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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Manteltasche und holte eine kleine blaue Samtschatulle hervor.
    Winona wusste nicht, wie sie die Kraft aufbrachte, die Hand auszustrecken und die Schatulle zu nehmen. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie nicht mal mehr die Wellen am Kanal hörte. Langsam öffnete sie den Deckel. Auf dem blauen Samt lag ein Diamantring, der im Mondlicht wie ein winziger Stern am Himmel funkelte. Einen schrecklichen Moment lang glaubte sie, sie müsste sich übergeben.
    »Ich will sie um ihre Hand bitten«, sagte er.
    »Aber … ihr seid doch erst drei Monate zusammen …«
    »Ich bin achtundzwanzig, Win. Alt genug, um zu wissen, was ich will.«
    Etwas in ihrem Innern erstarb und verwandelte sich langsam zu Asche. »Und du willst Vivi Ann.« Hörte er, wie brüchig ihre Stimme auf einmal klang? Sie wusste es nicht; es kümmerte sie auch nicht.
    »Das kann doch nicht verwundern, oder?«
    Winona wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Vivi Ann fiel einfach alles zu; vor allem Liebe.
    »Sag, dass du dich für mich freust, Win«, bat er.
    Sie sah ihm in die Augen und log.

Vier
    Am Abend des Festessens anlässlich der Preisverleihung betrachtete Vivi Ann kritisch ihr Werk.
    Der gesamte Hauptsaal der Eagles Hall war geschmückt worden. Kreppbänder hingen von der Decke, und rot-weiß karierte Tischdecken zierten die Tische. Vorn im Saal war ein breiter Tisch mit Podium und Mikrofon aufgebaut worden. Blumenarrangements mit hübschen Frühblühern – eine Spende des hiesigen Floristen – verliehen jedem Tisch ein festliches Aussehen. An den Wänden hingen Dutzende Poster mit Fotos vom Rodeomarathon und seinen Teilnehmern. Im Hintergrund des Saals waren große Boxen aufgestellt worden. Noch war es still, aber schon bald würden sie das Fest mit Tanzmusik beschallen.
    »Wie findest du es?«, fragte sie Aurora, die ihr den größten Teil des Tages bei den Vorbereitungen geholfen hatte. Das Wetter hatte mitgespielt und ihnen einen strahlend sonnigen Frühlingstag mit wolkenlosem Himmel beschert.
    »Mehr kann man aus dem alten Saal nicht rausholen«, sagte Aurora.
    Der Meinung war Vivi Ann auch. »In etwa einer Stunde wird Mae alles fürs Essen bringen.«
    Aurora legte den Hammer beiseite, kam zu Vivi Ann und legte ihr einen Arm um die Taille. »Du hast großartige Arbeit geleistet. Der Rodeomarathon war ein voller Erfolg, und vom Bankett wird die ganze Stadt reden.«
    »Ich hoffe nur, dass die Mädels ihre Väter mitbringen. Das erste Team-Roping ist schon in zwei Wochen. Ich möchte, dass sich so früh wie möglich viele Teilnehmer melden.«
    »Die ganze Stadt ist mit Flyern zugepflastert. Die Lassowerfer kommen ganz bestimmt.«
    »Das will ich auch hoffen. Das Barrel-Racing war ein guter Start – weil es nicht so viel kostet –, aber wenn das Roping nicht funktioniert, ist schon wieder Schluss.«
    »Apropos Schluss, wie geht es eigentlich Luke?«
    Vivi Ann lachte. »Ich hab nie gesagt, dass ich Schluss mit ihm machen werde.«
    »Aber du hast auch nicht das Gegenteil behauptet. Im Ernst, Vivi, ich hab euch neulich im Outlaw gesehen. Du hast ausgesehen, als würdest du auf Wolken schweben.«
    »Nichts Ungewöhnliches im Outlaw. Das liegt am Tequila.«
    Aurora setzte sich zu ihr an den Tisch und sah sie an. »Bist du in ihn verliebt?«
    Vivi Ann wusste, dass die ganze Stadt über sie und Luke redete. Alle fanden es toll, dass er in sie verliebt war. An ihrem regelmäßigen Wochenendbesuch in der Outlaw Tavern erzählte er jedem, der zuhörte, sie hätte ihm bei einem Becher Eis das Herz gestohlen. »Ein Blick nur, und ich wusste Bescheid«, sagte er immer.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern oder auch nur fühlen sollte. Sie mochte Luke, wirklich. Sie hatten viel gemeinsam und eine Menge Spaß.
    Aber Liebe?
    Wie sollte sie sich da sicher sein? Sie wusste nur, dass sie schon fast drei Monate zusammen waren und er in ihrer Gegenwart immer noch so unsicher war und sie so vorsichtig anfasste, als befürchtete er, sie könnte an seiner Leidenschaft zerbrechen. Als er ihr am Abend zuvor einen Gutenachtkuss gab, hatte sie gespürt, dass sie mehr wollte, mehr brauchte. Aber wie sollte man einem anständigen Kerl beibringen, dass er ruhig mal etwas unanständiger sein konnte?
    »Du antwortest mir nicht«, stellte Aurora fest.
    »Ich wüsste nicht, was.«
    Aurora bedachte sie mit einem merkwürdigen Blick. »Das ist auch eine Antwort.«
    Da Vivi Ann lieber nicht darauf eingehen wollte, wechselte sie das Thema. »Wo ist Winona? In den

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