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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ärgerlich, halb amüsiert.
    »Diese Bedingungen sollen dem, was mit mir geschehen kann, keinesfalls Grenzen setzen«, fuhr Sulien so sanft fort, als setzte er sich für eine vernünftige Sache ein, der kein verständiger Mensch seine Zustimmung versagen konnte, sobald er von ihr erfahren hatte. »Ich will nur eins: daß meine Mutter und meine Familie durch mich weder Unehre noch Schande erleiden. Warum sollten wir keine Abmachung treffen, auch wenn es um Leben und Tod geht, wenn dadurch all jene geschont werden können, die keine Schuld trifft, und nur der Schuldige vernichtet wird?«
    »Ihr bietet mir ein Geständnis an«, sagte Hugh, »und erwartet als Gegenleistung, daß wir die ganze Angelegenheit mit dem Mantel der Nächstenliebe zudecken?«
    Der Abt war aufgesprungen und hob eine Hand zum Zeichen seines entrüsteten Protests. »Wenn es um Mord geht, kann es keinen Handel geben. Zieh dich jetzt zurück, mein Sohn, denn du fügst deinem Verbrechen noch eine Beleidigung hinzu.«
    »Nein«, sagte Hugh, »laßt ihn sprechen. Jeder Mann verdient, daß man ihn anhört. Fahrt fort, Sulien. Was bietet Ihr an, und worum bittet Ihr?«
    »Etwas, was sich sehr einfach machen läßt. Ihr habt mich hierher kommen lassen, an den Ort, an dem ich meiner Berufung entsagt habe«, begann Sulien mit der gleichen gemessenen und überzeugenden Stimme. »Wäre es so sonderbar, wenn ich mich erneut darauf besinne und als Büßender zu meiner Berufung zurückkehre? Ich bin sicher, daß Vater Abt mich zurückgewinnen könnte, wenn er es versucht.« Radulfus runzelte in diesem Moment in beherrschter Mißbilligung die Stirn, jedoch nicht wegen des Mißbrauchs seines Einflusses und seines Amts, sondern wegen des Tonfalls verzweifelnder Leichtfertigkeit, der sich jetzt in der Stimme des jungen Mannes bemerkbar machte. »Meine Mutter ist auf den Tod erkrankt«, sagte Sulien, »und mein Bruder trägt einen angesehenen Namen wie unser Vater vor uns, hat eine Frau und ein Kind, das nächstes Jahr zur Welt kommt, und er hat keinem Menschen ein Unrecht angetan und weiß auch von keinem. Laßt diese Menschen um Gottes willen in Frieden, laßt ihnen ihren guten Namen und sorgt dafür, daß ihr Ruf so unbefleckt bleibt, wie er immer gewesen ist. Laßt sie wissen, daß ich meinen Widerruf bereut habe und in den Orden zurückgekehrt bin, und sagt ihnen, daß man mich von hier weggeschickt hat, um Abt Walter aufzusuchen, wo immer er sich jetzt aufhalten mag, um mich seiner Disziplin zu unterwerfen und meine Rückkehr in den Orden zu verdienen. Er würde mich nicht ablehnen, und sie werden es glauben können. Die Ordensregel erlaubt es dem Verirrten, zurückzukehren und selbst ein drittes Mal akzeptiert zu werden.
    Tut das für mich, und ich werde euch einen Mord gestehen. «
    »Als Gegenleistung für Euer Geständnis«, sagte Hugh und gebot dem Abt mit einer warnenden Handbewegung zu schweigen, »soll ich Euch also laufen lassen, aber ins Kloster zurückschicken?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, laßt sie das glauben. Nein, bitte, tut dies für mich«, sagte Sulien, der jetzt bleicher war als sein Hemd, in vollem Ernst. »Und ich werde jede Todesart auf mich nehmen, die Ihr für mich wählt, und dann könnt Ihr mich irgendwo in der Erde verscharren und vergessen.«
    »Ohne daß Euch der Prozeß gemacht wird?«
    »Was soll ich mit einem Prozeß? Ich wünsche, daß man sie in Ruhe läßt, daß sie nichts erfahren. Ein Leben ist eine gerechte Buße für ein anderes. Welchen Unterschied macht es dann, ob man etwas in Worte kleidet?«
    Das war schändlich, und nur ein zutiefst verzweifelter Sünder hätte es gewagt, Hugh so etwas zu bieten, einem Mann, der sein Amt fest in der Hand hatte und es gewissenhaft, wenn auch gelegentlich etwas unorthodox ausübte.
    Doch Hugh blieb immer noch ruhig und wehrte den Abt mit einem Seitenblick aus seinen schwarzen Augen ab. Er tippte mit den Fingerspitzen seiner langen Hand auf den Tisch, als dächte er ernsthaft nach. Cadfael ahnte, was er vorhatte, konnte aber nicht erraten, wie er es anfangen würde. Eins war jedenfalls gewiß: Ein so schändlicher Handel war völlig unannehmbar. Es war undenkbar, einen Mann kaltblütig und insgeheim einfach auszulöschen, ob er ein Mörder war oder nicht. Nur ein unerfahrener junger Mann, der nicht mehr ein noch aus wußte, hatte einen solchen Vorschlag überhaupt machen oder auch nur wünschen können, daß man ihn ernst nahm. Das hatte er also damit gemeint, als

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