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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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kein besonders sicheres Unterfangen. Wenn nicht Chet Stone und die anderen Fischer wären, bei denen sie immer auf ein Geschäft zählen konnte, dann hätte sie vermutlich gar keine Wahl mehr und würde Whits Geld annehmen müssen.
    Am Anfang war der Einbruch der Erträge ja noch einigermaßen zu bewältigen gewesen, aber dann hatte Claire etwas wirklich Furchtbares getan und das Salz vom Dezemberfeuer verbannt. Die Polizei behauptete plötzlich, es sei schließlich verboten, im Freien Chemikalien zu verbrennen, aber das war doch alles nur aufgebauschter Unsinn. Claire hatte dieses Ritual immer schon gehasst, und als Mrs Whittington Turner konnte sie dem Ganzen endlich ein Ende machen. Der Rest der Stadt hatte eben Pech gehabt.
    »Aber was wollen Sie den Leuten in Prospect denn sagen?«, hatte Jo den Polizisten gefragt, der mit polierten schwarzen Stiefeln auf ihrer Veranda gestanden und sich nervös hin und her gewiegt hatte, den Hut zwischen den fleischigen Händen. »Wie wollen Sie der Stadt beibringen, dass es dieses Jahr keine Zukunft für sie gibt?«
    Er hatte nur den Kopf geschüttelt. »Ich fürchte, diesmal müssen Sie Ihr Wissen für sich behalten«, hatte er gesagt und das offensichtlich nicht sehr bedauerlich gefunden.
    Nun baute sich Whit hier vor ihrer Scheunentür auf wie der Polizist damals auf ihrer Veranda und überbrachte ihr ebenso schlechte Nachrichten. Aber das konnten sie mit ihr nicht machen. Jo trat einen Schritt nach draußen und trotzte dem schlechten Wetter.
    »Was scheren dich eigentlich die alten Kämpfe deiner Mutter?«, fragte sie, und noch während ihrer Standpauke überkam sie das seltsame Verlangen, die Hand auszustrecken und Whit über die Wange zu streichen. »Whit, wann wirst du denn endlich erwachsen und stehst deinen Mann? Dieses Land wird deine Geschäfte auch nicht wieder in Schwung bringen.« Sie deutete auf die heruntergekommenen Herbstbecken. »Sieh es dir bloß an. Das ist doch nur ein Sumpf, der von einem Fluch heimgesucht wird. Und meine Schwester will ihn doch auch nicht. Keine Ahnung, warum deine Mutter so versessen auf das Gut war, aber du hättest ihre Besessenheit besser mit ihr zu Grabe tragen sollen.«
    Und außerdem , hätte sie am liebsten noch hinzugefügt, hast du ja längst gewonnen, und das weißt du. Du hast mir schließlich Claire weggenommen .
    Whit knöpfte sich langsam die Jacke zu. Selbst hier draußen im Regen sah er noch immer tadellos und perfekt gepflegt aus. Jo musste an ihre Kindheit denken, in der nach einem langen Tag gemeinsamer Spiele all der Dreck und Matsch an ihr festgeklebt hatte, während er sauber und makellos gewesen war wie ein Schälchen Backpulver. Das hatte Jo allerdings nie gestört. Ganz im Gegenteil, sie hatte ihre schmutzigen Ellbogen und Knie irgendwie als sichtbaren Beweis ihrer Freundschaft geschätzt. Damals hatte sie ja noch nicht gewusst, dass sich manche Flecken nicht mehr herauswaschen lassen.
    »Claire will das, was ich will«, behauptete Whit. »Sie ist jetzt eine Turner. Und ich will einfach nur zu Ende bringen, was meine Mutter begonnen hat. Nur schade, dass sie das nicht mehr miterleben wird.« Er beugte sich zu Jo vor, und die spürte nun zum ersten Mal die Kälte des Tages. »Aber du wirst es miterleben«, sagte er. »Dafür sorge ich schon.« Jetzt klang seine Stimmte beinahe wie ein Schnurren. »Ich kenne Leute bei der Harbor Bank, Jo. Dir bleibt hier draußen nicht mehr viel Zeit. Noch mache ich dir einen Freundschaftspreis. Verkauf jetzt zu günstigen Konditionen an mich, und wir sind beide zufrieden. Wenn du unbedingt den Karren in den Dreck fahren willst, ist das dein Problem. Dann warte ich einfach ab und kaufe das Gelände eben von der Bank. So oder so gehört das alles bald mir.«
    Jo sah ihm hinterher, als er in den Regen hinauslief. Sein Auto stand dort, wo er immer parkte – draußen an der Straße, wo er einst auf Claire gewartet hatte, bevor er sie in ihr neues Leben als Turner entführt hatte. Damals hatte er nur die Zukunft im Sinn gehabt. Jo fragte sich, warum er sich inzwischen so sehr an die Vergangenheit klammerte.
    Was scherte es sie? Claire würde nicht mehr zurückkommen – Ethan Stone allerdings schon, und dagegen konnte Whit gar nichts unternehmen. Und er würde auch ihr Land nicht in die Finger bekommen. Aber was, wenn doch? Ihr Magen verkrampfte sich. Wohin würde sie dann nur gehen?
    Es ärgerte Jo, dass Whit ihr bei jedem seiner Besuche draußen in der Marsch etwas wegnehmen wollte

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