Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
lautlos über den mit unzähligen Splittern übersäten Boden. Das Leben ging weiter, als wäre nichts geschehen.
Gut, mein Freund, friß dich noch einmal voll, dachte Quattro vergnügt. Aber dann ist es aus mit der Partnerschaft, auch wenn wir dasselbe Wild jagen, dann bist du an der Reihe!
Quattro richtete sich blitzschnell auf und holte zum Wurf aus. Tatsächlich, er hatte sich nicht getäuscht. Ein Prachtexemplar von einem Trichtermolch. Das gibt neben dem Umhang und den Fußlappen sogar noch eine gute Bogensehne und einen Proviantbeutel. Einem rotschillernden Blitz gleich zuckte die Purpurnadel in den unförmigen Leib des Tieres.
Wie eine Sprungfeder entrollte sich der Trichter, reckte sich in den Himmel empor, und ein schrilles Trompeten kündete vom Ende des Tieres. Ohne sich weiter um den erlegten Trichtermolch zu kümmern, griff Quattro eine zweite Purpurnadel und ging, aufrecht und ohne auf Deckung bedacht zu sein, der schillernden Schleimspur des Zehrers nach. Nicht nur äußerlich ähnelt der Schleimige Zehrer den irdischen Nacktschnecken, auch sein Tempo ist dem der Schnecken kaum überlegen. Kein Grund zur Eile also für Quattro und ebensowenig Anlaß, geräuschlos vorzugehen.
Das Vorderteil des Zehrers steckte tief in einer Molchhöhle, und die schmatzenden Geräusche sagten genug. Es war ein noch nicht ganz ausgewachsenes Exemplar, das konnte Quattro nur recht sein. Sind sie länger als fünf Meter, läßt sich die Korda schwer auffasern, aus der der Bast zum Umwickeln des Yumabogens gewonnen wird. Auch schmeckt das Fleisch der jüngeren Tiere besser. Durch die transparente Haut hindurch war deutlich der siebente Kordaknoten zu erkennen. Fleischerarbeit, keine Jagd, dachte Quattro mit einem geringschätzigen Lächeln und stieß den Speer kraftvoll durch die Gallertmasse, genau ins Zentrum des Kordaknotens.
Alles Weitere war Routine: Er trennte mit einer Kondizeenscherbe den Molchtrichter vom Leib, löste einen großen Batzen des proteinreichen Fleisches aus dem Rumpf des Schleimigen Zehrers, wickelte das Fleisch in den Hautlappen des Trichtermolches und wanderte zum Ufer des Großen Ochsenstromes. Nur am Ufer findet man auf dem Tronnt einige sandige Stellen. Der rötliche, sehr heiße Sand ist gut zum Dörren des Zehrerfleisches und zum Trocknen der Haut des Molchtrichters geeignet. Aus dem Trichterstiel fertigte Quattro sich Schuhwerk, aus dem Rest Umhang, Proviantbeutel und Bogensehne. Dann machte er sich daran, das ebenfalls aus dem Zehrerleib herausgeschnittene Kordastück aufzufasern.
Mit diesem Bast umwickelte er sieben junge Purpurnadelschößlinge. Der Bast hat die Aufgabe, die Bogenelemente zu verbinden und gleichzeitig ein zu starkes Austrocknen der dünnen Nadeln zu verhindern, die sonst leicht brechen würden. Aus diesem Grunde muß Quattro seinen Vorrat an Pfeilen – ebenfalls Purpurnadeln, aber besonders dünne von über einem Meter Länge – ständig erneuern. Nach spätestens zwei Tagen sind sie so spröde, daß sie bereits auf der losschnellenden Sehne zerspringen. Und nun erst begann die eigentliche Jagd.
Quattro würgt noch einen Streifen des gedörrten Zehrerfleisches hinunter und schließt die Augen. Ja, bis dahin war alles ganz leicht. Nur einmal machte er einen Fehler.
Als er die Haut des Molchtrichters wässerte, war er in Gedanken auf der Erde, bei seiner Familie. Er wußte, daß die Evakuierung von Zoarix ohne ihn stattfinden würde. Aber Mardana ist die Frau eines Raumfliegers! Sie wird es ertragen, die Heimat ohne ihn verlassen zu müssen, und die kleine Marida glaubt sicher, es sei wieder einmal eine der vielen Urlaubsreisen, die Mardana mit dem Töchterchen unternimmt, sagte sich Quattro.
Vielleicht kümmert sich Quinto um die Familie, auch wenn sie sich nicht gerade wie Brüder vertrugen. In diesen Zeiten sollte man alles Trennende beiseite schieben! Quinto muß doch endlich begreifen, daß er, Mariel Elldes, keine Schuld an den Verbrechen des Großadmirals Elldes hat! Wie leicht ist es doch für Quinto, den ersten Ehemann seiner Mutter zu verurteilen und auf seinen Vater, den Magister Enro Cosma, der sich geschickt aus den Wirren der damaligen Zeit herausgehalten hat, stolz zu sein.
Sie sind beide zu verschieden, das liegt wohl auch daran, daß Enro Cosma den Stiefsohn sehr hart anfaßte, Quinto hingegen maßlos verwöhnte.
Der sportliche, wortgewandte Adriel Cosma ist zweifellos ein fähiger Raumflieger, Quattro würde die Leistungen des Halbbruders nie
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