Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ball aus ihrer Narkose voll erwacht und hatte schon wieder so viel Kraft, den Kopf etwas anzuheben und ihm zuzuwenden. Sempa winkte ihr fröhlich zu. Ihre Lippen bewegten sich, aber erst beim vierten Versuch gelang es ihr, einen Ton herauszubringen.
    »Danke«, sagte sie kaum hörbar.
    Sempa ließ sich auf den hölzernen Hocker neben ihrem Bett fallen. Sein breites Grinsen drückte die Verlegenheit eines Mannes aus, der nicht weiß, wie er reagieren soll. ›Danke‹ hatte bisher selten jemand zu ihm gesagt, und in einer solchen Situation schon gar nicht.
    »Hätte auch schiefgehen können, Mädchen«, brummte er.
    »Wo ist Phil?«
    Darauf hatte er gewartet. Sein Grinsen blieb. »Bei seinen Schweinen, Kühen und Ziegen. ›Phil‹, habe ich zu ihm gesagt, ›ich ertrage den Gestank der Ziegen nicht länger. Er beleidigt auch Yuma! Sei ein guter Freund und treibe sie auf einen anderen Weideplatz.‹ Jetzt sucht er einen.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Leider kann ich nicht sagen: Geh hin und guck dir das an!« Er beugte sich über Evelyn und legte seine riesige Hand auf ihre Stirn. Obwohl er sie, nach seiner Ansicht, nur eben berührte, hatte sie das Gefühl, ein Schraubstock presse ihr den Kopf zusammen. Sempa grunzte. Es ging los: Das Fieber stieg an, trotz Penicillin. Eves Kopf fühlte sich an, als sei er eine glühende Herdplatte.
    Sempa erhob sich, holte aus dem Sanitätskoffer ein Fieberthermometer und steckte es Evelyn zwischen die Zähne. Dann zog er eine neue Megacillin-Injektion auf und suchte in dem Medikamententeil der Kiste nach einem starken Kreislaufmittel.
    »Schmerzen?« fragte er. Sie nickte. »Das ist ein Problem mit dir«, fuhr er nachdenklich fort. »Du bist ja keine chemische Fabrik: Gegen Infektionen Penicillin, gegen Schmerzen was anderes, gegen das Fieber wieder 'nen Schuß, dann eine Bombe für den Kreislauf … Mädchen, wie willst du das alles verkraften?« Er klemmte die Spritze zwischen seine Finger und schob die Decke von Evelyns nacktem Körper. Er war mit Schweiß überzogen und seltsam weiß, als bleiche die Haut aus. Der Blutverlust, dachte Sempa. Himmel und Arsch, ich muß es doch wagen, ihr die Infusion anzulegen.
    »In den schönen Popo, juchhei!« sagte er laut und krampfhaft fröhlich. Er betupfte die Einstichstelle mit einem Alkoholläppchen und drückte mit dem Zeigefinger in den Muskel. »Achtung! Simsalabim!«
    Sempa stieß die Nadel hinein und injizierte. Evelyn verzog das Gesicht.
    »Nicht das Thermometer zerbeißen!« rief Sempa. »Ist ja schon vorbei!« Er zog die Nadel heraus, nahm das Thermometer aus Evelyns Mund und sah, daß ihr Fieber auf 41,2 geklettert war. Daß sie noch so klar denken konnte, war erstaunlich.
    »Du kochst, Mädchen«, sagte er. »Aber ich habe dich operiert und lasse nicht zu, daß du mir jetzt zerkochst! Ich bleibe bei dir, bis ich weiß, daß wir's geschafft haben!«
    »Wasser …«, stammelte sie. Ihre Stimme zerbrach nach jedem Wort. »Wasser … Durst … Wasser …«
    »Keinen Tropfen in den nächsten zwei Tagen!«
    »Ich verdurste …«
    »So schnell nicht, Baby!« Er tippte seinen dicken Zeigefinger in die noch halbgefüllte Rotweinflasche, schüttelte sie und legte dann den Finger auf Evelyns heiße, vom Fieber dick aufgequollenen Lippen. Gierig saugte sie das bißchen Feuchtigkeit ab.
    »Das tut gut, was?« lachte Sempa. »Wenn du brav bist, Baby, darfst du heute noch dreimal lutschen. Und keine Angst, noch sind nicht alle Chancen im Eimer! A propos Eimer. Willst du das Würmchen sehen, das wir dir herausgeholt haben? Da drüben in der Opferschale liegt es. Sei froh, daß du's los bist …«
    Sie schüttelte den Kopf und schloß erschöpft die Augen. »Ich habe keine Angst«, sagte sie mühsam. »Wo bleibt nur Phil?«
    »Er kommt gleich. Wie konnte er denn wissen, wann du aufwachst? Wir haben uns bei der Wache abgewechselt. Pech, daß ausgerechnet ich an der Reihe war, als du wach wurdest.«
    Sie schüttelte den Kopf, öffnete die Augen und lächelte ihn mit Mühe an. Es sollte ein Lächeln der Dankbarkeit sein. »Durst …«
    »Aber doch nicht schon wieder! Mädchen, du bist ja unersättlich!«
    Sie drehte sich zur Wand, stöhnte noch einmal, drückte den Kopf in das Kissen und schlief wieder ein. Die Injektionen zeigten ihre Wirkung.
    Sempa blieb neben ihr hocken, wischte ihr den Schweiß vom Gesicht und später vom ganzen Körper. Er wusch sie mit kalten Tüchern ab und empfand angesichts dieser nackten Schönheit unter seinen Händen

Weitere Kostenlose Bücher