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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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gewusst. Was ist mit der passiert? Mr Weatherly aber schien Cutts schlechte Laune zu bemerken, zog sich die Kappe tief ins Gesicht und hielt für den Rest des Nachmittags den Mund. Nun bestand Dees einzige Unterhaltung im nicht enden wollenden Kratz-Kratz-Kratz des Sandpapiers, gefolgt vom scharfen Geruch von frischem Lack auf altem Holz.
    Wie von Mr Weatherly bereits angekündigt, erschien Joanna Gilly zwei Tage später zerfurcht und wettergegerbt beim Restaurant. Mit ihrem Glasauge hatte Dee allerdings nicht gerechnet. Cutt kaufte ihr jedoch nichts ab, obwohl sie am Tag darauf eröffnen würden.
    Der nächste Morgen kam, Cutt und Dee schlossen die Tür auf, aber wie Joanna es vorhergesagt hatte, nahm niemand auf den Barhockern Platz. Und es schob sich auch keiner in die Sitznischen. Das Wetter war noch immer schön, und die letzten Touristen bummelten durch die Straßen, aber es war, als wäre der Imbiss von irgendeinem merkwürdigen Kraftfeld umgeben. Am Ende der Woche stellte Cutt schließlich widerwillig den Grill ab und machte den Laden früher zu.
    »Die alte Schachtel hatte recht«, murmelte er und fuhrwerkte mit Töpfen und Pfannen herum. Dee blieb lieber außer Reichweite. Ihr Vater hasste es, wenn andere recht hatten.
    »Na ja«, warf sie aus sicherer Entfernung von der anderen Seite der Küche her ein, »immerhin wissen wir dann ja, dass mehr los sein wird, wenn wir ihr Angebot annehmen.«
    Cutts einzige Antwort bestand aus weiterem Töpfeklappern und zähem Schweigen. Er hasste es noch viel mehr, wenn Dee recht hatte.
    Jedes Mal, wenn Dees Vater loszog und irgendwelchen Mist baute, fand er danach zu Gott zurück. Als er im Suff Mr Duttons Weidezaun umgefahren hatte, konnte man ihn anschließend einen ganzen Monat in der Kirche antreffen, aber das war ein extremes Beispiel. Normalerweise ging Cutt sonntags zur Messe und stärkte sich mit einer Beichte unter der Woche. Dee fragte sich manchmal, ob ihr Vater so gottesfürchtig war, weil er so viel Mist baute, oder ob es eher umgekehrt war. Vielleicht machte ihm die wöchentliche Seelenrettung das Sündigen leichter. Wie auch immer, es wunderte sie jedenfalls nicht, dass Cutt für ihren ersten Sonntag in der Stadt einen gemeinsamen Kirchgang vorgesehen hatte.
    »Damit stehen wir auf jeden Fall gut da«, erklärte er, strich seine einzige Krawatte glatt und warf ihr einen prüfenden Blick zu, um sicherzugehen, dass ihre Bluse nicht zu weit aufgeknöpft oder ihre Haare zu hoch toupiert waren. »Wir zeigen den Leuten hier, dass wir gottgefällige Menschen sind, denen man vertrauen kann.«
    Überrascht stellte Dee fest, dass sie sich auf diesen kleinen Ausflug sogar freute. Vom Kirchgang an sich war sie zwar nicht so begeistert – sie wollte aber unbedingt mal aus dem Restaurant herauskommen. Seit ihrer Ankunft war erst eine Woche verstrichen, die engen Räume im ersten Stock erschienen ihr jedoch mit jedem Tag winziger.
    Sie war selbst schuld daran, dass ihr die Decke auf den Kopf fiel, das war ihr schon klar. Sie war erst siebzehn und hätte eigentlich zur Schule gehen sollen, sie hatte ihrem Vater jedoch ein Versprechen abgerungen: Dafür, dass sie mit ihm nach Prospect kam, durfte sie ihr letztes Schuljahr sausen lassen und stattdessen im Imbiss arbeiten. Denn wenn Dee etwas noch mehr langweilte als die Kirche war es die Schule. Außerdem hatte sie auch nicht die geringste Lust darauf, sich jetzt noch einmal mit jeder Menge neuer Mitschüler zu arrangieren und Freunde finden zu müssen. »Außerdem war ich ja nicht gerade eine Musterschülerin«, hatte sie Cutt in Erinnerung gerufen.
    Bei diesen Worten seiner Tochter hatte er sich einen Extraschluck eingeschenkt. »Deine Mutter hätte das so nicht gewollt«, murmelte er.
    Dee hatte die Hände in ihre runden Hüften gestemmt und sich dazu gezwungen, tief durchzuatmen, hatte sich eine sarkastische Bemerkung jedoch nicht verkneifen können. »Na ja, dann können wir ja froh sein, dass sie jetzt nicht mehr hier ist.«
    Mit der Ohrfeige hatte sie nicht gerechnet, aber sie hatte den Schmerz verdient. Cutt war aufgestanden, aus dem Zimmer gewankt, und sie hatten nie wieder darüber gesprochen, nicht einmal, als sie auf dem Weg aus der Stadt an ihrer Highschool vorbeifuhren, wo die Schüler vor dem Klingeln aufgeregt herumhopsten wie Hündchen mit einem neuen Knochen.
    Dee selbst war die Erste, die zugeben würde, dass sie in Vermont keinen besonders guten Ruf hatte. Ehrlich gesagt hatte man ihren Namen in ihrer

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