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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nicht schwierig, den Grund für diese ambivalente Aura zu finden, die sie umgab und sie einerseits so deutlich als zusammengehörig erscheinen ließ, andererseits mit stillschweigendem Einverständnis trennte.
    Es würde so lange jedoch kein Ende und keine Lösung dieser Zweiteilung geben, wie die eine, alles andere in den Schatten stellende Frage unbeantwortet blieb. Ruald, der den Jungen am besten kannte, hatte nie auch nur den geringsten Anlaß gefunden zu bezweifeln, daß er die Wahrheit sagte, und die Tatsache, daß Ruald das einfach als Tatsache akzeptiert hatte, war zu seiner eigenen Errettung geworden. Cadfael jedoch sah noch auf keiner Seite Gewißheit. Zudem waren Hugh und seine Lanzenreiter und Bogenschützen noch viele Meilen entfernt, ihr Schicksal war noch unbekannt, und so blieb nichts anderes übrig als zu warten.
    Am letzten Tag des November ritt ein Bogenschütze der Garnison, über und über mit Straßenschmutz bedeckt und völlig durchnäßt, von Osten her heran und hielt erst in Saint Giles inne, und die Neuigkeit auszurufen, das Aufgebot des Sheriffs sei nicht weit hinter ihm und so intakt, wie es die Stadt verlassen habe, abgesehen von ein paar leichten Blessuren und Schürfwunden, und daß die Truppenkontingente des Königs aus den Grafschaften, die anderswo am meisten gebraucht wurden, zumindest für den Winter in ihre Garnisonen zurückgeschickt worden seien. Die Taktik König Stephens habe sich insofern verändert, als nicht mehr versucht werde, den Feind zu werfen und zu vernichten, sondern man wolle ihn jetzt auf seinem Territorium binden und damit den Schaden begrenzen, den er bei seinen Nachbarn anrichten könne. Das sah eher nach einem verschobenen als einem beendeten Feldzug aus, bedeutete aber die sichere Rückkehr der Männer von Shropshire zu ihren Feldern und Viehweiden. Als der Kurier in das Foregate-Viertel hineinritt, war ihm die Neuigkeit schon vorausgeeilt, so daß er sein Tempo verlangsamte, um sie im Vorüberreiten erneut auszurufen und auf einige der begierigen Fragen zu antworten, die ihm die Bewohner der Stadt zuriefen. Die Menschen liefen mit ihren Werkzeugen in der Hand aus Häusern, Werkstätten und Hofstätten, die Frauen aus ihren Küchen, der Schmied ließ seine Esse im Stich, und Vater Boniface verließ sein Zimmer über dem Vorbau an der Nordseite der Kirche; alle liefen vor Freude und Erleichterung durcheinander und riefen einander Einzelheiten zu, so wie sie sie zufällig von den Lippen des Kuriers erfahren hatten.
    Als der einsame Reiter das Torhaus der Abtei passiert hatte und der Brücke zustrebte, hatte geordnetes Hufgetrappel und das leise Klirren von Rüstungen Saint Giles erreicht, und die Bevölkerung des Foregate-Viertels blieb auf der Straße, um den heimkehrenden Trupp willkommen zu heißen. Die Arbeit konnte jetzt ein paar Stunden warten.
    Selbst auf dem Klostergelände machte die Nachricht die Runde, und einige Brüder versammelten sich, ohne getadelt zu werden, außerhalb der Klostermauer, um der Rückkehr beizuwohnen. Cadfael, der aufgestanden war, um die Männer losreiten zu sehen, erschien jetzt ebenfalls voller Dankbarkeit, sie wieder sicher zu Hause zu wissen.
    Ihre Kleidung und Ausrüstung war bei der Rückkehr verständlicherweise nicht mehr ganz so makellos wie bei ihrem Aufbruch. Die Lanzenfähnchen waren beschmutzt und ausgefranst, hier und da sogar zerfetzt, einige der leichten Waffen waren verbeult und stumpf, man sah einige verbundene Köpfe, ein paar Arme hingen in Schlingen, und einige Männer trugen Barte, die sie beim Abmarsch nicht gehabt hatten. Die Männer ritten jedoch in guter Ordnung und boten trotz der Flecke und des Schlamms, den sie vergeblich von ihrer Kleidung zu bürsten versucht hatten, einen sehr beachtlichen Anblick. Hugh hatte seine Männer eingeholt, lange bevor sie Coventry erreichten, und dort lange genug Rast gemacht, damit Männer wie Pferde sich ausruhen und zu Kräften kommen konnten. Die Troßkarren und Bogenschützen zu Fuß konnten sich von Coventry an Zeit lassen, denn dort waren die Straßen offen und gut, und die Nachricht von ihrer sicheren Heimkehr war ihnen schon vorausgeeilt.
    Hugh, der an der Spitze der Marschkolonne ritt, hatte seinen Kettenpanzer abgelegt, um in Rock und Umhang angenehmer reiten zu können. Er wirkte wachsam und angeregt, und sein Gesicht war leicht gerötet vor Vergnügen, das laute Stimmengewirr der Erleichterung und Freude zu hören, das ihn auf dem Foregate begleitete und

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