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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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glänzenden Augen zurück. Um ihre Lippen spielte ein feines Lächeln, das rasch wieder verschwand. »Ich hatte gehofft, er würde bleiben, nachdem er wieder zu Hause war. Aber nein, er ging zurück. Gegen eine Berufung kann man, wie es scheint, nichts ausrichten.«
    Das klang wie ein gedämpftes Echo auf Rualds unabänderlichen Abschied von der Welt, von Frau und Ehe, und tönte Hugh noch in den Ohren, als er sich auf dem dunkler werdenden Hof von Eudo verabschiedete, aufsaß und nachdenklich nach Hause ritt. Von Cambridge nach Ramsey sind es kaum zwanzig Meilen, wie er sich unterwegs ausrechnete. Zwanzig Meilen weiter nordwestlich und damit noch etwas weiter von London, dem Brückenkopf von Stephens Machtbereich, entfernt. Ein wenig tiefer in der fast undurchdringlichen Welt der Fens, und der Winter nahte. Wenn ein toller Hund wie de Mandeville erst mal irgendwo Fuß gefaßt und sich in dieser Wasserwüste festgesetzt hatte, würde es Stephens ganze Streitmacht brauchen, um ihn dort wieder zu verjagen.
    Bruder Cadfael begab sich noch mehrmals zum Töpferacker, solange das Pflügen weiterging, doch weitere unerwartete Funde blieben aus. Der Pflüger und sein Ochsengespann waren bei jeder Wendung unterhalb des Feldrains mit äußerster Behutsamkeit vorgegangen, da sie auf neue grausige Funde gefaßt waren, doch die Furchen öffneten sich glatt und dunkel und unschuldig, eine nach der anderen.
    Das Wort hatte sich bei Cadfael im Kopf festgesetzt. Erde, hatte Ruald gesagt, sei unschuldig. Nur der Gebrauch, den wir von ihr machen, kann sie besudeln. Ja, Erde und noch viele andere Dinge, Wissen, Geschick, Kraft, alle sind unschuldig, bis ihr Gebrauch sie befleckt. Cadfael dachte in der kühlen herbstlichen Schönheit dieses großen Feldes, das sich von dem Hügelkamm mit Büschen, Brombeersträuchern und Bäumen sanft zum Fluß hin senkte und an den Seiten von jungfräulichen Feldrainen begrenzt wurde, an den Mann, der hier einst viele Jahre lang gearbeitet und diese Rechtfertigung des Bodens geäußert hatte, auf dem er sich abmühte und dem er seinen Lehm entnahm. Von großer Offenheit, anständig und von sanften Manieren, ein guter Arbeiter und ehrlicher Bürger, so hätte jeder von ihm gesagt, der ihn kannte. Aber wie gut kann der Mensch seinen Mitmenschen kennen? Schon jetzt gingen, was Ruald betraf, die Meinungen weit auseinander. Über Ruald, den einstigen Töpfer und heutigen Benediktinermönch in Shrewsbury. Die Leute hatten nicht lange gebraucht, um ihre Meinung zu ändern.
    Die Geschichte der Frau, die man auf dem Töpferacker gefunden hatte, war schon bald allgemein bekannt und zum Tagesgespräch der ganzen Gegend geworden, und wohin sollte sich der Klatsch wohl als erstes wenden, wenn nicht zu der Frau, die dort fünfzehn Jahre gelebt hatte und am Ende dieser Zeit ohne ein Wort zu einem anderen Menschen verschwunden war? Und wer sollte wohl der Schuldige sein, wenn nicht ihr Mann, der sie wegen einer Mönchskutte verlassen hatte?
    Die Frau selbst, wer immer sie sein mochte, war durch die Fürsorge des Abts schon wieder beigesetzt worden, diesmal in einer bescheidenen Ecke des Friedhofs, mit allen Riten, die man ihr schuldete, mit Ausnahme des Namens.
    Die Gemeindezugehörigkeit der ganzen Domäne von Longner war eigenartig, denn sie hatte früher den Bischöfen von ehester gehört, die all ihre örtlichen Ländereien, wenn sie nahe genug lagen, zu Außenstellen der Gemeinde von Saint Chad in Shrewsbury erklärt hatten. Da aber niemand wußte, ob diese Frau ein Gemeindemitglied oder eine durchreisende Frau gewesen war, hatte es Radulfus für einfacher und gnädiger gehalten, ihr einen Platz auf dem Gelände der Abtei zuzugestehen, um zumindest eines der vielen Probleme ledig zu sein, die sie mitgebracht hatte.
    Doch wenn sie schließlich Ruhe gefunden hatte, alle anderen fanden keine.
    »Du hast noch keinerlei Anstalten gemacht, ihn in Gewahrsam zu nehmen«, sagte Cadfael zu Hugh am Ende eines langen Tages in der Abgeschiedenheit seiner Werkstatt. »Oder auch nur, ihn hart zu vernehmen.«
    »Das war noch nicht nötig«, entgegnete Hugh. »Falls ich ihn je brauchen sollte, weiß ich, wo er sich befindet, und dort ist er sicher. Er wird sich nicht rühren. Du hast doch selbst gesehen, daß er alles schlimmstenfalls als gerechte, ihm von Gott auferlegte Strafe akzeptiert - oh, nicht unbedingt wegen Mordes, sondern einfach wegen all der Unzulänglichkeiten, die er neuerdings in sich entdeckt - oder bestenfalls

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