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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Strandabschnitt ein Müllplatz für Altglas gewesen. Die Zeit hatte den einstigen Müll in einen Schatz verwandelt. Jedes Mal wenn Winona auf diesen magisch bunten Strand blickte, musste sie an ihre Mutter denken und lächeln.
    Sie parkte auf dem Rasen, holte eine Cola light aus der Kühltasche auf dem Rücksitz und überlegte, wie man das Haus umgestalten sollte. Natürlich musste sie sich an den Grundriss halten und es umfassend restaurieren. Heutzutage bekam man sonst kein Haus mehr so nah am Wasser. Allerdings konnte sie den Bungalow um eine Etage aufstocken. Das bedeutete, die untere Etage musste offener gestaltet werden und jedes Zimmer ein Panoramafenster bekommen. Es sollte ein großes Schlafzimmer, ein großes Bad und oben ein Büro geben.
    Perfekt.
    Sie nahm ihr Hackbratensandwich und ihr Notizbuch mit aus dem Wagen. Dann setzte sie sich auf den Rasen vor dem Haus, aß ihren Lunch und fing an, Pläne zu zeichnen. Sie war so mit dem Grundriss der Zimmer und der Anordnung der Türen beschäftigt, dass sie erst als Vivi Ann ihren Namen rief, bemerkte, dass sie nicht mehr allein war.
    Winona drehte sich um. »Hey. Ich hab dich gar nicht kommen hören.«
    »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Vivi Ann kam quer über den Rasen zu ihr, während Noah vom Beifahrersitz des Trucks stieg. Er machte keinerlei Anstalten, sich zu ihnen zu gesellen, sondern stand nur da, mit hängenden Schultern und entnervter Miene, die Haare im Gesicht, die Hände tief in den Taschen seiner ausgebeulten, zerschlissenen Jeans vergraben.
    »Du wolltest dir das neue Haus ansehen?«, fragte Winona. Wie üblich ignorierte sie Noah, so weit es ging. Es machte die Dinge einfacher. »Soll ich dir alles zeigen?«
    Vivi Ann überblickte das Grundstück. »Was musst du denn machen, bevor du anfängst, Wände einzureißen?«
    »Ah, eine ganze Menge. Es gibt immer Vorarbeiten. Du solltest den Anleger sehen. Es dauert ziemlich lange, Möwendreck von vierzig Jahren wegzuschrubben.«
    »Aber das ist doch perfekt!«
    »Ich weiß. Ein Anleger bringt noch mal hunderttausend Dollar zusätzlich zum Wert eines Grundstücks.« Dann runzelte Winona die Stirn. »Das meintest du doch, oder?«
    Vivi Ann blickte hinüber zu Noah, der seine schmutzigen Fingernägel studierte, als könnten Goldspäne darunter zu finden sein. »Noah will nicht mehr bei der Jugendgruppe mitmachen und weigert sich, beim Stadtfest zu erscheinen.«
    »Ach. Tja. Er ist ein Junge. Ballett wäre auch nichts für ihn.«
    »Ich freue mich, dass du Verständnis für sein Problem hast. Mir war das nicht so klar.«
    »Natürlich nicht. Du warst seinerzeit hübsch und beliebt. Wenn du Football hättest spielen wollen, hätten die Jungs begeistert zugestimmt. Herrgott, selbst wenn du bei der Abschlussparty gekotzt hättest, hätten die Jungs Schlange gestanden, um dir die Haare zurückzuhalten, und dich nachher immer noch angebetet. Ein Junge wie Noah hingegen muss vorsichtig sein: kein Mathe, keine Computerclubs, kein Schach und auf gar keinen Fall Reiten mit der Jugendgruppe. Er versucht, Freunde zu finden und nicht zu vergraulen.«
    »Aber du hast doch gesagt, er sollte nicht den ganzen Tag in seinem Zimmer rumsitzen!«
    »Hab ich das gesagt? Ich meine, ich hätte auch gesagt, er bräuchte professionelle Hilfe. Er kommt mir … wütender als sonst vor.«
    »Was er braucht, ist ein Ferienjob. Und zwar nicht auf der Ranch. Wir können uns keinen weiteren Grund, zu streiten, leisten.«
    »Eine großartige Idee. Dann wüsste er was mit seiner Zeit anzufangen, und er bekäme Selbstvertrauen und …« Winona verstummte. »Nein«, sagte sie zu Vivi Ann und schüttelte den Kopf. »Du meinst doch wohl nicht …«
    »Es wäre perfekt. Er könnte den Anleger reinigen. Acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Du könntest ihn pro Quadratmeter bezahlen. Ich schätze, wenn du ihn nach Stunden bezahlen würdest, wärst du pleite, ohne dass er irgendwas geleistet hätte.«
    »Ich soll ihn auch noch bezahlen?«
    »Er wird es kaum umsonst machen. Außerdem bist du reich.«
    »Hör mal, Vivi Ann«, erwiderte Winona und senkte die Stimme. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Sag ihr, du hast Angst vor mir, Tante Winona«, rief Noah. »Sag ihr, dass du mich für gefährlich hältst.«
    »Sei still, Noah«, fauchte Vivi Ann. »Natürlich hat sie keine Angst vor dir.« Sie sah wieder zu Winona. »Ich brauche wirklich deine Hilfe. Im Problemlösen bist du doch ganz groß. Aurora hält es auch für eine gute

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