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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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hier.« Sie drehte sich um, stiefelte zum Haus zurück, zog sich wieder ihre Pumps an, holte im Arbeitszimmer ein Exemplar des Arbeitsvertrags, den sie aufgesetzt hatte, und kehrte zu ihm zurück. »Sie bekommen Kost und Logis und fünfhundert Dollar im Monat. Sind Sie einverstanden?«
    Er nickte.
    Winona wartete, ob er noch mehr tun, als nur dastehen und sie anstarren würde, doch als nichts kam, setzte sie sich in Bewegung und ging zu dem alten Cottage auf dem Hügel. »Hier lang.«
    Oben marschierte sie quer durchs kniehohe Gras zur Cottagetür. »Wie Sie sehen können, müsste die Veranda repariert werden. Aber drinnen haben meine Schwestern und ich saubergemacht.« Sie schaltete das Licht ein und versuchte, das alte Cottage nicht wie sonst durch das emotional gefärbte Prisma ihrer eigenen Geschichte zu sehen, sondern wie ein Fremder.
    Breite Dielen aus Zedernholz, die von jahrzehntelangem Gebrauch abgenutzt und verschrammt waren; ein kleines Wohnzimmer mit neu gekalkten Wänden und bunt zusammengewürfelten Möbeln – einem Sofa in ausgeblichenem Rot, zwei alten Schaukelstühlen, Grandmas altem Couchtisch –, die vor einem verrußten Steinkamin standen; eine Küchenzeile mit Geräten aus den vierziger Jahren, Arbeitsflächen aus Holz und einem blau gestrichenen Tisch mit Eichenstühlen. Durch die Wohnzimmertür konnte man auf das Schlafzimmer blicken, wo ein Metallbett mit Quilts stand. Nur das Bad war von hier aus nicht zu sehen. Allerdings konnte man von ihm höchstens sagen, dass alles funktionierte. Der durchdringende Geruch von frischer Tünche konnte nicht den älteren Geruch nach feuchtem, schimmligem Holz überdecken.
    »Würde Ihnen das genügen?«, fragte sie.
    »Ja, klar.«
    Sie ertappte sich dabei, dass sie sein scharf geschnittenes Profil betrachtete. Sein Gesicht erinnerte sie an Scherben, denn es bestand nur aus harten Flächen und scharfen Kanten.
    »Hier ist Ihr Arbeitsvertrag. Wenn Sie möchten, können Sie ihn vorher Ihrem Anwalt zeigen.«
    »Was, meinem Anwalt?« Er blickte erst auf den Vertrag und dann auf sie. »Hier steht, Sie stellen mich ein, und ich verspreche, nicht vorzeitig zu gehen, oder?«
    »Genau. Der Vertrag ist auf ein Jahr befristet.« Sie gab ihm den Vertrag und einen Stift.
    Er ging zum Tisch und unterschrieb den Vertrag. »Was soll ich als Erstes machen?«
    »Nun, ich arbeite hier eigentlich nicht. Meine Schwester und mein Vater leiten die Ranch, und im Moment sind beide nicht da. Also richten Sie sich am besten erst mal häuslich ein und erscheinen morgen früh um sechs zum Frühstück im Farmhaus. Dann wird man Ihnen sagen, was Sie zu tun haben.«
    Er gab ihr den unterschriebenen Vertrag zurück.
    Sie wartete, ob noch etwas käme, vielleicht ein Dank oder das Versprechen, gute Arbeit zu leisten, doch als offenkundig wurde, dass er nichts mehr zu sagen hatte, verließ sie das Cottage. Während sie die Stufen der Veranda hinunter und dann durch das hohe Gras zum Schotterweg ging, hörte sie, wie er auf die Veranda trat.
    Zwar blickte sie sich nicht um, war sich jedoch sicher, dass er ihr hinterhersah.
    Die Grey-Schwestern verbrachten schon seit einer Ewigkeit jeden Freitagabend zusammen, und dieser Abend bildete keine Ausnahme. Wie üblich trafen sie sich im Blue Plate Diner auf ein kurzes Abendessen und gingen dann den Shore Drive hinunter zur Outlaw Tavern. Die Männer mochten in ihrem Leben kommen und gehen – und sie in der Bar treffen –, aber ihr Essen zu dritt war in Stein gemeißelt.
    Heute Abend waren sie vom für den Spätfrühling üblichen Publikum umringt. Ein paar Touristen waren bereits da, zu erkennen an den bunten Designerklamotten und den auf Hochglanz polierten SUV s, die vor der Bar parkten. Die Einheimischen hingegen nippten an ihrer Limonade, unterhielten sich leise oder lasen Zeitung und würdigten die Speisekarten nicht eines Blickes. Die meisten bestellten Gracies berühmten Hackbraten, der schon seit den frühen Achtzigern nicht mehr auf der Karte stand.
    Winona stibitzte sich eine von Vivi Anns Fritten. »Ich habe heute einen Farmarbeiter eingestellt«, verkündete sie und fragte sich, was ihre Schwester wohl von Dallas Raintree halten mochte.
    Vivi Ann sah auf. »Du machst Witze! Wen denn?«
    »Einen Texaner. Er behauptet, er würde sich mit Pferden auskennen.«
    »Und, wie ist er denn so?«
    Winona überlegte, wie sie ihn am besten beschreiben sollte, sagte dann aber nur: »Ich weiß nicht. Er hat nicht viel gesagt.«
    »Cowboys«,

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