Das Geheimnis der sieben Palmen
der über die Insel und durch einen Felseinschnitt wehte, reinigte die Luft etwas vom Bockgestank. Phil griff in die Taschen und holte ein paar Stricke hervor, die er in Sempas Kiste gefunden hatte. Ari grinste böse.
»Das war gut von mir, was?« sagte er. »Ich liefere Ihnen alles, um mich kaltzustellen.«
»Ich besitze auch Stricke – aber Ihre sind dicker. Die zerreißen Sie nicht mit Ihrer Mammutkraft.« Phil knüpfte einige Schlingen und sah dann Sempa auffordernd an. »Wenn Sie zuerst die Hände ausstrecken wollen, Ari …«
»Muß das sein? Ich verspreche Ihnen, mich in der Höhle still zu verhalten.«
»Auf Ihre Versprechungen baue ich nicht einmal mehr eine Latrine, Ari. Hände her!«
Sempa hielt seufzend seine Hände hin. Hassler band sie so zusammen, daß Sempa keine Chance hatte, sich selbst zu befreien. Dann gingen sie in die Höhle, Sempa mußte sich hinsetzen, und seine Beine wurden ebenfalls verschnürt.
»Sie verstehen was von Knoten!« sagte er bitter.
»Als alter Segler …« Phil betrachtete zufrieden sein Werk. »Rütteln Sie mal, Ari!«
»Ich bin kein Sieb. Außerdem: Wenn ich mich befreien könnte, wäre ich ein Idiot, Ihnen meine Tricks zu demonstrieren. – Aha, da kommt die Dame des gastlichen Hauses.«
Am Eingang der Höhle erschien Evelyn. Sie hatte die Pistole wieder in den Jeansbund gesteckt und brachte einen Verbandskasten aus Phils Grundausrüstung. Das auf den Blechdeckel gemalte rote Kreuz leuchtete in der halbdunklen Höhle. Es war eine phosphoreszierende Farbe.
»Das Kanonenboot kommt in rasender Fahrt näher!« sagte sie. »Ich weiß immer noch nicht, was du willst.« Sie blickte auf Sempas Streifschuß. Die Wunde blutete nicht mehr. »Ich habe gedacht, daß man Ari verbinden müßte.«
»Ist sie nicht ein Schatz?« rief Sempa. »Man könnte sie immerzu abküssen. Erst bringt sie mich fast um, dann läuft sie mit dem Sanitätskasten hinterher.« Er sah, ein zusammengeschnürtes Riesenpaket, interessiert zu, wie Phil den Kasten öffnete und Alkoholtupfer und Mullbinden herausholte. »Eves Frage ist auch die meine, Phil: Was haben Sie eigentlich vor? Warum spielen Sie dieses Theater und verstecken mich? Entweder sind wir Partner oder Gegner. Ich kenne mich da nicht mehr aus.«
Phil riß Sempas Hemd über der Wunde weiter auf und reinigte den Streifschuß. Es brannte höllisch, als der Alkohol in die Wunde drang. Sempa verzog sein Gesicht, aber er gab keinen Laut von sich. Erst, nachdem Phil ihn verbunden hatte, meinte er: »Zarte Hände haben sie nicht!«
»Aber Sie haben einen unverschämten Umfang. Die Hälfte meiner Verbandspäckchen ist weg!«
»Ihr Don Fernando wird Ihnen neue geben.« Sempa setzte sich in der Höhle zurecht und blinzelte Evelyn zu.
»Soviel ich mit meiner mangelnden Intelligenz herausfinden kann, sollst du, mein Schatz, die größte Überraschung für das Kanonenboot sein. Phil, ich glaube, Ihren Plan erkannt zu haben. Ich denke langsam, aber dafür um so gründlicher. Eine Frage: Halten Sie diesen Commander Fernando für so naiv, daß er Ihnen abnimmt, eine Frau wie Evelyn schippert allein rund um die Welt? Mit diesem Boot da draußen? Das können Sie jemandem erzählen, der Nüsse mit dem Hintern knackt! Don Fernando braucht nur eine kleine Probe zu machen. Etwa: Señora, ein herrliches Boot! Darf ich mir mal die Maschine ansehen? Und dann klettert er in den Maschinenraum und fragt: Wieviel PS gibt das Ding her? – Bumm, steht sie da im Hemd! Sie weiß ja noch nicht mal, wie man die Motoren in Gang setzt!« Sempa schüttelte den Kopf. »Was Sie da spielen wollen, Phil, ist heißer als die Runden in den Hinterzimmern von Chikago! Ich sage Ihnen: Es ist ein Fehler, wie Sie mit mir umgehen!«
Phil beugte sich über ihn und kontrollierte noch einmal die Fesseln. Es war unmöglich, daß Sempa sich selbst befreien und durch ein plötzliches Auftauchen alles zunichte machen konnte.
»Haben Sie die schlechte Angewohnheit, zu schreien?« fragte Phil.
»Wieso?«
»Dann müßte ich Sie auch noch knebeln.«
»Glauben Sie, schreien nutzt etwas? Wer soll mich denn hier hören?!«
»Mit Ihrer Stimme holen Sie Albatrosse vom Himmel!«
»Sie können ja Ihr Radio laufen lassen.«
»Eine vorzügliche Idee, Ari! Danke! Genau das werde ich tun! Machen Sie ein Nickerchen. In ein paar Stunden ist alles überstanden.«
»Sie zu verfluchen, nützt ja wohl nichts?«
»Gar nichts! Wozu auch? Ich rette Ihre fünfzig Millionen Dollar.«
»Um sie für immer
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