Das Geheimnis der sieben Palmen
einsperren.«
»Das wäre mir völlig gleichgültig. Ohne dich – was ist das Leben da noch wert?«
»Als du auf die ›Sieben Palmen‹ gezogen bist, hast du anders gedacht. Da warst du allein dir genug.«
»Es war ein großer Irrtum, das weiß ich jetzt! Man kann nicht einfach davonlaufen und zur ganzen Welt sagen: ›Macht euren Dreck allein!‹ Ich habe das erkannt, als du zum erstenmal hier neben mir lagst und ich spürte, wie herrlich es ist, nicht mehr allein zu sein!« Er küßte ihre vom Fieber aufgesprungenen Lippen und spürte, wie Wellen des Schmerzes wieder ihren Körper durchjagten. »Weißt du noch, wie du damals nachts unter meine Decke gekrochen bist? Du warst nackt …«
Sie atmete heftiger. »Oh, ich weiß es noch, als sei es erst ein paar Nächte her. Und dabei wollte ich nichts anderes, als dich verrückt machen. Abhängig von mir. Willenlos. Alles war nur Berechnung. Ich wollte Rache für James … Und ich wollte an den Schatz heran. Als ich zu dir ins Bett kam, habe ich dich nicht geliebt …«
»Mußt du das jetzt sagen, Eve?«
»Ja.« Sie versuchte ein verkrampftes Lächeln. »Weil alles ganz anders war, als ich dich in mir spürte. Weil alles in deinen Armen verbrannte, diese ganze schreckliche Evelyn Ball.« Sie schwieg, knirschte wieder mit den Zähnen, ließ seinen Kopf los und preßte ihre Hände flach gegen den Unterbauch. »Und jetzt – jetzt verbrenne ich wieder …«, flüsterte sie, kaum hörbar. »O Phil, Phil – ich verbrenne … Ich kann es nicht mehr aushalten!«
»Ich will sehen, wo Ari bleibt!« sagte Phil. »Ich bin sofort wieder da.«
Er sprang auf und rannte aus der Höhle. Am Eingang wäre er fast mit Sempa zusammengeprallt. Der Riesenkerl prustete wie ein Seelöwe, auf seinem vom Laufen erhitzten Körper verdampfte das Salzwasser. Wie er es geschafft hatte, in dieser kurzen Zeit hinunter zur Bucht, durch das Wasser zum Schiff und wieder zurück auf die Insel zu kommen und dabei noch die schwere Sanitätskiste aus Aluminium zu schleppen – das war wieder eines jener Rätsel, mit denen Sempa seine Gefährten ständig verblüffte.
»Alles da!« keuchte er und setzte sich auf die silbern schimmernde Kiste. »Und keine Chance für einen Hai! Phil, ich war so in Fahrt – wäre einer gekommen, ich hätte schneller zugebissen als er!« Er schüttelte wie ein Hund die letzten Tropfen Meerwasser von seiner Haut und tappte dann vor Phil in die Höhle. Im Licht der Batteriescheinwerfer lag Evelyns nackter Körper da, als sei er für den anatomischen Unterricht hereingeschoben worden.
»Schätzchen, wie sieht's bei dir aus?« fragte Sempa mit deutlich gequältem Humor.
»Miserabel, Ari …«
»Das wird bald vorbei sein! Dann fange ich mit dem Würmchen, das wir von dir kriegen, den größten Fisch, den man je bei den Galapagos aus dem Meer geholt hat. Und den kochst du mir dann in Senfsoße!«
Sie drehte den Kopf zu Sempa und starrte ihn an. Er trug nur eine enge Badehose, aber die sah man kaum. Der ganze Kerl bestand nur aus Muskeln.
»Du willst mir den Bauch aufschneiden, Ari?« fragte sie.
»Ich nicht allein. Phil wird mir helfen. Er hat eine Sanitätsausbildung hinter sich. Wenn ich in Vietnam abgeschossene Finger annähen mußte, hatten die Burschen nachher immer sechs an der Hand. Dafür war ich berühmt!« Er strahlte Evelyn an und klopfte sich nach Gorillaart gegen die Brust. »Mädchen, auch dich kriegen wir hin! So ein Blinddärmchen! So was Lächerliches! Da hatte ich in Vietnam, bei Hue, einen ganz anderen Fall auf dem Tisch. Einen Granatsplitter – in die Hoden …!«
»Ari, hol die Kiste herein!« knirschte Phil Hassler. »Mach sie auf! Wir haben keine Zeit für dumme Quatschereien.«
»Seelische Aufmunterung gehört zu meiner Therapie!« Sempa ging hinaus, kehrte gleich darauf mit der eisernen Kiste zurück und schlug den Deckel hoch. Phil leuchtete mit einer Lampe hinein.
Es war wirklich alles vorhanden, was eine Sanitätsstation benötigt. Das ganze Material befand sich noch steril in den Originalpackungen, die beschriftet und mit genauen Bezeichnungen versehen waren. Man brauchte nur hineingreifen und konnte sofort anfangen. Heißes Wasser brodelte bereits in einem Kessel auf dem offenen Herdfeuer. Phil hatte es aufgesetzt, als Sempa zum Boot hinuntergelaufen war.
»Was brauchen wir?« fragte Sempa, während er die Kiste auspackte. »O Phil, ist das eine Scheiße! Wer soll denn das lesen? Kannst du Lateinisch?«
»Ja. Ich war
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