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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sein. Warum hat er Bruder Ruald seine Bürde auch nur eine Stunde länger als nötig ertragen lassen, geschweige denn einen Tag?«
    Es war genau die Überlegung, die Cadfael seit Suliens überraschendem Auftauchen im Hinterkopf herumspukte, von der er aber noch nicht wußte, wohin sie führte. Wenn Pernel den gleichen Zweifel hegte, sollte sie ruhig für ihn sprechen und sich etwas weiter vortasten, als er es bisher getan hatte. So sagte er einfach: »Ich habe den Gedanken nicht weiterverfolgt. Es würde bedeuten, daß ich Bruder Jerome befragen müßte, was ich nur sehr ungern täte, solange ich noch keinen festen Boden unter den Füßen habe. Ich kann mir aber nur einen einzigen Grund denken.
    Aus irgendeiner uns unbekannten Erwägung heraus wollte er sich weiterhin den Anschein geben, erst bei seinem Besuch auf Longner von dem Fall gehört zu haben.«
    »Warum hätte er das wünschen sollen?« hakte sie nach.
    »Ich nehme an, er wollte vielleicht mit seinem Bruder sprechen, bevor er irgend etwas preisgab. Er war mehr als ein Jahr weg gewesen und wollte vielleicht sicherstellen, daß seine Familie durch eine Angelegenheit, von der er gerade erst erfahren hatte, in keiner Weise bedroht war.
    Natürlich war er darauf bedacht, die Interessen der Familie zu wahren, dies um so mehr, als er sie so lange nicht gesehen hatte.«
    Dem stimmte sie mit einem nachdenklichen und emphatischen Kopfnicken zu. »Ja, das würde er. Aber ich kann mir einen weiteren Grund vorstellen, weshalb er mit seiner Neuigkeit hinter dem Berg hielt, und ich bin sicher, daß Ihr auch schon daran gedacht habt.«
    »Und das wäre?«
    »Daß er den Ring nicht hatte«, erklärte Pernel mit fester Stimme, »und somit nicht zeigen konnte, bis er zu Hause gewesen war, um ihn an sich zu nehmen.«
    Sie hatte wirklich unverblümt und furchtlos gesprochen, und Cadfael konnte ihre Zielstrebigkeit nur bewundern.
    Sie glaubte nur eins: daß über Sulien auch nicht ein Schatten von Schuld lag, und ihr einziges Ziel war es, es der Welt zu beweisen, aber ihr Zutrauen in die Wirksamkeit der Wahrheit trieb sie dazu, geradewegs darauf zuzugehen, in der Gewißheit nämlich, daß sie, wenn sie sie erst einmal gefunden hatte, auf ihrer Seite sein müsse.
    »Ich weiß«, sagte sie, »daß ich etwas behaupte, was ihm schädlich zu sein scheint, aber letztlich kann es das nicht sein, weil ich überzeugt bin, daß er nichts Unrechtes getan hat. Es gibt keinen anderen Weg, als jede Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Ich weiß, daß Ihr gesagt habt, Sulien habe sich in diese Frau verliebt und dies sogar selbst bestätigt, und wenn sie ihren Ring aus Bosheit gegen ihren Mann einem anderen Mann gegeben hat, ja, dann könnte es Sulien gewesen sein. Es hätte aber auch ein anderer sein können.
    Und obwohl ich nicht versuchen würde, dadurch den Fluch von einem Mann zu nehmen, daß ich ihn auf einen anderen herabbeschwöre, war Sulien nicht der einzige junge Mann, der in enger Nachbarschaft des Töpfers wohnte. Da wohnt noch sein Bruder, der älter ist als er. Der hätte sich genausogut zu einer Frau hingezogen fühlen können, die nach Aussagen aller schön war. Falls Sulien schuldig ist, etwas zu wissen, was er nicht offenbaren kann, könnte er mit seinem Schweigen genausogut seinen Bruder beschützen wie sich selbst. Ich kann nicht glauben«, sagte sie heftig, »daß Ihr nicht auch an diese Möglichkeit gedacht habt.«
    »Ich habe an viele Möglichkeiten gedacht«, gab Cadfael gelassen zu, »ohne vieles an Tatsachen zu besitzen, was eine dieser Möglichkeiten erhärten würde. Ja, es kann sein, daß er entweder für sich selbst oder seinen Bruder lügt. Oder für Ruald. Doch nur dann, wenn er weiß, daß unsere arme tote Dame tatsächlich Generys ist, und dieses Wissens muß er so sicher sein wie der Tatsache, daß jeden Morgen die Sonne aufgeht. Und vergeßt nicht, da ist noch die Möglichkeit, wie gering sie nach seinen Bemühungen für Britric auch erscheinen mag, daß er nicht gelogen hat, daß Generys irgendwo dort im Osten lebt und gesund und munter ist, und zwar mit dem Mann, dem sie aus freien Stücken gefolgt ist. Dann werden wir vielleicht niemals erfahren, wer die dunkelhaarige Frau war, die jemand mit einigem Respekt auf dem Töpferacker begraben hat.«
    »Aber das glaubt Ihr nicht«, sagte sie mit Überzeugung.
    »Ich glaube, daß die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen wird, so wie eine Blumenzwiebel in der Erde dem Licht zustrebt, wie tief sie auch gesät

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