Das Geheimnis der sieben Palmen
paarmal engumschlungen umeinander, küßten sich wild und rollten bis in das seichte Wasser.
»Du bist ein Irrer!« keuchte sie. »Ein total Verrückter! Wie sehen wir jetzt aus, wenn Don Fernando landet!«
»So, wie es sich für zwei Liebende gehört!« Phil sprang auf und zog Evelyn aus dem Wasser. »Ab! Hinüber auf die Yacht! Kaffee kochen! Zieh einen Bikini an … das wirkt noch mehr.«
»Aye, aye, Sir!« Sie grüßte militärisch und watete durch das seichte Wasser zu dem weißen Schiff. Als sie die Badeleiter hinaufkletterte, winkte sie Phil lachend zu. Ihr Haar leuchtete blondrot in der Sonne.
Mein Gott, wie liebe ich sie, dachte er und winkte zurück. Ich wollte mein Leben auf dieser Insel verändern, und nun ist es doch wieder eine Frau, die meine Zukunft bestimmen wird. Kann man ihr aber zumuten, auf den ›Sieben Palmen‹ zu bleiben? Ist es nicht ein Verbrechen an soviel Schönheit und Lebenslust, sich auf einer unbewohnten Insel zu vergraben?! Soll ich zurückkehren in die laute Welt, vor der ich mit Ekel geflüchtet bin? Evelyn ist es wert, neu zu beginnen. Wir haben beide vieles zu vergessen und sind dabei, uns neu zu entdecken.
Die immer wiederkehrende Frage, auf die er noch keine Antwort geben konnte …
Er sah, wie Evelyn auf dem Sonnendeck der Yacht die Liegestühle zurechtrückte und dann im Inneren des Salonaufbaus verschwand, um Geschirr und Gläser zu holen. Phil riß sich aus seinen Gedanken los und rannte über den Lavarücken zum Plateau zurück, hißte an einer langen, knochigen Stange, die er aus einer abgestorbenen Palme herausgearbeitet hatte, die Flagge von Ecuador, ein Abschiedsgeschenk von Don Fernando, und wartete zwischen den sieben Palmen, bis vom ›Panther‹ mit dem Signalscheinwerfer die ersten Lichtzeichen gesendet wurden. Das Kanonenboot war jetzt so nahe herangekommen, daß Phil ganz deutlich auf dem Austritt der Kommandobrücke Don Fernando und den I. Offizier erkennen konnte. Am Heck wurde die Barkasse startklar gemacht; sie hing schon an den zum Meer herumgewendeten Davits über der Bordwand.
Die Morselichtzeichen. Phil begann, sie zusammenzusetzen.
»Warum geben Sie keine Funknachricht? Wir kommen an Land«, ließ Don Fernando blinken.
Wenn er Evelyn sieht, wird er's verstehen, dachte Phil. Er zog sein Hemd aus, schwenkte es hoch durch die Luft – Don Fernando mußte es mit seinem starken Fernglas sehen – und lief dann hinunter in die Bucht.
Auf der Yacht hatte Evelyn alle Flaggen gesetzt: die von Panama, von den USA und einige bunte Wimpel, bunte, fröhliche Fähnchenketten, als feiere man an Bord ein Fest. Unter dem Sonnendeck war der Tisch gedeckt … Evelyn kletterte gerade vom oberen offenen Steuerstand herunter.
Sie trug einen schlichten schwarzen Bikini und sah hinreißend aus.
Eine halbe Stunde später tuckerte die Barkasse der ›Panther‹ durch die letzte Riffbarriere in die sanfte Bucht hinein. Don Fernando selbst stand am Bug, der II. Offizier lenkte das Boot. Ihrer Verblüffung über das hinter den Felsen ankernde Schiff gaben sie dadurch Ausdruck, daß sie nahe an die Yacht heranfuhren, also vom Kurs abschwenkten, und – nachdem sie die winkende hübsche Frau genügend bewundert hatten – erst dann wieder zum Ufer drehten.
Phil watete ihm entgegen; wegen des seichten Wassers konnte die Barkasse nicht näher als vier Meter an den Strand heran.
»Willkommen!« rief Phil und schwenkte beide Arme durch die Luft. »Don Fernando, auch wenn Sie hier gewaltig stören, ich heiße Sie willkommen.«
Das Wasser reichte ihm bis zu den Hüften, als er vor der Barkasse stand und zu Don Fernando hinaufblickte. Der Offizier schob seine weiße Mütze in den Nacken und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter.
»Das muß man Ihnen lassen –«, sagte er sarkastisch. »Sie haben eine Begabung, Paradiese schnell vollkommen zu machen. Bei Ihnen fallen die Evas vom Himmel, was?«
»Nein, sie kommen per Schiff aus Panama.« Phil lachte jungenhaft. »Wollen Sie sich die Hosenbeine naß machen, oder soll ich Sie an Land tragen, Kommandant?«
»Lohnt es sich? Ich habe noch nie Spaß an Lavafelsen gehabt. Ich glaube, wir sitzen auf dem Schiff Ihrer Eva gemütlicher als bei Ihnen vor der Höhle.«
»Das bestimmt. Wir erwarten Sie bereits, Don Fernando. Es gibt Kaffee mit Kognak und einen Marmorkuchen aus der Dose.« Phil legte die Hand gegen die Schläfe. »Bitte, an Bord gehen zu dürfen.«
»Los, kommen Sie rauf, Phil!« Don Fernando lachte. Er streckte
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