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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Vertrautheit gefährdet; zum ersten Mal fragte sie sich, ob seine Liebe, wie ihre Schwestern behaupteten, wirklich an Bedingungen gebunden war, und das machte ihr Angst. Er war ihr Fels in der Brandung, das Fundament ihrer Familie. Alles andere war undenkbar.
    Während sie nach Worten suchte, klopfte es an der Tür. Sie wusste, wer das war. »Hast du es ihm erzählt?«, fragte sie ihre Schwester.
    »Die halbe Stadt war schon hier, Vivi«, sagte Winona und hätte eigentlich verärgert blicken müssen, aber in diesem seltsam surrealen Augenblick, als ihre Panik sich wirklich bemerkbar machte, hatte Vivi Ann den Eindruck, dass Winona erfreut wirkte. Und die Frage hatte sie auch nicht beantwortet.
    Die Tür ging auf, und Luke stand da. Er trug Dockers und ein kariertes Flanellhemd wie bei einem ganz normalen Besuch. Aber seine Haare waren noch feucht und ungekämmt.
    Sie ging auf ihn zu, weil sie plötzlich den verzweifelten Wunsch spürte, alles ungeschehen zu machen. »Sag ihnen, dass es unwichtig ist, Luke. Du weißt doch, dass wir uns lieben.« Ihre Panik wuchs, als er nichts darauf erwiderte. »Wir wollen doch heiraten. Sag Daddy, er muss sich keine Sorgen machen.«
    »Ihr seid verlobt?«, fragte der Vater.
    Vivi Ann drehte sich zu ihrem Vater um. »Wir wollten nur den richtigen Zeitpunkt abwarten, um es allen zu sagen.«
    Da endlich lächelte ihr Dad. »Gut. Dann ist das ja erledigt. Unser erster Jackpot startet in zwei Stunden, und wir haben noch jede Menge zu tun. Ich rede jetzt mal ein Wörtchen mit unserem Neuen und setze ihn ins Bild. Von jetzt an behält er seine Hände bei sich, sonst feure ich ihn, Vertrag hin, Vertrag her.«
    Kaum war er gegangen, wollte sich Vivi Ann von Luke lösen, aber er hielt ihre Hand fest und ließ sie nicht gehen.
    »Hast du seinen Kuss erwidert?«, fragte er.
    »Natürlich nicht!« Sie spürte, wie Winona sie von ihrem Platz aus beobachtete.
    Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. Noch bevor sie ihn sah, wusste sie schon, dass seine Miene sorgenzerfurcht und sein klarer, aufrichtiger Blick von Zweifel getrübt sein würde. Sie wusste auch, dass er ihr glauben würde, weil er ihr glauben wollte .
    »Ist alles in Ordnung mit uns?«
    »Alles bestens.«
    »Du machst mich zum glücklichsten Mann in Oyster Shores.«
    Es hätte ein Augenblick voller Romantik sein sollen.
    Aber sie wusste schon, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    Du machst mich zum glücklichsten Mann in Oyster Shores.
    Dieser Satz wurde immer und immer wieder in Winonas Kopf abgespult. Wie in Zeitlupe sah sie die ganze tragische Szene vor sich: Vivi Ann kam die Treppe herunter, und ihr schönes Gesicht zeigte Überraschung, als ihr klarwurde, was geschah … Dad wandte sich ein einziges Mal gegen sie und sagte, er schäme sich für sie … und dann kam Luke herein, den Blick durch Kummer und Zweifel verdüstert.
    Winona wäre am liebsten zu ihm gegangen und hätte gesagt: Sie bricht jedem das Herz. Und dann wäre sie für ihn da gewesen. Sie hatte sogar gewagt, es sich bildlich vorzustellen, darauf zu hoffen. Und dann …
    Wir wollen heiraten.
    Drei Wörter, die alles veränderten, drei Wörter, die Vivi Anns guten Ruf wiederherstellten, drei Wörter, die dem alten Mann ein Lächeln entlockten.
    Winona saß vollkommen reglos im Wohnzimmer und hörte ihr Gespräch, jedoch ohne darauf zu achten. Sie konnte sich ohnehin vorstellen, worum es ging. Ganz sicher war es das für Verlobte typische Geplänkel, in dem es um Liebe, Träume und Zeremonien ging.
    Sie schienen ganz vergessen zu haben, dass sie auch noch da war. Oder es war ihnen egal. Sie war nur ein weiteres sperriges Möbelstück.
    Langsam stand sie auf, zwang sich, eine gleichmütige Miene aufzusetzen, und ging zu ihnen. Fast wäre sie bei ihnen stehen geblieben und hätte ihnen förmlich Glück gewünscht, doch gerade als sie sich ihnen näherte, zog Luke Vivi Ann in die Arme und küsste sie.
    Es war das erste Mal, dass Winona sah, wie sie sich küssten. Sie blieb abrupt stehen und starrte sie an.
    Dann setzte sie sich wieder in Bewegung, ging durchs Wohnzimmer, über die Veranda, zu ihrem Wagen. Zu schnell fuhr sie auf die Straße und war überrascht, dass sie weinte, als sie den Orca Way erreichte. Ungeduldig wischte sie sich über die Augen und bog rechts ein.
    Einen Block weiter bremste sie und blieb mitten auf der Straße abrupt stehen.
    Wir wollen heiraten.
    Wie konnten Luke und Dad so dumm sein? Sahen sie nicht, dass Vivi

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