Das Geheimnis der sieben Palmen
wollte Sie vernichten! Was ist daraus geworden? Ein gurrendes Täubchen! Von mir aus! Aber eins ist nötig; Sie sollten endlich begreifen, daß Sie hier nicht nur auf einer Vulkaninsel mit sieben Palmen sitzen, sondern auf einer der herrlichsten Inkaschätze! Unter Ihrem Arsch warten Millionen …«
Nun war es heraus. Sempa schien froh zu sein, das Geheimnis preisgegeben zu haben. Es redet und handelt sich leichter, wenn man weiß, um was es geht, wie hoch das Risiko ist, und vor allem, daß es sich lohnt.
Aber wenn er erwartet hatte, Phil Hassler nun in ehrwürdiges Staunen versinken zu sehen, hatte er sich getäuscht. Das einzige, was Phil tat, war die Reaktion eines Mannes, dem ein unverhofftes Problem vor die Brust gedonnert wurde: Er griff nun auch zur Whiskyflasche und schenkte sich selbst ein. Sempa registrierte es mit Vergnügen. »Das haut Sie um, was?« fragte er jovial.
»Nein!« sagte Phil. »Überhaupt nicht.«
»Ich will großzügig sein.« Sempa lachte fett und gönnerhaft. »Da Sie zwei Teilhaber erschossen haben, aber Evelyn von mir als Erbe von James anerkannt wird, schwebt der Anteil von Gilberto in der Luft. Sie sollen ihn haben. Was sagen Sie nun?!«
»Nichts!«
»Du lieber Schwanz! Ich hänge ihm vielleicht hundert Millionen um den Hals, und er sagt: Nichts! Evelyn, seit wann gibst du dich mit Spinnern ab?«
»Ich hatte selbst genug Millionen«, sagte Phil. »Ich brauche keine mehr.«
»Er hat genug davon? Und wo sind sie jetzt? Verspielt, verhurt, versoffen?«
»Ich habe sie einer Stiftung zugeführt.«
Sempa starrte Evelyn ungläubig an. Sie hatte sich vom Abhang erhoben und kam zur Höhle zurück. »Hast du das gehört, Häschen?« fragte Sempa. »Eine Stiftung! Was ist das? Ist das so ähnlich, als wenn man was verschenkt?«
»So ähnlich«, sagte Phil.
»Polier mir doch einer das Loch!« schrie Sempa. »Er verschenkt Millionen? Junge, das gibt's doch nicht! Und wenn du's getan hast … in die Klapsmühle gehörst du! Evelyn …«
»Er hat's getan.« Sie blieb neben Phil stehen und legte ihren Arm um seine Hüfte. Ihre Berührung durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag. Die Wärme ihres Körpers, der sich an ihn drückte, floß über ihn. »Und er wird es auch jetzt tun.«
»Was?«
»Er verzichtet auf die Millionen, Ari!«
»Auch gut. Noch besser sogar. Um so mehr bekommen wir.«
»Ich verzichte auch.«
Sempa wischte sich mit seinen tellergroßen Händen über das Gesicht. Er schien nicht zu begreifen, was er hörte. Es gibt Dinge, die sich dem Verstand entziehen.
»Ich darf allein …«, stotterte er. »Den ganzen Schatz … Allein?«
»Erklär es ihm«, sagte Evelyn und küßte Phil auf die Wange. »Im Denken ist Ari etwas träge.«
»Es ist eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen«, sagte Phil ruhig. »Ari, Sie haben sich umsonst echauffiert und die Mühe gemacht, mir Ihr Millionending zu erzählen. Es bleibt alles so, wie es ist.«
»Fabelhaft. Morgen fangen wir mit der Verladung an.« Sempa klatschte in die Hände.
»Der Schatz bleibt hier!«
»Wie bitte?«
»Es hat ihn ja nie gegeben …«
»Jetzt wird er total verrückt!« sagte Sempa dumpf.
»Das ist meine Insel!«
»Zum Teufel, ja! Sie ist's! Gehen Sie rum und pinkeln Sie in jede Ecke, wie's die Hunde machen, wenn sie Besitz ergreifen! Keiner wird Sie mehr stören, wenn ich in vier Tagen wieder abgedampft bin! Idiotisch zu sein bei aller Intelligenz, das ist ein versnobtes Privatvergnügen.«
»Um es jetzt ganz klar zu sagen, Ari: Sie werden nicht ein Stäubchen Gold von Ihrem Inkaschatz wegtragen!« sagte Phil laut.
»Und das wollen Sie verhindern?!« schrie Sempa. »Sie taube Nuß?!«
»Ja!«
»Na so was!« Sempa erhob sich, ein Riesenpaket aus Muskeln und Sehnen. Wenn er mich angreift, dachte Phil, habe ich keine Chance. Ich bin gewiß kein Schwächling, ich bin durchtrainiert und kann einen guten rechten Haken schlagen – aber gegen diese Masse Fleisch ist nicht anzukommen. Ich bin schneller als er, das könnte der einzige Vorteil sein, aber wenn er nur einmal voll trifft, schlägt er jeden Knochen zu Trümmer.
Er schielte nach seinem Gewehr, aber das lehnte zu weit an der Felswand. Auch das Beil, mit dem er gestern Holz gespalten hatte, war zu weit entfernt. Drei, vier Schritte – aber er mußte dabei immer an Sempa vorbei. Das konnte nie gelingen …
»Es hat keinen Sinn, sich aufzuregen, Ari!« sagte Evelyn mit eisiger Kälte in der Stimme. »Fahr ab, und alles ist in
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