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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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er sagte, er habe Vorsorge getroffen.
    Diese Kinder, dachte Cadfael mit aufbrausender Entrüstung über diese Erkenntnis, wie können sie es wagen, ihren Vorfahren mit so fehlgeleiteter Verehrung eine solche Beleidigung und ein solches Verbrechen anzutun? Und sich selbst so bitter zu schaden!
    »Ihr interessiert mich, Sulien«, sagte Hugh schließlich und sah ihm über den Schreibtisch hinweg in die Augen.
    »Ich muß aber noch mehr über diesen Tod erfahren, bevor ich Euch antworten kann. Es gibt Einzelheiten, die das Böse vielleicht verringern. Ich würde sie Euch sowohl um Eures wie auch meines Seelenfriedens willen gern anrechnen, was immer danach geschehen mag.«
    »Ich vermag nicht zu sehen, daß das nötig ist«, entgegnete Sulien erschöpft, aber resigniert.
    »Vieles hängt davon ab, wie sich dieser Tod ereignete«, beharrte Hugh. »Hat es einen Streit gegeben? Bei dem sie Euch abwies und beschämte? War es vielleicht bloß ein unglücklicher Zufall, ein Kampf und dann ein Sturz? Wir wissen nämlich durch die Art ihrer Beerdigung dort unter den Büschen neben Rualds Garten...« Bei diesen Worten verstummte er, denn Sulien war plötzlich erstarrt, drehte den Kopf zur Seite und fixierte ihn. »Was ist?«
    »Ihr seid verwirrt oder versucht, mich zu verwirren«, sagte Sulien, der sich erneut in die Apathie der Erschöpfung zurückzog. »Da war es nicht, das müßt Ihr doch wissen. Es war unter dem Brombeergestrüpp oben am Knick.«
    »Ach ja, das hatte ich vergessen. Es ist seitdem so viel geschehen, und ich war nicht dabei, als das Pflügen begann.
    Ich wollte gerade sagen, daß wir wissen, daß Ihr sie mit so etwas wie Achtung, Bedauern und Reue in die Erde gelegt habt. Und Ihr habt mit ihr ein Kreuz begraben. Ein einfaches Silberkreuz«, sagte Hugh. »Wir haben es weder zu Euch noch einem anderen zurückverfolgen können, aber es lag da.«
    Sulien sah ihn fest an und erhob keine Einwände.
    »Das bringt mich zu der Frage«, fuhr Hugh behutsam fort, »ob das Ganze nicht einfach ein unglücklicher Zufall war, eine Katastrophe, die nicht beabsichtigt war. Das kann leicht passieren. Es kommt zu einem Kampf, die Frau versucht zu flüchten, ein zorniger Schlag, ein Sturz, dann ist der Schädel einer Frau gebrochen, so wie bei unserer Toten.
    Andere Knochen waren bei ihr nicht gebrochen, nur der Schädel. Also sagt uns, Sulien, wie es zu all dem gekommen ist, denn das mag Euch in gewisser Weise entlasten.«
    Sulien war zu einer marmornen Blässe erbleicht und widersetzte sich ihm mit traurigem und erschöpftem Gesicht. Dann stieß er zwischen den Zähnen hervor: »Ich habe Euch alles erzählt, was Ihr wissen müßt. Jetzt sage ich kein Wort mehr.«
    »Nun«, sagte Hugh und stand abrupt auf, als hätte er die Geduld verloren, »ich würde sagen, es ist genug. Vater, ich habe draußen zwei Bogenschützen mit Pferden. Ich schlage vor, den Gefangenen bis auf weiteres im Schloß bewachen zu lassen, bis ich mehr Zeit habe, mit der Vernehmung fortzufahren. Dürfen meine Männer hereinkommen und ihn holen? Sie haben ihre Waffen am Tor abgegeben.«
    Der Abt hatte die ganze Zeit stumm dagesessen, war aber allem, was gesagt worden war, sehr aufmerksam gefolgt, und dem intelligenten Blick seiner schmalen Augenschlitze in dem strengen Gesicht war anzusehen, daß ihm von der Bedeutung des Gesagten nichts entgangen war. Jetzt sagte er: »Ja, ruft sie herein.« Und als Hugh zur Tür ging und den Raum verließ, zu Sulien gewandt: »Mein Sohn, wie viele Lügen man uns auch auftischen mag, denn wir glauben, daß du uns anlügst, am Ende gibt es nur einen Ausweg: die Wahrheit. Das ist der einzige Weg, der nicht böse sein kann.«
    Sulien wandte den Kopf ab, und der Kerzenschein erfaßte und erhellte das abgestumpfte Blau seiner Augen und die erschöpfte Blässe seines Gesichts. Er öffnete mit Mühe die Lippen. »Vater, werdet Ihr meine Mutter und meinen Bruder in Eure Gebete einschließen?«
    »Immer«, erwiderte Radulfus.
    »Und die Seele meines Vaters?«
    »Und die deine.«
    Hugh erschien wieder an der Tür. Die beiden Bogenschützen der Garnison folgten ihm auf den Fersen, und Sulien stand unaufgefordert mit erleichterter Bereitwilligkeit von der Bank auf und ging zwischen den beiden hinaus, ohne noch ein Wort zu sagen oder sich umzublicken. Hugh schloß die Tür hinter ihm.
    »Ihr habt gehört«, sagte Hugh. »Was er wußte, hat er bereitwillig zugegeben. Als ich ihn in die Irre führte, wußte er, daß er seine Behauptung nicht

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