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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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der Geburt eines Sohnes entgegen. Mehr noch, sein Denken ist von der Sorge um sein Gut erfüllt, um die Arbeit seiner Hände und die Früchte seines Bodens, und er blickt nur selten auf die dunklen Dinge hinab, die weniger schlichten Menschen zu schaffen machen. Nein, Eudo können wir vergessen.«
    »Es waren zwei Eudos«, sagte Cadfael leise, »die nach Generys' Verschwinden von Longner flüchteten. Der eine ging ins Kloster, der andere begab sich aufs Schlachtfeld.«
    »Sein Vater!« sagte Radulfus und überlegte einen Augenblick lang schweigend. »Ein Mann von hervorragendem Ruf, ein Held, der in der Nachhut des Königs bei Wilton kämpfte und dort starb. Ja, ich kann mir vorstellen, daß Sulien lieber sein Leben opfern würde als zu erleben, daß dieser Ruf beschmutzt und befleckt wird. Um seiner Mutter, seines Bruders und der Zukunft von dessen Söhnen willen nicht weniger als wegen des Andenkens an seinen Vater. Aber natürlich«, fügte er schlicht hinzu, »können wir es dabei nicht bewenden lassen. Was sollen wir jetzt also tun?«
    Cadfael hatte sich das gleiche gefragt, seit Hughs Fallstricke selbst einen hartnäckigen Schweiger wie Sulien dazu brachten, sich so beredsam zu äußern, und zur Gewißheit werden ließen, was Cadfael schon immer im Kopf herumgespukt war Sulien besaß ein Wissen, das ihn niederdrückte, als wäre er schuldig, obwohl er an keiner eigenen Schuld trug Er wußte nur, was er gesehen hatte. Aber wieviel hatte er gesehen? Den Tod nicht, denn sonst hätte er jedes bestätigende Detail als Beweis gegen sich selbst angeboten. Nur die Beerdigung. Ein Junge in der Agonie seiner ersten unerfüllbaren Liebe, der m einen Kummer und einen Zorn hineingezogen worden war, der alles andere zu verschlingen drohte, ein Junge, der dann aber fallengelassen wurde, vielleicht aus keinem schlimmeren Grund, als daß Generys ihm sehr zugetan gewesen war und verhindern wollte, daß er von ihrem Feuer noch mehr verbrannt und verstümmelt wurde, als er schon war, oder weil vielleicht schon ein anderer seinen Platz eingenommen hatte, den es unwiderstehlich zu der gleichen Glut hinzog, so daß eine Enttäuschung unentrinnbar mit der anderen verwoben war. Denn Donata wußte schon seit mehreren Jahren nur zu gut um ihren unentrinnbaren Tod, und Eudo Blount, ein leidenschaftlicher und feuriger Mann in der Blüte seiner Jahre, war ebenso viele Jahre gezwungen gewesen, so zohbatär zu leben wie je ein Priester oder Mönch. Zwei ausgehungerte Geschöpfe wurden gesättigt. Und ein gepeinigter Junge ertappte sie, vielleicht nur einmal, vielleicht mehrmals, m jedem Fall aber einmal zuviel, seiner Qual durch seine Eifersucht auf einen Rivalen, den er nicht einmal hassen konnte, weil er ihn verehrte, immer neue Nahrung gebend.
    Es war vorstellbar. Es war wahrscheinlich. Und wie erfolgreich waren Vater und Sohn bei ihren Versuchen gewesen, ihre beiderseitige und wechselseitig zerstörensehe Obsession zu verbergen? Und wieviel hatten andere in jenem Haus von der Gefahr geahnt'
    Ja, so konnte es gewesen sein. Denn Generys war, wie alle Welt sagte, eine sehr schöne Frau gewesen.
    »Ich glaube«, sagte Cadfael, »daß ich mit Eurer Erlaubnis, Vater, noch einmal nach Longner muß «
    »Nicht notig«, sagte Hugh zerstreut »Wir könnten die Dame zwar nicht die ganze Nacht ohne Nachricht lassen, aber ich habe einen Mann von der Garnison hingeschickt «
    »Der ihr nichts weiter sagen soll, als daß er über Nacht hierbleibt. Hugh, wir haben die ganze Zeit den großen Fehler gemacht, ihr nur ein paar unverfängliche Halbwahrheiten zu erzählen, um sie zufriedenzustellen, damit sie nicht neugierig wird. Oder, schlimmer noch, ihr gar nichts zu erzählen. Solche Torheiten werden im Namen des Mitgefühls begangen! Wir müssen diesen oder jenen Ärger von ihr fernhalten! Um ihren Mut und ihre Kraft und ihren Willen auszuhungern, bis sie zu einem schwachen Abglanz dessen wurde, was sie einmal aufbieten konnte, so wie die Krankheit ihren Körper zerfressen hat. Wenn sie sie so gekannt und geachtet hätten, wie sie es hatten tun sollen, hatte sie ihnen die Hälfte der Bürde abnehmen können.
    Wenn sie nicht einmal vor dem Ungeheuer Angst hat, mit dem sie ihr Leben teilt, gibt es nichts, wovor sie sich fürchten kann Es ist nur natürlich«, sagte er m bedauerndem Ton, »daß das Menschenkind das Gefühl hat, Schild und Schwert seiner Mutter zu sein, aber es erweist ihr keinen Dienst damit. Das habe ich ihm gesagt, als wir kamen. Ihr wäre

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