Das Geheimnis der sieben Palmen
die Hände aus und half Phil, die Bordwand zu erklettern. »Das ist also die Erklärung, warum Sie auf unsere Funksprüche keine Antwort geben!«
»Ich hatte Ihnen doch gesagt, daß ich in Ruhe gelassen werden will.«
»Aber als Sie überhaupt nicht mehr antworteten, habe ich mir Sorgen gemacht.«
»Seit Myrta hier ist, habe ich kein Funkgerät mehr angesehen.«
»Nur noch Myrta?«
»So ist es, Don Fernando.«
Die Barkasse drehte und fuhr wieder auf die Yacht zu. Evelyn stand am Fallreep und ließ ihre blonden Haare im Wind wehen. Ihr herrlicher Körper in dem schwarzen Bikini war bis in die letzten Muskeln gespannt. Sie stand auf den Zehenspitzen, was ihre Formen noch hervorhob. Don Fernando pfiff leise durch die Zähne.
»Was immer ich gegen Sie vorzubringen habe, Phil«, sagte er fröhlich, »Sie sind für alles entschuldigt! Ich verspreche Ihnen auch, so schnell wie möglich wieder abzudampfen. Aber den Kaffee mit Kognak und Kuchen, von dieser Eva serviert, lasse ich mir nicht entgehen! Vor allem, da ich jetzt weiß, daß Ihre dämliche Einsiedelei vorbei ist.«
»Wieso? Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Commander.«
»Sagen Sie bloß, Sie wollen mit einer so herrlichen Frau weiter auf ›Sieben Palmen‹ wohnen! Oh, Phil, wenn Sie mir das bestätigen, sind Sie wirklich ein Verrückter, den man in ein Zimmer ohne Klinken sperren sollte. Oder hatten Sie die Absicht, die Dame wieder abdampfen zu lassen, ohne sich an ihre Fersen zu heften?«
Evelyn Ball machte ihre Sache gut.
Mit einem großen Glas Kognak stand sie oben am Fallreep und empfing Commander Don Fernando. Ihr Lächeln, ihre windzerzausten Haare, ihr schlanker Körper – das alles vor dem Hintergrund eines kleinen Luxusschiffes – wirkte auf einen Mann wie Fernando, in dessen Adern altes spanisches Blut pulste, wie eine anregende Medizin. Er schwang sich an Bord, küßte Evelyn galant die Hand und nahm dann erst das Kognakglas an.
»Miß Myrta Baldwin«, sagte Phil und blinzelte Evelyn zufrieden zu. »Das ist Commander Don Fernando, Liebling.«
Don Fernando hob prostend das Glas und sagte laut: »Auf die schönste Frau, die ich je gesehen habe!«
»Danke, Commander.«
Sie tranken sich zu, aber während Don Fernando, gut erzogen, nur die Hälfte trank, leerte Evelyn das Glas ganz und warf es dann übermütig über Bord. Jetzt überzieht sie, dachte Phil erschrocken. Ein Mann wie der Commander kann unterscheiden, was natürliches Temperament ist oder nur gespielte Burschikosität.
»Meinem Onkel tut das nicht weh!« sagte Evelyn, und ihr Lachen hallte über das Deck. Verblüfft blickte Don Fernando dem Glas nach. »Ich mache das immer so, Commander, wenn ich einem Menschen zutrinke, der mir auf den ersten Blick sympathisch ist.«
Du Aas, dachte Phil und verzieh ihr die Entgleisung. Mit diesem Satz hast du Don Fernando aus der Uniform gehoben. Jetzt spielt er die Rolle eines Kavaliers, der Frauen gegenüber kühl bleiben kann.
Sie wandte sich ab und ging, in den Hüften wiegend, zum Hinterdeck. Don Fernando hielt Phil am Arm fest.
»Stiften Sie der nächsten Madonna sieben Kerzen dafür, daß ich verheiratet bin«, flüsterte er und blinzelte Phil zu. »Wäre ich, wie Sie, vogelfrei – ich nähme jetzt den Kampf mit Ihnen um diese herrliche Frau auf! Ich bin nicht chancenlos – das haben Sie gehört.«
Er gab Phil noch einen freundschaftlichen Stoß in den Rücken und folgte dann Evelyn auf das Sonnendeck. Was Phil – und auch der in der Höhle sitzende Sempa – erwartet hatten, trat prompt ein. Ein Seemann wie Don Fernando kann ein so schönes Schiff nicht betreten, ohne es näher kennenlernen zu wollen.
»Sie haben ein außergewöhnlich schnittiges Boot, Miß Baldwin«, sagte er, als sie an der Treppe zum oberen Steuerstand vorbeikamen. »Darf ich einen Blick auf die Technik werfen?«
»Aber bitte, Commander.« Evelyn breitete lachend die beiden Arme aus. Phil hielt den Atem an; er hatte Angst, daß der knappe Bikini platzte. »Sehen Sie sich alles an!«
»Ich möchte mich gern Ihrer Führung anvertrauen«, sagte Don Fernando etwas geschraubt. Es war sonst nicht seine Art, so zu sprechen. Wenn er es jetzt tat, bewies das nur, wie sehr ihn Evelyns Anblick verwirrte.
»Recht gern!« Ev drehte sich lustig um die eigene Achse und ließ ihr goldblondes Haar fliegen. »Wo fangen wir an?«
»Beim Kaffee mit Kognak«, warf Phil schnell dazwischen.
»Ein unromantischer Bursche, auf den Sie da gestoßen sind, Miß Baldwin!«
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