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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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guten Essen rumort's mir immer in den Därmen. Ein Überbleibsel aus den Kindertagen. Mamas Erziehung. Nach jeder Fütterung trompetete sie hell: ›Zwerglein‹ – so nannte sie mich, haha – ›Zwerglein, hast du schon A-A gemacht?!‹ Dann mußte ich aufs Töpfchen, bis es geklappt hatte. Die gute alte Mama … so etwas sitzt tief drin im Menschen, Phil. Haben Sie auch so schöne Kindheitserinnerungen?«
    »Ich kann mich im Augenblick nicht besinnen«, antwortete Phil abweisend. »Ich habe nur gelernt, wie man sich in Gegenwart von Damen benehmen soll.«
    »Das haben Sie schön gesagt!« Sempa lachte dröhnend. »Wenn Sie hier einer Dame begegnen, rufen Sie mich bitte sofort. Es wird mir ein Vergnügen sein. Weiß schon gar nicht mehr, wie eine Dame aussieht!« Er spähte wieder um sich. »Das ändert nichts daran, daß ich auf den Lokus muß. Wo? Einfach zwischen die Steine, mit Windventilation?«
    »Ich habe eine Latrine gebaut, dort in der Felsspalte.«
    »Mamas Zwerglein dankt!«
    Sempa stampfte davon und verschwand in der Felsspalte, in der Phil eine Art Klosetthaus gebaut hatte. Wenn die natürliche Berggrube voll war, füllte man sie einfach mit Steinen auf, deckte sie mit Lavasand ab und suchte sich einen anderen Platz. Das war zwar nicht sehr vornehm, aber praktisch.
    Evelyn räumte den Tisch ab und wartete, bis Sempa verschwunden war.
    »Ich könnte ihn umbringen«, sagte sie und ballte die Fäuste. »So ein gemeines Schwein!«
    »Er will uns provozieren. Er will, daß wir aus der Haut fahren und irgendeine unkontrollierte Dummheit begehen.« Phil trank den Rest der Weine aus und trug die geschliffenen Weingläser in die Wohnhöhle. Über dem gemauerten Herd kochte Wasser zum Abspülen. »Wir halten das durch Evelyn. Wir müssen die stärkeren Nerven haben.«
    »Und wie soll das alles enden?«
    Sie setzte sich vor das offene Feuer und starrte in die Flammen. Der flackernde Schein ließ ihre Haare wie Goldfäden glitzern. Phil strich über ihren Kopf und drückte ihn dann an seine Brust.
    »Ich hoffe, daß irgend jemand nach mir sieht, wenn ich gar nichts von mir hören lasse. Ich habe es zwar verboten – aber wie ich Kapitänleutnant Don Fernando kenne, wird er früher oder später mit seinem Kanonenboot auftauchen und mich fragen, ob ich noch nicht die Schnauze voll habe.«
    »Dann wird es gefährlich. Die Steckbriefe von Sempa, McLaudon und Gilberto Maruso sind nicht nur in Kolumbien verteilt worden, sondern auch an die Marine aller südamerikanischen Staaten am Pazifik. Dein Don Fernando hat bestimmt ihre Bilder in seinem Kommandoraum.«
    »Und deines auch.«
    »Von mir existiert nur ein Foto als Tänzerin. Ich trat damals in einem altindianischen Kleid aus bunten Federn auf. ›Es tanzt Prinzessin Xilka!‹ – das war der Werbeslogan. Man kann mich auf den Bildern nicht erkennen.«
    »Wer bist du eigentlich?« fragte er leise und streichelte wieder über ihr goldschimmerndes Haar. Sie machte den Nacken steif und hielt seine Hand fest.
    »Ich habe dir doch alles erzählt.«
    »Es kommt immer mehr dazu.«
    »Liebst du mich eigentlich?«
    »Das weißt du doch.«
    »Ist hier das Paradies?«
    »Ich wollte eines daraus machen. Aber die Teufel riechen das und fallen darüber her. Da ist einer von ihnen.«
    Von draußen ertönte die Ochsenstimme Sempas. »Hoho!« brüllte er. »Wo seid ihr, liebe Kinderchen?! Im Bettchen?! Nach einem guten Essen …« Er vollendete den Satz mit einer säuischen Gemeinheit und lachte dröhnend darüber. »Und so leise? Man hört ja gar nichts! Ich habe mir sagen lassen, daß Evelyn dabei zwitschert wie ein Kanarienvögelchen.«
    »Wir werden ihn umbringen müssen, Phil …«, sagte sie dumpf. Ihre Hand verkrampfte sich um seine Finger. »Wer kann das aushalten? Tagelang, wochenlang … jahrelang …«
    »Ich komme!« rief Phil. Er küßte Evelyns vorgebeugten Nacken und trat wieder ins Freie.
    Sempa stand auf der Terrasse, blickte hinunter zu seiner Yacht und zu den an Land getragenen Kisten, Koffern und Kartons und wölbte mit ausgebreiteten Armen die Brust vor. Ein Muskelberg. Die dicken Stränge drückten sich durch die Haut, als wollten sie die Hülle sprengen.
    Sempa drehte den Kopf zur Seite, als er Phil kommen hörte. »Nanu?« höhnte er. »In Hemd und Hose? Sie können sich aber schnell anziehen.«
    »Ich überlege mir die ganze Zeit, Ari, wie ich Ihnen das verdammte Maul stopfen kann.«
    »Das ist wirklich ein Problem. Sie sind kein Schwächling, Phil, das sehe

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