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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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Geschichte aufbauschen, und Whit hätte mit Sicherheit so gar keine Freude daran, sein edles Geschlecht mit uns teilen zu müssen. Mal abgesehen davon, was das für Idas Ruf bedeutet.«
    Jo schnaubte. »Der war doch noch nie so besonders.« Dann schwieg sie und überdachte den Plan. Er war zwar verrückt, aber leider alles, was sie hatten. »Okay«, gab sie schließlich zu, »das könnte klappen. Aber wie kriegen wir Whit überhaupt dazu, sich mit uns zu treffen? Soll vielleicht unsere Sekretärin mit seiner Sekretärin ein Meeting arrangieren?«
    Claire versuchte, nicht allzu triumphierend auszusehen. »Das hab ich mir schon überlegt. Wir könnten Dee vorschicken.«
    Jo runzelte die Stirn. »Was?«
    Claire winkte mit einer Hand ab – trotz der ganzen Arbeit des Sommers war sie noch immer schneeweiß. »Wir schicken ihm eine Nachricht und behaupten, die sei von ihr. Ich weiß, wie ihre Handschrift aussieht, die kann man leicht nachmachen. Weißt du«, fuhr sie fort, »wenn ich Whit ein Treffen vorschlage, ignoriert er mich doch nur. Über dich würde er lachen. Aber wenn er glaubt, dass es sich um Dee handelt – vor allem, wenn wir Jordy erwähnen –, dann denkt er vielleicht, sie will zurückgekrochen kommen. Und für Whit ist die Vorstellung, dass vor ihm jemand zu Kreuze kriecht, wie Zucker für eine Fliege. Wir behaupten, dass sie sich mit ihm in der Scheune treffen will, aber stattdessen warten wir dann auf ihn.«
    Jo blickte finster drein. »So ganz überzeugt mich das immer noch nicht.«
    Claire schlug sich mit den Händen auf die Knie. »Hast du etwa eine bessere Idee?«
    Die hatte sie nicht, musste Jo zugeben, also einigten sie sich darauf. Sie würden Whit einen gefälschten Brief in Dees Handschrift zuspielen und ihn darin bitten, sich mit ihr am Abend des Dezemberfeuers in der Scheune zu treffen.
    »Das ist einfach perfekt«, befand Claire und verengte die Augen zu Schlitzen. »Die ganze Stadt wird an einem Ort versammelt sein, und in dem Durcheinander wird niemand merken, dass Whit gar nicht da ist. Und wir bleiben ja sowieso nie. Wenn irgendetwas Unangenehmes vorfallen sollte, sind alle beschäftigt.« Sie stellte sich vor, wie sich die ganze Stadt um das Feuer scharte. Alle würden nur auf das Salz achten und darauf, was die Zukunft bringen würde. Jo starrte sie an.
    »Was soll denn Unangenehmes passieren, Claire?«, fragte sie, als ob ihre Schwester sie nicht in alle Details des Plans eingeweiht hätte.
    Claire sah sie mit leerem Blick an. »Ich habe keine Ahnung.« Sie stand auf, schob die Schubkarre in eine Ecke und hängte das Werkzeug an die Wand. »Nun gut«, murmelte sie. »Es ist also beschlossene Sache.« Sie machten sich auf den Weg zurück zum Haus. In der Ferne brodelte der Ozean. Hinter ihnen türmte sich die Scheune auf, Claire warf einen letzten Blick zurück und stellte sich das Salz darin vor, grob und grau, zerbrechlich wie Knochen und doppelt so trocken, ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten, die nur auf den zündenden Funken von ihr warteten.
    Claire schrieb die Nachricht für Whit noch am selben Abend, während Dee oben Jordy fütterte und Jo draußen irgendetwas auf der Veranda zu tun hatte. Sie wusste ganz genau, dass Whit nur dann zum Stelldichein in der Salzscheune erscheinen würde, wenn er glaubte, von dem Treffen ordentlich profitieren zu können. Aber was konnte Dee ihm schon bieten? Geld? Das hatte hier keiner – nicht nach den letzten Zahlungen an die Bank. Ewige Liebe? Claire schnaubte und kaute an ihrem Stift herum. Die war doch überhaupt erst an allem schuld. Blieb nur noch Jordy.
    Claire war sich nicht sicher, was Whit seinem Sohn gegenüber empfand. Einerseits war er ihm ein Dorn im Auge, stellte er doch die Verkörperung seiner moralischen Schwäche dar. Damit war er in seinen Augen vermutlich nicht besser als die Bastarde, die er sich zu adoptieren geweigert hatte. Andererseits aber war Jordy der Sohn und Erbe, den Claire ihm niemals hatte schenken können. Whit wünschte sich ohne sie doch sicher verzweifelt ein Kind, das den Namen seiner Familie weiterführen könnte. Und war es denn nicht perfekt, dass dieses Kind ausgerechnet hier lebte, auf dem Land, das Whits Meinung nach ohnehin ihm gehören sollte?
    »Komm am Abend des Dezemberfeuers um halb neun in die Salzscheune«, notierte Claire mit einer Schrift, die Dees runden, kindlichen Buchstaben stark ähnelte. »Ich bitte dich. Triff dich mit mir, um wenigstens ein einziges Mal deinen Sohn zu sehen. Tu

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