie wollte das Baby auf den Arm nehmen, aber bevor sie ihn mit ihren schmutzigen Händen berühren konnte, hob Dee ihn hoch und presste ihn an ihre Brust. Claire tat so, als hätte sie nach etwas neben der Schale greifen wollen – einem Schneebesen – und wandte sich wieder ihrem Kuchenteig zu.
    »Keine Angst«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Dee. »Wenn Jo und ich erst mit Whit fertig sind, wird er nie wieder einen Fuß auf dieses Land setzen.« In diesem Moment sah Dee wieder das seltsame Bild von Whit vor sich, der sich an der Scheunentür mit dem Finger über den Hals fuhr. Ihre loyale Hälfte wollte Claire und Jo zur Seite stehen, egal was die beiden vorhatten, aber ihre verdorbene Hälfte wollte immer noch Whit die leere Straße entlang folgen und mit ihm ihr Glück versuchen. »Was haben Sie denn vor?«, fragte sie und nahm einen Schluck aus dem Glas.
    Claire begann, Sahne zu schlagen. Schneller und schneller bewegte sich ihr Arm im Kreis. »Das ist unsere Sache, und für dich ist es besser, wenn du nicht eingeweiht bist.« Sie hielt inne und lächelte lieblich. »Ich bin sicher, das verstehst du.« Dann wischte sie

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