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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht gepaßt; also ging er barfuß, hatte aber unter seine großen Füße flache Goldteller geschnallt und sie mit Riemen aus Menschenhaut umwickelt. Bei jedem Schritt über den felsigen Boden zerschnitt ein heller metallischer Klang die Luft, rasselten die Ketten, schlugen die Goldplatten des Brustpanzers gegeneinander. Ein lächerlich-schauerlicher Anblick, über den auch Phil gelächelt hätte – aber in Sempas Augen funkelte der Irrsinn und zwang Phil zu äußerster Vorsicht und lauerndem Abwarten.
    »Was siehst du hier?« fragte Sempa und hielt Phil seine rechte Hand hin. Am kleinen Finger blitzte ein breiter goldener Ring. Eine viereckige Platte aus geschliffenem Amethyst mit dem aus Gold eingelegten Symbol der Sonne bildete den oberen Teil des Schmuckes. Dann folgten in Form einer winzigen Stufenpyramide noch mehrere Goldscheiben, jede an der Seite mit kleinen Edelsteinen besetzt. Die Basis, dort, wo der Fingerreif begann, bildete wieder eine leicht gebogene Goldplatte. Es sah aus, als stehe die kleine Pyramide auf der Kuppe eines Berges, nur für die Götter der Sonne und der Winde erreichbar.
    Phil starrte auf den Ring und mußte mehrmals schlucken. So gefährlich seine Situation durch Sempas offen ausgebrochenen Wahnsinn geworden war – der Faszination, die von diesem Schmuckstück ausging, konnte er sich nicht entziehen. Eines der geheimnisvollsten Kunstwerke dieser Welt, seit Jahrhunderten gesucht, war ans Licht gekommen: der sagenhafte Königsring der Inkas.
    »Was ist das?« fragte Sempa und zog an der Schlinge, die er Phil um den Hals geschlungen hatte.
    »Der Ring der Könige …«, sagte Phil.
    »Wer darf ihn tragen?«
    »Der König allein.«
    »Wer bin ich also?!«
    »Ein Idiot!« Phil griff an die Schlinge und zerrte daran. »Mensch, Ari, streif sofort den Ring ab! Zieh ihn ganz vorsichtig vom Finger! Faß nicht die obere Platte an! Dreh sie nur nicht zur Seite!«
    »Ich bin der König!« brüllte Sempa. Er schlug den Mantel aus Goldgewirk und Federn um sich und riß an der Leine. Phil mußte vorwärts stolpern, um nicht erdrosselt zu werden. »Das Volk wartet! Der untergehenden Sonne werde ich das Herz der Sklavin opfern!«
    Durch Phil rann ein eiskalter Strom. »Was hast du mit Eve gemacht?« stotterte er. Er zerrte an seinen Handfesseln, obgleich er wußte, daß es vergeblich war. Ihm blieben nur noch Worte. Ich muß mit ihm reden, dachte Phil, reden, immer nur reden. Ich muß mich in seinen Irrsinn hineinreden, bis er mich versteht.
    Er lief schneller, erreichte den vorauseilenden Sempa und blieb an dessen Seite. Glotzäugig sah ihn Sempa an und zog die Leine fester.
    »Ari! Was ist mit Eve los?! Hörst du mich? Eve! Eve! Geht es ihr schlechter?« Phil hob die gefesselten Hände und stieß sie Sempa in die Seite. »Ari! Denk an Eve!«
    »Ich bin der König!« grölte Sempa. »Ich bin der König! Ich bin Topas Madzu! Das Volk wartet auf uns! Und meine Königin. Mein herrliches Püppchen Yuma!« Er blieb stehen. Seine Hände packten Phils Kopf wie ein Schraubstock und drehten sein Gesicht zur Sonne. »Der Gott des Lichtes erwartet dich! Warum machst du die Augen zu?« Das grelle Sonnenlicht war für Phil unerträglich. »Die Augen auf!« schrie Sempa und lachte. »Hast du Angst, blind zu werden? Du hast Angst vor den Göttern, du feiger Hund?!«
    Er stieß Phil vorwärts. Sie erreichten das Felsplateau. Im gleichen Augenblick hörten sie Evelyns Aufschrei.
    »Phil!«
    »Eve!«
    Hassler wandte sich jäh um. Er sah Evelyn vor der Wohnhöhle stehen. Sie riß das lange Küchenmesser vom Tisch und eilte auf ihn zu.
    Sie kann laufen, dachte er mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl. Sie kann sogar rennen! Er wehrte sich nicht, als Sempa ihn an eine der sieben Palmen drückte. Sie ist nicht gelähmt, dachte er nur. Sempa hat mich belogen. Ich habe ihm alles geglaubt; auf all seine Forderungen wäre ich eingegangen, um Eve zu retten. Und nun lebt sie, kann laufen, stürzt mit einem Messer auf uns zu. Sie hat Kraft und Mut, sie ist gesund, o mein Gott … mein Gott …
    »Phil!« hörte er sie schreien. »Phil! Nimm dich in acht! Er ist wahnsinnig geworden! Lauf weg! Lauf weg!«
    Sie sah nicht die Schlinge um Hasslers Hals. Nur ein kurzer Ruck würde genügen, um ihn zu erwürgen.
    »Wie sie hüpfen kann!« grölte Sempa. »Wie gesund ihr Herzchen ist!«
    »Ich bin zu allem bereit, Ari!« sagte Hassler laut. »Nimm dein Gold und hau ab mit deinem Schiff!«
    Sempa grunzte, stieß Phil hart gegen den

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