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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bezeichnet. Ihr habt ihn nicht von dem Silberschmied erhalten. Wie ist er dann in Eure Hände gelangt? Eine von Euch erzählte Geschichte hat sich als falsch erwiesen. Jetzt habt Ihr Gelegenheit, eine neue und wahrere zu erzählen.
    Nicht allen Lugnern wird diese Gnade zuteil. Jetzt sagt, was Ihr zu sagen habt.«
    Suhen öffnete die Lippen mit größter Muhe wie jemand, der einen Schlüssel m einem Schloß dreht, das nicht reagieren will.
    »Ich besaß den Ring schon«, sagte er. »Generys hat ihn mir gegeben. Ich habe dem Herrn Abt schon erzählt und erzähle es Euch jetzt auch, daß ich ihr mein ganzes Leben lang m tiefer Zuneigung zugetan gewesen, die sogar tiefer war, als mir selbst bewußt war. Selbst als ich zum Mann heranreifte, habe ich nie verstanden, wie diese Zuneigung sich veränderte, bis Ruald sie verließ Ihr Zorn und ihr Kummer ließen es mich verstehen. Was sie bewegte, weiß ich kaum Vielleicht wollte sie sich an allen Männern rächen, sogar an mir Sie hat mich angenommen und benutzt Und sie hat mir den Ring gegeben. Es hat nicht lange gedauert«, sagte er ohne Bitterkeit. »Ich war ein grüner Junge und konnte ihr nicht genügen Ich war nicht Ruald und auch nicht bedeutend genug, um Ruald auszustechen. «
    In seiner Wortwahl, dachte Cadfael, hegt etwas Seltsames Manchmal hört es sich an, als würde das Blut der Leidenschaft in seinen Worten pulsieren, und andere lassen etwas von distanzierter Behutsamkeit ahnen, wirken gemessen und konstruiert Vielleicht hatte Radulfus das gleiche Unbehagen gespürt, denn diesmal ergriff er das Wort und verlangte ungeduldig nach einfacheren Worten.
    »Willst du damit sagen, mein Sohn, daß du der Geliebte dieser Frau warst?«
    »Nein«, entgegnete Sulien. »Ich sage nur, daß ich sie liebte und daß sie mir erlaubte, sie ein wenig in ihrem Kummer zu trösten, als sie ihn am nötigsten hatte. Falls meine Pein der ihren Linderung gebracht hat, dann ist diese Zeit nicht verschwendet gewesen. Wenn Ihr meint, ob sie mich je in ihr Bett gelassen hat, nein, das hat sie nie getan, und darum habe ich weder gebeten noch darauf gehofft. So hoch waren meine Bedeutung und meine Nützlichkeit nie.«
    »Und als sie verschwand«, hakte Hugh mit unerbittlicher Geduld weiter nach, »was habt Ihr davon gewußt?«
    »Nichts, nicht mehr als jeder andere.«
    »Was ist Eurer Meinung nach aus ihr geworden?«
    »Meine Zeit«, erwiderte Sulien, »war da schon vorbei.
    Sie war meiner überdrüssig geworden. Ich glaubte damals, was alle Welt glaubte, daß sie ihre Wurzeln hier herausriß und von dem Ort flüchtete, der für sie verabscheuungswürdig geworden war.«
    »Mit einem anderen Geliebten?« fragte Hugh in gleichmütigem Ton. »Die Welt glaubte es.«
    »Mit einem Geliebten oder allein. Woher sollte ich das wissen?«
    »Wahrlich! Ihr wußtet nicht mehr als jeder andere Mann.
    Doch als Ihr wieder herkamt und hörtet, wir hätten auf dem Töpferacker die Leiche einer Frau gefunden, wußtet Ihr, daß sie es sein mußte.«
    »Ich wußte«, entgegnete Sulien mit schmerzhafter Sorgfalt, »daß allgemein angenommen wurde, daß sie es sein müsse. Ich wußte nicht, daß sie es war.«
    »Wieder wahr! Ihr hattet kein geheimes Wissen, und so konntet Ihr auch nicht wissen, daß es nicht Generys war.
    Trotzdem habt Ihr es sofort für nötig gehalten, Eure Lügengeschichte zu erfinden und den Ring zu zeigen, den sie Euch angeblich gegeben hatte, um, wie Ihr jetzt sagt, zu beweisen, daß sie noch am Leben war, weit genug weg, um eine Bestätigung zu erschweren und um Ruald von dem Schatten des Verdachts zu befreien. Ohne jede Achtung vor seiner Schuld oder Unschuld, denn dem Bericht zufolge, den Ihr jetzt von Euch gebt, habt Ihr nicht gewußt, ob sie noch lebte oder tot war oder ob er sie getötet hatte oder nicht.«
    »Nein!« widersprach Sulien mit einem so plötzlichen Anflug von Energie und Entrüstung, daß sein angespannter Körper von der Wandtäfelung vorstürzte. »Das habe ich gewußt, weil ich ihn kenne. Es ist unvorstellbar, daß er ihr je ein Leid hätte antun können. Dieser Mann ist einfach nicht zu einem Mord fähig.«
    »Glücklich der Mann, dessen Freunde seiner so sicher sein können!« bemerkte Hugh trocken. »Nun gut, erzählt weiter, was dann geschah. Wir hatten damals keinen Anlaß, Euer Wort anzuzweifeln; Ihr hattet doch bewiesen, nicht wahr, daß Generys noch lebte? Deshalb haben wir uns nach anderen Möglichkeiten umgesehen und eine zweite Frau gefunden, die sich oft in

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