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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Tonnen herum trat sie Clem in die Flanken und trieb sie an. Die Sekunden verflogen beängstigend schnell, aber für Vivi Ann verging alles wie in Zeitlupe – wie Clem sich um das erste Fass wand, dann um das zweite, und anschließend rasten sie zum dritten, schlängelten sich geschickt darum herum und galoppierten durch die Arena zurück. Als sie am Timer vorbei waren, zog Vivi Ann sanft die Zügel an und bremste Clem zu einem munteren Trab.
    Als sie ihre Zeit durch die Lautsprecher hörte, grinste sie und lachte dann.
    14. 09.
    Das würde schwer zu schlagen sein. Sie versuchte, im Kopf auszurechnen, ob sie in der Durchschnittswertung vorn lag, aber das war zu schwierig. Sie hatte bereits eine von zwei Vorrunden gewonnen. Deshalb hatten nur noch wenige Mitstreiterinnen überhaupt die Chance, sie zu schlagen, und auch das war unwahrscheinlich. Denn sie hatte gerade fast eine neue Arena-Rekordzeit geschafft.
    »Gute Arbeit, Clem«, sagte sie und tätschelte der Stute den Hals. Sie saß ab und führte das Pferd zurück zum Anhänger. Dort gab sie Clem einen Eimer Wasser und etwas mit Melasse angereicherten Hafer, sattelte sie dann ab und band sie an dem alten, rostigen Pferdetransporter fest.
    Lächelnd ging, nein, rannte sie zu den Tribünen. Ein paar der Reiterinnen waren bereits da, hauptsächlich die, die es nicht unter die besten fünfzehn geschafft hatten. Pam. Red. Amy.
    »Guter Ritt, Vivi«, sagte Holly Bruhn und rutschte zur Seite, um ihr Platz zu machen.
    Vivi Ann lächelte. »Für ein altes Mädchen war Clem ziemlich schnell, was?«
    »Allerdings.« Holly griff in die Kühltasche neben sich und holte ein kaltes Bier hervor. »Hier. Aber du darfst es nur trinken, wenn deine Zeit nicht unterboten wird.«
    »Ha!« Vivi Ann nahm das Bier und setzte es an die Lippen.
    Holly gab ihr noch einen Zettel. »Das ist für dich.«
    Vivi Ann sah ihn sich an. Es war ein ganz normaler Flyer, wie sie ihn schon mindestens hundertmal in ihrem Leben gesehen hatte. Eine Liste von Barrel-Racing-Rodeos. Neu war nur, dass es sich um eine an den Wochenenden stattfindende Serie handelte, an deren Ende der Gewinner hohe Preise bekam.
    »Wir wollten es mal mit einer Winterserie versuchen«, sagte Holly. »Da unsere Arena jetzt betriebsbereit ist, müssen wir für Einkünfte sorgen. Es wäre schön, wenn du mitmachen könntest. Sag’s auch deinen Freundinnen von der Jugendgruppe weiter.«
    Plötzlich war sie da: die zündende Idee. So naheliegend und ausgereift, dass Vivi Ann überrascht war, nicht schon früher darauf gekommen zu sein. »Wie viele haben sich schon angemeldet?«
    »Bis jetzt ungefähr neunzig. Hier siehst du die Tabelle mit den verschiedenen Gebühren. Außerdem gibt es noch Sparten für Kinder. Um einen Preis gewinnen zu können, muss man mindestens auf vier der acht Rodeos geritten sein. Um dich zu qualifizieren, müsstest du also bei den nächsten unbedingt teilnehmen – weil du so spät einsteigst.«
    »Bei euch gibt es für die einzelnen Rodeos und für die Gesamtwertung Preise?«
    Holly nickte. »Preisgeld für die einzelnen, Sachpreise am Schluss.«
    »Und Team-Penning und -Roping macht ihr auch noch?«
    »Jeden Freitag. Es läuft zwar nur schleppend an – weil die Arena erst noch bekannt werden muss –, aber jede Woche kommen mehr.«
    Von da an konnte Vivi Ann kaum noch an etwas anderes denken. Selbst als sie an diesem Nachmittag den Sattel und das Preisgeld in Empfang nahm, die sie gewonnen hatte, war sie so abgelenkt, dass sie kaum etwas sagte. Statt mit ihren Freundinnen in die nächste Kneipe zum Linedance zu gehen, verlud sie Clem in den Anhänger und fuhr heim. Auf der langen Fahrt von Texas nach Hause hörte sie Garth Brooks und prüfte dabei die Idee von allen Seiten, um mögliche Schwächen zu finden. Aber sie fand keine. Endlich hatte sie die Lösung für das gefunden, was ihr Vater brauchte.
    Sie hatte sie gefunden. Das befriedigte sie am meisten, wenn sie darüber nachdachte.
    Sie wusste genau, was die anderen über sie dachten. Sogar ihre Schwestern, die sie doch liebten, betrachteten sie nur als hübsches Ding, das zwar begnadet reiten konnte, aber nicht besonders lebenstüchtig war.
    Jetzt endlich konnte sie allen beweisen, dass sie nicht nur ein hübsches Gesicht hatte.
    Dieser Gedanke, diese Hoffnung begleitete sie auf der ganzen langen Fahrt nach Hause. Als sie schließlich Samstagnacht in den Zufahrtsweg nach Water’s Edge einbog, hatte sie all ihre Ideen gesammelt und so geordnet,

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