Das Geheimnis der sieben Palmen
auf der verfluchten Insel zu behalten!«
»Das ist eine andere Sache. ›Die Sieben Palmen‹ waren ein denkbar schlechtes Versteck.«
»Das beste überhaupt! Eine kleine unbewohnte Insel! Ein ins Meer gerotztes Stückchen Land! Wer kommt denn auf die Idee, daß es so einen Spinner wie Sie gibt, der ausgerechnet auf diesem Sandkorn sein Leben verbringen will?! Mit soviel Idiotie konnte niemand rechnen!«
»Das war Ihr Risiko, Ari.« Phil klemmte den Sanitätskasten unter seinen Arm. »Jetzt müssen wir uns beeilen. Bevor Don Fernando landet, haben wir noch eine Menge Arbeit.«
»Was?«
»Wir bauen die Kulisse eines trauten Heimes auf.«
»He?« Sempa starrte Phil entgeistert an.
»Ich zeige Ihnen das später. Wir haben jetzt keine Zeit mehr, Erläuterungen zu geben.«
Phil und Evelyn verließen die Höhle, rannten durch das hohe Gras, an den stinkenden Ziegen vorbei, zurück zu den Küstenfelsen und blickten von den sieben Palmen aufs Meer.
Das Kanonenboot ›Panther‹ war jetzt mit bloßem Auge deutlich auszumachen: die Aufbauten, die beiden Geschütztürme, der Radarmast, der flache Schornstein, die mit Planen verdeckte Vierlings-Raketen-Abschußrampe. In voller Fahrt preschte das schnelle Kriegsschiff auf die ›Sieben Palmen‹ zu.
»Ich schätze, noch zwanzig Minuten«, sagte Phil. »Das muß reichen. Ev, wate hinüber zur Yacht, setze alle Flaggen, richte das Sonnendeck so her, als hätten wir in den letzten Tagen dort gelebt, und koche vor allem Kaffee. Don Fernando hat eine Vorliebe für starken schwarzen Kaffee mit Kognak. Unsere besten Gespräche haben dabei stattgefunden.« Er zog Evelyn an sich und küßte sie. Erstaunt über diese Impulsivität blickte sie ihn fragend an. »Wie willst du heißen?«
»Evelyn Ball …«, antwortete sie, noch erstaunter. »So, wie ich heiße.«
»Dein Name steht wirklich auf keiner Fahndungsliste?«
»Nein. Ich glaube nicht …« Sie wurde unsicher. Ein Bild gab es nicht, aber ihr Name …
»Du glaubst nicht. Aber wenn doch?« Er küßte sie wieder. »Hast du etwas dagegen, wenn du Myrta Baldwin heißt?«
»Nein. Myrta – das klingt nicht übel. Wie kommst du auf diesen Namen? Hieß eine deiner Geliebten so?«
»Nein. Er fiel mir plötzlich ein. Also Myrta! Los! Auf die Yacht! Ich winke Don Fernando zu, wenn er vor der ersten Barriere ankert, und gebe Rauchzeichen wie ein echter Indianer.«
»Wir haben eine intakte Funkanlage an Bord.«
»Ich weiß. Aber Don Fernando hält mich für einen Halbverrückten. Dein Anblick allerdings wird ihn umwerfen. Darauf freue ich mich.« Er blickte wieder auf das heranbrausende Kanonenboot und legte den Arm um Evelyns Schulter. »Miß Myrta Baldwin, wir müssen uns abstimmen. Woher kommen Sie?«
»Aus Los Angeles.«
»Wo ist die Yacht registriert?«
»In Panama.«
»Aha! Auf welchen Namen?«
»Noch auf den Vorbesitzer. Ein Mr. Jack Hellenbrandt aus San Diego. Sempa kaufte ihm das Schiff ab gegen zehn Götterstatuen. Hellenbrandt war ganz verrückt danach; er sammelt gestohlene Antiquitäten und kann sich das auch leisten. Er hat Ölfelder in Süd-Texas, lebt aber meistens in San Diego. Sein Haus ist voll von Gemälden und Skulpturen, die in Museen, über die ganze Welt verstreut, vermißt werden.«
»Und Hellenbrandt ist sonst unbescholten?«
»Völlig. Ich nehme es an. Er ist in ganz Texas bekannt.«
»Das ist gut! Du bist also Myrta Baldwin, die Nichte von Mr. Hellenbrandt, und hast einen Trip zu den Galapagosinseln gemacht.«
»Allein? Phil, da hat Sempa recht. Wer glaubt mir das?«
»Ein guter Einwand. Aber warum soll ein Mädchen wie du nicht allein herumfahren? So, wie du aussiehst …«
»Wie sehe ich aus?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und biß Phil in die Nase. Nicht fest, aber die Abdrücke ihrer kleinen Schneidezähne blieben zurück.
»Genauso!« sagte Phil. »Ein kleines Biest, das vor nichts Angst hat!«
»Und wenn dieser Don Fernando doch merkt, daß ich gar nichts von Navigation verstehe?!«
»Er wird nicht danach fragen. Er ist Südamerikaner. Wenn er in deine Augen oder auf deine Bluse blickt, stellt er keine marinetechnischen Fragen mehr.«
»Danke!« Sie lachte und lief Phil voraus zu dem langgestreckten Lavarücken, dem Abstieg zum Meer. »Ich kann ja auch ohne Bluse auftauchen! Auf meinem Schiff habe ich die Angewohnheit, topless zu gehen.«
»Untersteh dich!« Er lief ihr nach, erreichte sie unten in der Bucht und riß sie in den gelbweißen Sand. Sie wälzten sich ein
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