Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
streckte die Hand aus, legte den Arm um sie und zog sie halb an sich. Leicht benommen löste sie sich sofort wieder von ihm. »Wäre Winona nicht gewesen«, sagte Luke zu ihrem Dad, »dann hätte ich niemals Tierarzt werden können. Sie hat einen Großteil meiner Hausaufgaben in der Highschool übernommen.«
    »Ja, schlau ist sie, so viel steht fest. Jetzt hat sie sich in den Kopf gesetzt, das Land meiner Väter zu verkaufen.«
    Winona konnte nicht glauben, dass er das vor Luke zur Sprache brachte. »Ich hab nur versucht, für deine Zukunft zu sorgen.«
    Ihr Dad ignorierte sie und sah Luke an. »Als Abelard Wales verließ, hatte er genau vierzehn Dollar in der Tasche.«
    »Komm schon, Dad. Die alten Geschichten will doch keiner hören –«
    »Und Elijah hat im Krieg ein Bein verloren, und als er zurückkam, war seine Frau tot, sein Sohn lag im Sterben, und das Land war zu feucht, um irgendwas anzubauen. Aber er schaffte es trotzdem, das Land durch die Wirtschaftskrise zu kriegen, ohne auch nur einen Hektar zu verkaufen. Er hinterließ seinem Sohn jeden verdammten Zentimeter seines Erbes.«
    »Das waren andere Zeiten, Dad. Das weißt du auch. Uns ist es egal, ob du uns das Land unverändert vererbst.«
    »Genau die Antwort, die ich von dir erwartet hätte.«
    »So hab ich das nicht gemeint. Ich wollte damit sagen, dass wir um dein Wohl besorgt sind. Nur das ist wichtig.«
    »Du begreifst einfach nicht, wie sehr mir und Vivi Ann das Land am Herzen liegt. Du hast es einfach nicht in dir.«
    Wie leicht er sie von der Herde trennte und aussonderte.
    »Jedenfalls sieht alles großartig aus, Henry«, unterbrach Luke das darauf folgende unbehagliche Schweigen. »Genau wie ich es in Erinnerung hatte. Ich wollte dir auch danken, dass du den Zaun instand gehalten hast. Und dir etwas dafür bezahlen. Irgendwie haben Mom und ich vergessen, uns darum zu kümmern.«
    Dad nickte. »Von dir würde ich keinen Penny nehmen, mein Sohn. Reine Nachbarschaftshilfe.«
    Mein Sohn.
    Wie ihr Vater Luke so beiläufig in die Familie integrierte, schmerzte, als würde man seine Hand ins Spülwasser stecken und sich an einem scharfen Messer schneiden. Den Schnitt bemerkte man erst, wenn man die Hand wieder herauszog und den Blutstropfen sah.
    »Außerdem hat Vivi Ann das meiste hier in Schuss gehalten, sie und die verschiedenen Hilfsarbeiter, die sie aufgetrieben hat. Sie hat ihr ganzes Herzblut in dieses Land gesteckt.« Ihr Vater sah Winona an, als er das sagte.
    »Ich hab gehört, sie ist eine gute Rodeoreiterin.«
    »Die beste im ganzen Land«, erklärte Dad.
    »Das überrascht mich kaum. Ich glaube, immer wenn ich sie zu Gesicht bekam, saß sie auf dem Rücken von Donnas Pferd und ritt mit Überschallgeschwindigkeit.«
    »Allerdings«, sagte Dad. »Sie und Clem sind ein gutes Team.«
    Winona verkniff sich jeglichen Kommentar, während ihr Dad sich über Vivi Ann erging: welch eine großartige Reiterin sie sei, wie alle um ihre Hilfe bäten, wie die Männer bei ihr Schlange stünden, sie aber noch nicht den Richtigen gefunden habe.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie unterbrach ihn einfach und sagte: »Ich geh mal wieder. Ich wollte nur kurz vorbeikommen, um –«
    »Ach, nein, geh noch nicht«, bat Luke und fasste sie am Arm. »Ich wollte dich und Henry in der Stadt zum Essen einladen.«
    »Ich kann nicht«, sagte Dad. »Ich treffe mich im Eagles mit ein paar Kumpels. Aber danke.«
    Luke wandte sich zu ihr. »Winona?«
    Denk dir nichts dabei. Schließlich hat er Dad auch eingeladen. An diesen Gedanken klammerte sie sich, doch als sie zu ihm aufsah, löste er sich in Luft auf und wurde vom schlimmsten aller Gefühle ersetzt: Hoffnung.
    »Ja, gern.«
    »Wohin?«, fragte er.
    »Das Waves ist gut. An der Ecke First Street und Shore Drive.«
    »Dann mal los.« Luke drückte ihrem Dad die Hand. »Danke noch mal für alles, Henry. Und vergiss nicht: Falls du je meine Weide brauchst, sag einfach Bescheid.«
    Henry nickte, ging ins Haus und schloss entschieden die Tür.
    »Arschloch«, murmelte Winona.
    Luke sah sie grinsend an. »Früher hast du ihn Scheißkerl genannt.«
    »Ich habe meinen Wortschatz erweitert. Wenn du also noch ein paar Ausdrücke hören willst …« Lächelnd ging sie über den Vorplatz zum Beifahrersitz seines großen Wagens. Kaum sprang der Motor an, tönte auch schon »Stairway to Heaven« laut aus den Boxen.
    Sie sah ihn an und wusste, dass er an dasselbe dachte wie sie: sie beide auf der Schulfete, unter einer

Weitere Kostenlose Bücher