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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gründlich gebüffelte Theorie.
    Evelyn erwachte.
    Wie es fast allen mit Äther narkotisierten Patienten geht: auch ihr war speiübel. Sempa hielt ihr eine aus Gold gehämmerte Inkaschale unters Kinn, hob ihren Kopf an und ließ sie erbrechen. Bei jedem Würgen stöhnte sie auf, ihre Augen weiteten sich, die Wunde brannte und glühte. Dann lag sie apathisch da. Sempa untersuchte das Operationsfeld, ob nicht etwa durch das Würgen, Erbrechen und Husten eine Naht geplatzt war. Dann deckte er Eves nackten Körper wieder zu.
    »Seien wir ganz ehrlich, Baby«, sagte er in seiner rauhen Art, aber doch leiser als sonst, »wenn du die nächsten drei oder gar fünf Tage überlebst, hast du's geschafft! Ich werde dich mit Penicillin vollpumpen und dir ab und zu eine Kreislaufspritze geben. Aber ob du durchhältst, wissen nur der Himmel und du selbst! Beiß die Zähne zusammen und kneif die Arschbacken zu, Mädchen!«
    Evelyn lächelte schwach. Ihre Lider klappten immer wieder zu. Endlich schlief sie, von einer unüberwindbaren Schwäche überwältigt, wieder ein. Sempa hieb ihr – so muß man seine Injektionsmethode beschreiben – eine Megacillinspritze in den linken Gesäßmuskel. Mißtrauisch betrachtete er die von Phil vorbereitete Infusionsflasche, den Tropfschlauch und die Infusionskanüle. Das habe ich auch mal gekonnt, dachte er. Oberarm abbinden, Vene fixieren und dann die dicke Nadel schräg in die Ader führen. Hundertmal habe ich das gemacht. Er nahm Evelyns Arm, blickte auf ihre zarte Vene und ließ den Arm zurückfallen. Er wagte es einfach nicht. Du bist doch ein blöder Hund, sagte er zu sich. Einen Blinddarm schneidest du aus dem Bauch – aber vor einer Vene hast du plötzlich Angst!
    Er stand auf, zog die Decken bis zu Evelyns Kinn und verließ die Höhle. Mit weit ausgreifenden Schritten lief er zum Krater zurück und traf dort Phil an, der verzweifelt versuchte, an dem goldenen Inkatopf seine Fesseln durchzuschaben. Ein aussichtsloser Versuch; der Topf hatte keine einzige scharfe Kante.
    »Wie geht es Eve?!« schrie Phil, als Sempas Riesengestalt das Tageslicht vor dem Höhleneingang verdunkelte. »Ist sie aufgewacht?«
    »Natürlich!« Sempa tat beleidigt, als habe man seine Narkose in Zweifel gezogen. »Aber sie schläft schon wieder.«
    »Gott sei Dank!« Phil ließ sich auf den Steinboden zurückfallen. »Hat sie etwas gesagt?«
    »Dazu war sie noch nicht fähig. Oder hast du geglaubt, sie schlägt die schönen Äuglein auf und flötet gleich: ›Wo ist mein süßer Liebling Phil?!‹«
    »Sie hat nicht gefragt, wo ich bin?«
    »Nein! Sieh mal einer an! So ein undankbares Mädchen. Sieht mich und vergißt sofort den lieben Phili!« Sempa setzte sich vor Hassler auf einen großen abgeplatteten Stein. »Ich habe ihr eine Megacillinspritze gegeben und eine Spritze gegen die Schmerzen. Lag ja alles bereit. Juchhei, hinein in den süßen Popo. War's so richtig, Herr Professor?«
    »Was ist mit der Infusion?«
    Sempa sah Hassler mit vorgeschobener Unterlippe an. Natürlich, das mußte ja kommen! »Nichts!« sagte er trotzig.
    »Warum?«
    »Sie überlebt's auch so.«
    »Der hohe Blutverlust muß ausgeglichen werden, Ari! Eve muß die Infusion bekommen. Wenigstens eine! Und eine Glukose-Infusion muß sie auch haben, zur Kräftigung!«
    »Sie wird noch kräftig genug werden, viel zu kräftig!« sagte Sempa. »Phil, mach dir keine Gedanken. Ich sorge für sie wie eine Amme. Könnte ich ihr Milch geben, ich würde sie tränken! Zufrieden?«
    »Mach die Fesseln los, Ari!«
    »Erst, wenn ich den ganzen Schatz auf mein Schiff geschleppt habe und abfahrbereit bin.«
    »Ari, blas das doch endgültig aus deinem Kopf! Du kommst nicht weit mit dem Gold!«
    »Das überlaß mir, Phil!« Sempa beugte sich vor und untersuchte die Stricke, mit denen er Phil gebunden hatte. Sie saßen vorzüglich. An eine Selbstbefreiung war gar nicht zu denken. »Wenn es möglich ist, mein Junge, laß uns als Freunde scheiden, nicht im Haß! Ich lasse dir die Kegel und die Kugeln da, und ein paar von diesen prächtigen Opferschalen.« Er lehnte sich zurück und sah Phil geradezu liebevoll an. »Mit diesen Schüsseln kannst du in deiner ›Back-Höhle‹ die wunderbarsten Aufläufe machen. Mit Vulkanhitze einen Nudelauflauf im goldenen Inka-Opfertopf! Wenn das kein Luxus ist! Gib's zu: Du kannst dich über mich nicht beklagen.«
    »Laß die Quatscherei und binde mich los! Ich muß zu Evelyn!«
    »Warum? Sie braucht dich jetzt noch nicht.«

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