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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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einen Seite nach den Tauen und auf der anderen nach der Pinne. »Achtung, der Baum!«, rief er, drehte das Segel vor ihnen, zog am Tau in seiner Hand und nahm wieder Kurs auf die offene See. Jo umklammerte die Reling und musste sich beherrschen, um nicht mit den Zähnen zu klappern.
    »Du bist ja verrückt!«, rief sie und versuchte, so unbekümmert wie möglich zu klingen. Whit kicherte.
    »Und du immer noch genauso klein und langweilig«, antwortete er mit einem Grinsen.
    Jo wurde rot. Es stimmte schon, sie hatte aufgehört zu wachsen, aber so klein war sie nun auch wieder nicht. Nur war Whit eben unglaublich in die Höhe geschossen. Dass er sie als langweilig bezeichnen würde, hatte sie allerdings nicht erwartet. Diese Bemerkung tat weh. So etwas hätte auch gut von Ida stammen können. Jo rückte ein Stück von Whit ab. Plötzlich sank das Boot in ein Wellental, und Jos Magen machte einen Satz. Whit drückte die Pinne, und jetzt türmte sich die vordere Reling des Bootes vor ihnen auf.
    »Kopf runter, Seitenwechsel!«, rief Whit und krabbelte geduckt auf die andere Seite der Jolle.
    Jo folgte ihm, stieß sich dabei am Schienbein und versuchte, nicht vor Schmerz aufzujaulen. Das Segel wellte sich, und das Boot fuhr jetzt in einem angenehmeren Winkel weiter.
    »Alles klar bei dir?«, fragte Whit und blinzelte zu ihr hinüber.
    Sie sah zum Ufer zurück. Sie hatten beigedreht, hielten aber immer noch auf den Horizont zu. Die Wogen unter dem Bug wurden nun gleichmäßiger, jedoch auch größer. Plötzlich fühlte Jo sich gar nicht mehr wohl. Es kam ihr so vor, als treibe sie dort draußen wie ein verlorener Korken auf dem Wasser, und zwar zusammen mit jemandem, der Whit zwar ziemlich ähnlich sah und sich auch nach ihm anhörte, sich aber überhaupt nicht wie er anfühlte. Sie ballte die Fäuste. »Fahr zurück.«
    Jetzt breitete Whit die Arme aus. »Um die Felsen bei Drake’s Point zu umgehen, müssen wir aber noch weiter raus.«
    Am liebsten hätte Jo wie Claire mit dem Fuß aufgestampft. »Dreh einfach um!« Auf ihren Schläfen standen Schweißperlen. Sie wollte es Whit nicht verraten, aber das war das erste Mal, dass sie je ein Boot betreten hatte, und sie befürchtete, die Bucht könne es ihnen übel nehmen, dass sie sie zu bezwingen versuchten.
    Whit verzog das Gesicht. »Na schön, wenn du dich so anstellst.« Er hantierte wieder an der Pinne herum, was die Jolle ins Schwanken brachte, und sie wechselten noch einmal die Seite. Wenn Whit mit diesen Wendemanövern so weitermachte, das war Jo klar, würden sie bald die offene See erreichen, und dann würde sie keine Ahnung mehr haben, ob sie nun zurück- oder nur noch weiter hinausfuhren. »Hier«, bestimmte er, »du übernimmst das Lenken. Das ist das beste Mittel gegen Seekrankheit.« Er legte ihre Hand auf die Pinne und dann seine eigene darüber.
    Natürlich hatten sie sich früher schon unzählige Male berührt. An den heißesten Tagen hatten sie in den Wellen miteinander gerungen, unter Wasser die Beine verhakt und sich gegenseitig umgeworfen, und Whit griff gerne nach ihrer Hand, um sich ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit zu versichern, aber das hier war anders. Jetzt verhakte er seine Finger vielsagend mit den ihren und presste sein Bein gegen sie. Sie konnte ihn laut und heftig atmen hören und wusste, dass sie ihre Hand aus seinem Griff befreien musste, er umklammerte sie jedoch viel zu fest.
    »Jo«, murmelte er und lehnte sich mit geöffnetem Mund zu ihr hinüber. Das Segel wellte sich über ihnen, und sie erstarrte. Jeder Nerv ihres Körpers war alarmiert und stand jetzt unter Hochspannung. Was auch immer passieren würde, sie durfte ihn nicht an sich heranlassen. Diese Zeiten waren vorbei.
    »Pass auf«, warnte sie und zog an der Pinne, so dass der Kahn ins Schlingern geriet. Whit packte ihre Hand noch fester, zerquetschte beinahe ihre Finger.
    »Au!«, rief sie und versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien, aber er ließ sie nicht los. Seine Miene nahm einen hinterhältigen Ausdruck an, den sie so bei ihm noch nie gesehen hatte.
    »Denk bloß nicht, dass du zu gut für mich bist«, knurrte er und verdrehte ihr schmerzhaft das Handgelenk. Jo hätte ihm am liebsten eine geknallt, hatte aber zu viel Angst, das Boot würde kippen, also sagte sie einfach gar nichts. Whit rückte von ihr ab und konzentrierte sich auf das Segel. Auf dem restlichen Weg zurück sprachen sie kein einziges Wort.
    »Oh, Gott sei Dank!«, rief Jo, als sie sich dem Ufer

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