Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Zimmern der Bauernwirtschaft jenseits des Golfplatzes. Sie gehörte dem Gastwirt Ewald Senkpiel, der sich schon längst einen so dicken Wagen leisten konnte wie seine Kunden aus Industrie und Handel, so viel hatte er im Laufe der Jahre aus seiner Diskretion herausgeholt. Und dazu ein Ferienhaus in Spanien, eine Appartementwohnung in St. Moritz und ein Nummernkonto bei einer Bank in Sankt Gallen.
    Phil Hassler rückte ganz vorsichtig von Evelyn weg und schob sich unter der Decke heraus. Vor dem Höhleneingang stand die Dämmerung wie ein bleicher, von hinten beleuchteter Vorhang. Es waren die Minuten des Ringens: Die Sonne wollte aufsteigen, und die Nacht wollte nicht weichen. Auf Zehenspitzen schlich sich Hassler nach draußen und atmete tief die frische, vom Meer gekühlte Luft ein.
    Nackt, wie er war, lief er zu seiner Felsendusche, stellte sich unter den sprühenden Wasserstrahl der Quelle und breitete die Arme weit aus. Am Himmel erschienen die ersten Goldstreifen, das dunkle Meer färbte sich blau, übersät mit gelben Punkten, die bizarren Formen der Vulkanfelsen weichten auf: Die Sonne siegte. Ihr Licht öffnete die Unendlichkeit des Himmels.
    Phil lief zurück zu seiner Wohnhöhle, frottierte sich ab, kehrte die Asche aus dem gemauerten Herd und tat etwas, was er seit Wochen nicht mehr getan hatte: Er machte sich nicht die Mühe, die noch in der Asche verborgene Glut zu einem neuen Feuer anzublasen, sondern legte trockenes Holz über einen Spirituswürfel und entzündete eine schnelle Flamme.
    Als das Feuer stark genug war, schichtete er drei Stücke Holz darüber, und nun hatte er Zeit, sich um das Frühstück zu kümmern.
    Mit dem Frotteehandtuch um die Hüften, lief er zu den Hühnern, holte sechs Eier aus den Nestern und trug sie zur Wohnhöhle. Dabei kam er an der ›Pizzahöhle‹ vorbei, schaute vorsichtig hinein und sah, daß Evelyn noch schlief. Sie lag auf der Seite, das Gesicht ihm zugewandt, die Wolldecke war von ihren Schultern gerutscht und gab ihre linke Brust frei. Sie schlief wie ein Kind, mit einem Lächeln um die Lippen, die Beine etwas angezogen, die Arme entspannt von sich gestreckt, wie bereit, zu umarmen, was in ihre Nähe kam.
    Phil betrachtete sie eine Weile und dachte an die vergangene Nacht. Sie war eine außergewöhnliche Geliebte gewesen: sanft und wild, zärtlich und tierhaft, schwerelos und erdrückend, losgelöst und verkrampft, mit den Lippen streichelnd und mit den Fingernägeln zuhackend wie eine Raubkatze – und alles ohne Übergang, im plötzlichen Wechsel.
    Das Erstaunlichste aber war: Sie hatte keinen Laut von sich gegeben. Stumm hatte sie die ganze Skala fraulicher Leidenschaften abgespielt. Nur ab und zu hatte sie mit den Zähnen geknirscht, ihre Augen hatten sich so geweitet, daß er manchmal Angst gehabt hatte, sie könnten platzen, und wenn sie sich verströmte, immer und immer wieder, was ihm jetzt, im nachhinein, wie ein Phänomen vorkam, hatte sie ihre Fingernägel in seinen Rücken gegraben und ohne einen Laut in seine Schulter gebissen oder in seinen Brustmuskel oder in das, was ihren Zähnen gerade am nächsten war. Auch ihren Atem hatte sie nicht unter Kontrolle, er stieß aus der Tiefe ihrer Kehle heraus und hauchte ihn an wie ein heißer Wind. Gleich wird sie Feuer speien, hatte er einmal in dieser Nacht gedacht. Aber dann war wieder der plötzliche Wechsel da, sie wurde sanft und zärtlich, lag entspannt in seinen Armen und lächelte wie eine Göttin, wenn er mit seinen Lippen den Schweiß von ihrem flirrenden Körper tupfte.
    Phil riß sich von dem Anblick los. Die Sonne schob sich rotgolden aus dem Meer, der Ozean glänzte wie kochendes Gold, selbst die Gischt an den Barrieren verwandelte sich in Goldstaub.
    Hassler lief zurück zur Wohnhöhle, setzte den Wasserkessel auf, holte die Pfanne, schnitt von dem konservierten Speck einige Streifen ab und bereitete alles vor, um in kürzester Zeit das Frühstück zu servieren, wenn Evelyn aufgewacht war.
    Erst dann kam ihm zum Bewußtsein, daß er noch immer das Frotteehandtuch um die Hüften trug. Er knotete es auseinander und lief nackt in der Höhle herum, um aus seinem aus Ästen und Kunststoffplanen gezimmerten ›Kleiderschrank‹ Unterwäsche, Hemd und Hose zu holen. Bevor er etwas anziehen konnte, kam Evelyn herein. Ihr herrlicher Körper glitzerte von Wasserperlen, das nasse, blonde Haar klebte an ihrem Kopf wie eine rotgoldene Kappe. Es war plötzlich so selbstverständlich, daß sie sich nackt

Weitere Kostenlose Bücher