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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Bucht kommen, Ari.«
    Sempa nickte. »Ich weiß! Aber Evelyn hat nichts davon, wenn wir hier rumstehen, quatschen und uns vor Angst in die Hose machen.«
    »Ich rufe über Funk alles zusammen, was erreichbar ist!«
    »Zu spät! Wenn das schon seit drei Tagen so geht … Himmel, welch ein dummes Luder! Die Sturheit hat sie von dir gelernt! Nein! Wir machen den Bauch auf!«
    »Wir?!« Phil sah Sempa entsetzt an. Nein, der war nicht verrückt, seine Augen blickten völlig klar. »Wir können doch nicht einfach …«
    »Mein Junge, bei der Marine-Infanterie in Vietnam habe ich Beine und Arme amputiert.« Sempa hustete. »Das war eine kuriose Geschichte, damals in Vietnam. Ich war nur leicht verwundet, machte mich nützlich im Feldlazarett. Ein paarmal hat mich der Doktor zusehen lassen – bei Amputationen, und wie man Menschen zusammenflickt. Dann kam er eines Tages zu mir: ›Nun mach schon, Dicker! Geht's schief, stirbt er, machst du nichts, stirbt er auch!‹ Naja, und ich hab's gemacht … Damals sind siebzig Prozent der Jungs durchgekommen, weil wir in die Hände spuckten!«
    Er drehte sich um und lief den Felsenweg hinunter. Phil starrte ihm nach, bis Sempa auf der langen Lavazunge zum Meer verschwunden war. Er sah ihn erst wieder, als er durch den aufstaubenden Sand rannte, vor dem Wasser stehenblieb, die rollende Flut betrachtete und sich dann mit einem Satz ins Meer stürzte, um hinüber zu seiner Yacht zu waten.
    Hassler kehrte in die Höhle zurück und setzte sich neben Evelyn auf die Bettkante. Er nahm ihre Hände, die sie wieder auf den Leib gelegt hatte, und streichelte sie.
    Sie fror jetzt, als läge sie auf Eis. Ihr Körper wurde hin- und hergeschüttelt, jeder Nerv in ihr schien entzündet zu sein. Sie klapperte mit den Zähnen vor Frost, dabei glühte ihre Haut, als sei sie gerade aus einem Backofen geholt worden. Mit unnatürlich geweiteten, glänzenden Augen sah sie Phil an.
    »Wir werden dich operieren«, sagte er und küßte ihre heißen, trockenen Lippen. »Wir holen das entzündete Würmchen heraus.«
    »Kannst du das?« fragte sie. Das Sprechen machte ihr Mühe.
    »Nein!« antwortete er ehrlich.
    »Kann Ari denn operieren?«
    »Er behauptet, in Vietnam nach ein paar Stunden Anschauungsunterricht amputiert und operiert zu haben.«
    »Und … und nun wollt ihr es versuchen …?«
    »Es ist wirklich deine einzige Chance, Eve. Die letzte! Alle Hilfe von draußen kommt mit Sicherheit zu spät.«
    »Ich – ich habe einmal ein Buch gelesen«, sagte sie stockend. Ein Schüttelfrost durchjagte sie. Sie holte so tief Luft, wie sie konnte. »Von einem deutschen Arzt. Im Krieg. Er hat einen Blinddarm mit dem Taschenmesser herausgeholt.«
    »Das war in Rußland. In einem Gefangenenlager hinter Stalingrad.«
    »Wollt ihr – wollt ihr auch mit einem Taschenmesser …« Ihre Augen flackerten vor Angst.
    »Uns geht es besser als diesem Arzt. Sempa hat auf seiner Yacht eine komplette Lazarettausrüstung, originalverpackt in einer großen Tropenkiste. Wußtest du das?«
    »Nein.« Sie umklammerte seine Hände und zog sie an ihren Mund. Als ein neuer Schmerzanfall sie durchschüttelte, biß sie in seinen Handballen, um nicht zu schreien. Sie betrachtete die tiefen Eindrücke ihrer Zähne. Dann küßte sie seine Hand.
    »Wenn ich sterbe«, – sagte sie kaum hörbar – »sollst du eines wissen: Es wird nie mehr so eine Liebe geben wie zwischen dir und mir. Nie mehr …«
    »Ich weiß es, Eve.« Er beugte sich über sie und küßte ihre fieberglühenden Brüste. Es war wie eine Betäubung: Dieses Gefühl des Glücks schien stärker in ihr zu wirken als der Schmerz in allen ihren Nerven. Das Zittern ihres Körpers ließ nach; in ihren Mundwinkeln deutete sich sogar ein Lächeln an. »Aber du wirst nicht sterben, Eve«, sagte Phil mit bemüht fester Stimme. »Nicht heute, nicht morgen … Erinnere dich: Was habe ich immer zu dir gesagt? Wir werden auf unserer Insel uralt werden. Hier weht der Atem der Unsterblichkeit!«
    »Und ein dummer, vereiterter Blinddarm bläst die Unsterblichkeit weg. Dafür wird die Ewigkeit kommen.« Sie faßte mit beiden Händen in seine Haare und hielt seinen Kopf auf ihren Brüsten fest. »Was wirst du tun, wenn du wieder allein bist, Liebling?«
    »Daran denke ich gar nicht.«
    »Du mußt! Du bist dann mit Sempa allein …«
    »Ich werde ihn wegfahren lassen.«
    »Mit seinem Schatz?«
    »Ja. Aber ich werde Don Fernando benachrichtigen.«
    »Man wird dich wegen Mithilfe

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