Das Geheimnis der sieben Palmen
Ordnung.«
»Phil, Ihre Verrücktheit ist ansteckender als ein Tripper!« schrie Sempa. »Was haben Sie aus Evelyn gemacht?!« Er starrte in den Lauf der Pistole, die Evelyn, während sie sich an Phil lehnte, ihm wieder entgegenhielt. »Und das in zwei Tagen und Nächten! Als sie mit James zusammen war …«
»James ist tot!« sagte sie hart.
»Und er hat ihn umgebracht!«
»Erschossen, weil ihr zuerst geschossen habt. Es war Notwehr. Du hast mir erzählt, er hätte euch ohne Warnung einfach abgeknallt. Das war gelogen!«
Sie trat hinter Phil, zielte an ihm vorbei auf Sempa und streichelte mit der linken Hand über seinen Nacken. Es war wie ein Feuerstrom, der ihn durchfloß. »Es stimmt, Phil: Ich bin auf die Insel gekommen mit dem Trick, ich sei die einzige Überlebende einer gesunkenen Yacht. Aber es war anders. Ari hat mich nachts mit dem alten Kahn an Land gebracht …«
»Ich habe auch nie an einen Sturm geglaubt«, sagte Phil heiser. »Es gab gar keinen Sturm in den letzten Wochen. Jeden Tag habe ich Radio gehört, auch die Wetternachrichten aller Stationen.«
»Es stimmt auch«, sagte sie ruhig, »daß ich gekommen bin, um an dir Rache für James zu nehmen. Ich habe ja geglaubt, was Ari mir erzählt hat. Aber dann war alles anders … du warst anders! Ich wußte nicht mehr, was ich tun sollte. Dann haben wir vor den beiden Kreuzen gestanden, und du hast mir erklärt, wie alles wirklich gewesen ist. Da wußte ich, daß es für James keine Vergeltung geben kann …«
»Ich löse mich gleich in Schluchzen auf!« schrie Sempa. »Dieses Familienidyll! Ich glaube dir, ich liebe dich, ich bleibe bei dir … es ist zum Kotzen komisch! James war ein Gangster, und Evelyn wußte das genau!«
»Ich hatte keine andere Wahl«, sagte sie langsam. »Ich habe das erst erkannt, als er schon bei mir wohnte.«
»Aber dann hat sie mitgemacht!« jauchzte Sempa. »Sie gibt es zu! Phil, hören Sie genau hin!«
»Ich habe nie gewußt, daß Gilberto wegen der Pläne einen Mord begangen hatte.«
»Es war ein Unglücksfall. Welcher normale Mensch wehrt sich, wenn er überfallen wird? Aber der Engländer hieb um sich wie ein Stier. Was blieb Gilberto anderes übrig?«
»Wirklich nichts«, sagte Phil spöttisch. »Ebenso, wie Ihnen nichts anderes übrigbleibt, als meine Insel zu verlassen. Los gehen Sie, Ari!«
»Ich werde …«
»… gehen!«
Sempa zögerte. Er sah Evelyn an, die Pistole, Phil – und schien zu überlegen, ob er einen Ausfall riskieren könnte. Evelyn kam seiner Entscheidung zuvor. Sie schoß wieder an Sempas Kopf vorbei, ganz knapp. Unwillkürlich zog Sempa die Schultern hoch.
»Gut! Ich gehe! Aber nur, um auszuladen! Wenn es hier zwei Verrückte auf der Insel gibt, warum nicht auch drei?! Ich komme wieder.«
Er ging den Weg hinab zu dem Lavafelsen und drehte sich noch einmal um. Phil und Evelyn standen noch so da, wie er sie verlassen hatte.
»Sie werden mich wieder hindern, den Strand zu betreten, Phil?!« rief er zurück.
»Darauf können Sie sich verlassen!«
»Okay! Aber Sie können nicht verhindern, daß ich mit meinem Boot in der Bucht bleibe! Und um Hilfe rufen können Sie auch nicht. Ihr Funkgerät ist kaputt. Das war'n toller Trick von Evelyn, was?«
»Ich wußte damals noch nicht, Phil, wer du bist«, sagte sie leise. »Ich habe so viele Fehler in meinem Leben gemacht, ich habe so viel Dummes und Sinnloses getan – da kommt es auf dieses Funkgerät nicht mehr an. Du kannst mich wegschicken, Phil. Ich gehe dann mit Ari auf das Boot …«
»Du hast James sehr geliebt?« fragte Phil leise.
»Ich habe es damals geglaubt. Von welcher Seite kannte ich denn die Männer?! Jetzt ist alles anders, seit ich dich kenne. Das ist eine ganz, ganz andere Liebe, Phil.«
»In der kurzen Zeit?«
»Mir ist es, als seien Jahre vergangen. Vorhin, als Ari an Land kam und ich zu dir rannte, um dir zu helfen, da habe ich mich gefragt: Wärst du für James auch bereit gewesen, dich töten zu lassen?! Ich habe nein gesagt! Aber für dich wäre es mir ganz selbstverständlich gewesen. Wenn Ari dich angegriffen hätte, ich wäre dazwischengesprungen! – Ich liebe dich, Phil.«
Er schwieg und blickte Sempa nach, der gerade in den feinen Lavasand sprang und zum Ufer stapfte. Seine großen Füße hinterließen Spuren, als sei ein Urtier über den Strand gegangen. So hilflos wie heute bin ich noch nie gewesen, dachte Phil.
»Schick mich weg!« sagte sie plötzlich. »Friß es nicht stumm in dich hinein. Schlag
Weitere Kostenlose Bücher