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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tischplatte ziehen wollte, um sich ein Stück Fleisch abzuschneiden. »Oder haben Sie das wirklich geglaubt?«
    »Ja. Ein Mann, der an Ihnen vorbeigeht, muß ein Blinder oder ein Trottel sein! Aber selbst ein Blinder würde stehenbleiben. Er würde Ihre Ausstrahlung spüren.«
    »Das sind routinierte Komplimente!«
    »Stimmt! Ich bin nie an einer schönen Frau vorbeigegangen, ohne ihr zu sagen, daß sie schön ist. Und war das nicht sofort möglich, dann blieb ich ihr so lange auf den Fersen, bis sich die Gelegenheit fand! Oh, ich kann hartnäckig sein! Ich habe über dem Tisch mit den Ehemännern verhandelt und unter dem Tisch die Beine ihrer Frauen gestreichelt. Bei Frauen kenne ich eigentlich nur offene Türen.«
    »Sie müssen ein widerlicher eingebildeter Affe gewesen sein.« Evelyn Ball sah zu, wie Phil sein Fleischstück abschnitt, dann löffelte sie aus einer irdenen Schüssel die Karotten auf den Teller. »Ich hätte Sie weggejagt wie einen wildernden Hund.«
    »Mag sein.« Er setzte sich und hob seinen Plastikbecher. Er war nur mit Wasser gefüllt. Kristallklares Wasser, das aus dem Felsen sprudelte. »Prost, Miß Evelyn! Wasser ist etwas Köstliches! Ich trinke es jetzt lieber als früher alten Bordeaux oder sibirischen Wodka. Ich garantiere Ihnen: Wir werden hundert Jahre alt!«
    »Ich war zweimal verlobt«, sagte sie unvermittelt, nachdem sie getrunken hatte. »Beide waren Ganoven.«
    »So etwas bildet«, antwortete er.
    Sie hätte ihn wieder ohrfeigen können für seinen Sarkasmus. Ihre Nasenflügel blähten sich, als sie weitersprach. »Ich war Tänzerin und Mannequin. Nach dem Abitur sollte ich Medizin studieren, aber ich lief einfach von zu Hause weg.«
    »Mit dem Ganoven Nummer eins.«
    »Ja. Er war mein Tennislehrer.«
    Gewonnen, dachte Phil freudig. Mein erster Eindruck unten am Strand, als sie ohnmächtig im Boot lag: Sie muß gut Tennis spielen, bei diesem durchtrainierten Körper. Und später ihr Griff: Da war Kraft dahinter.
    »Das war mein Leben«, sagte sie und kaute an einem Stück Fleisch.
    »Sehr kurz und einfach. Meines ist viel komplizierter. Sprechen wir später davon. Wir haben dazu 54 Jahre Zeit, sofern ich hundert werde …«
    Sie aßen, räumten ab, spülten sogar gemeinsam mit heißem Wasser in einem Aluminiumkessel und deckten den Tisch für das Frühstück am nächsten Morgen.
    »Wie ein altes Ehepaar«, sagte Phil. »Evelyn, wir werden uns aneinander gewöhnen. Nur eins quält mich: Wem gehörte die gesunkene Yacht?«
    »Einem Ehepaar aus Tumaco. Das ist eine Hafenstadt in Columbien. Mit vier Familien machten wir eine Tour zu den Galapagos … da überraschte uns der Sturm. Es war furchtbar …« Sie senkte den Kopf.
    Wieder der verrückte Sturm, dachte Hassler. Keiner hat ihn erwähnt. Wo, zum Teufel, hat es so gestürmt? Auf die Nachrichten der Darwin-Forschungsstation hatte man sich immer verlassen können.
    »Und wie kamen Sie nach Tumaco?« fragte er.
    »Ich – ich tanzte und sang in einer Hafenbar …« Sie blickte wieder auf. Ihre graugrünen Augen phosphoreszierten. »Enttäuscht? Ich bin kein reiches Playgirl. Nicht die Tochter eines Industriellen. Keine Millionenerbin. Ich bin eine ganz kleine Tänzerin und Sängerin, die sich nach ihren Auftritten jede Nacht gegen die Kerle wehren mußte, die mir hinter dem Theater auflauerten. Aber am Tage war ich anders. Da spielte ich Tennis und Golf. Da war ich mit meinem letzten Geld ein Teil der großen Welt. Und auf dem Golfplatz habe ich auch das Ehepaar Rodney kennengelernt. – Zufrieden?«
    »Ja. Das Leben ist verrückt. Sie hätten eine Prinzessin sein müssen.«
    »Um jetzt mit Ihnen allein auf einer unbewohnten Insel zu wohnen?«
    »Sie sind ein kluges Mädchen, Evelyn.« Sie stießen mit den Wasserbechern an, als hätten sie den besten Wein im Glas. Dann spülten sie auch die Becher aus, obwohl nur Wasser in ihnen gewesen war.
    »Ein langer Tag«, sagte Phil. »Ich gehe jetzt in die Pizzahöhle und werde umfallen vor Müdigkeit.«
    »Auf dem harten Boden wollen Sie schlafen?«
    »Ich nehme die Ersatzmatratze mit.«
    »Warum können Sie nicht in Ihrer Höhle schlafen? Die ist doch groß genug für zwei. Ich im Bett – und Sie vielleicht dort neben dem Tisch?«
    »Ich schnarche fürchterlich, Evelyn. Meine Frau hat es ertragen, aus Liebe. Meine Geliebten ertrugen es nur, weil ich sie bezahlt habe. Da Sie weder das eine noch das andere sind, ist mein Schnarchen Ihnen unzumutbar.«
    »Wir sollten es versuchen,

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