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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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alten Stadt nicht einfach nur durch den Dreck gezogen, er war damit vielmehr eine chemische Verbindung eingegangen. Und zwar nicht nur mit dem Mutterboden der Oberfläche, ihr Name war tief ins Erdreich eingedrungen und hatte ganz unten den Würmern Gesellschaft geleistet.
    Ihr Vater war über ihre Freizeitaktivitäten am Wochenende noch nie im Bilde gewesen, und wenn Dee ihr Leben lieb war, sollte das auch besser so bleiben. Trotz seines losen Mundwerks und der Sauferei wünschte sich Cutt tief in seinem Inneren, wo es zählte, nämlich nichts sehnlicher, als ein guter Diener Gottes zu sein, und von seiner Tochter erwartete er das Gleiche.
    Allerdings war Dee nicht deshalb leicht zu haben, weil sie sich das vorgenommen hatte. Es schien sich einfach immer so zu ergeben. Ihr erstes Mal war mit fünfzehn bei einer Party gewesen, mit Dylan White, einem Quarterback aus der Auswahlmannschaft, der schon in die Abschlussklasse ging. Er nahm sie damals bei der Hand und führte sie nach oben in ein leeres Zimmer, wo er sie mit Rum abfüllte, und noch bevor sie so genau wusste, was eigentlich los war, ging ihr das süße Gebräu ins Blut und öffnete ihr Herz und Schoß.
    »Komm schon, Baby«, flüsterte Dylan in ihr Schlüsselbein, während er seine Hüften lasziv an ihr kreisen ließ. »Es wird dir gefallen!« Das klang so, als würde er sie auf eine verwunschene Kreuzfahrt mit All-you-can-eat-Shrimpsbar und Champagnerbrunnen einladen, und Dee liebte Abenteuer, also ließ sie sich von ihm auf die muffigen Kissen betten und Lage um Lage aus ihren Klamotten schälen, bis sie selbst so rosafarben und bloß vor ihm lag wie eine gekochte Garnele.
    Vier Minuten später hatten sie angedockt, und Sekunden danach befanden sie sich schon wieder auf verschiedenen Inseln. Dee wischte sich in der Dunkelheit das Blut von den Schenkeln und fragte sich, ob der stechende Schmerz wohl je nachlassen würde, während Dylan längst zurück auf dem Weg nach unten war, mit aus der Hose hängendem Hemd, als hätte er gerade ein reichliches Festmahl hinter sich.
    Wenn Dee anders gewesen wäre – eine milchbärtige Cheerleaderin oder Sprecherin der Schülerschaft –, dann wäre sie ihm jetzt die Treppe hinunter gefolgt, hätte ihn mit einem Bierchen in der Küche vorgefunden und sich dann an ihn gehängt wie eine Klette. Sie hätte seinen Freunden mit den Wimpern zugeklimpert, Dylan aber gleichzeitig die Fingernägel in den Arm gegraben, bis jeder im Raum davon überzeugt war, dass sie ein Paar waren. Und dann hätte sie ihm bis zum Abschluss das Leben zur Hölle gemacht.
    Als sie später darüber nachdachte, wurde ihr jedoch klar, dass sie alles falsch angegangen war, selbst in ihrer Vorstellung. Denn diese Mädchen hätten ihn niemals so einfach rangelassen wie sie. Sie hätten es besser gewusst. Und außerdem hatten sie auch Freundinnen. Wenn ein Typ wie Dylan White so mit einer Cheerleaderin umgesprungen wäre, dann hätte die gesamte weibliche Bevölkerung unter zwanzig innerhalb von drei Tagen gewusst, dass er den Ball nicht nur in der Endzone verloren, sondern auch noch die Torpfosten völlig verfehlt hatte.
    Aber Dee hatte all das hinter sich gelassen, genauso wie sie den Duft des Kiefernharzes, ihren Orientierungssinn und die Knochen ihrer Mutter zurückließ. Während ihr Vater den Wagen die sandige Buckelpiste in Richtung St. Agnes entlangfuhr, öffnete Dee das Fenster und ließ sich die salzige Luft um Wangen und Stirn wehen. Sie war sanft, beinahe feucht, und Dee vermisste die Berührung ihrer Mutter. Wenn Dee krank war, hatte sie ihr immer über die Brauen gestrichen. Jetzt wünschte sich Dee, sie hätte die Geste auch einmal erwidert, statt ihre Zeit mit irgendwelchen Typen zu verplempern, die sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnerten. Sie schluckte die Tränen herunter und schloss die Lider. Als sie die Augen wieder aufschlug, standen sie vor der kleinsten Kirche, die ihr je untergekommen war.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Dee, stieg aus und knallte die Tür zu. Das Gotteshaus war so schlicht, dass es beinahe abbruchreif wirkte. Nur ein für das Kap typisches Gebäude mit verblichenen Schindeln und geschwungenen Fenstern aus durchsichtigem Glas. Kein Kirchturm, keine Kreuze, hier sah gar nichts heilig aus, erst recht nicht der wilde Rosenstrauch, der die untere Hälfte des Gebäudes verschluckte.
    Als sie durch die Tür eintrat, wurden jedoch all ihre Zweifel zerstreut. Zehn Kirchenbänke waren am

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