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Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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leugnen. Quinto ist in vielem ein Zweiter Enro Cosma. Quattro hingegen das ganze Ebenbild seines Vaters: klein und schmächtig, den Mangel an Kraft durch zähe Drahtigkeit ausgleichend, dunkelhaarig, mit blauschwarzem Schimmer auf Kinn und Wangen, der sich wenige Stunden nach der Rasur wieder zeigt. Am meisten haßt Quattro seine breiten, scharf konturierten Lippen, die viel zu wulstig für das ausgemergelte, schmale Gesicht sind.
    Sogar die unterschiedlich gefärbten Augen hat er vom Großadmiral geerbt. Ein wasserblaues und ein samtig braunes. Das gibt seinem Gesicht immer etwas Zwiespältiges, und vielleicht halten viele seiner Untergebenen seinem Blick deshalb nicht stand.
    Im Scherz hat er sein blaues Auge einmal „das Tödliche“ genannt, weil es sein Zielauge ist und jeder seine Jagdleidenschaft kennt. Daraufhin bezeichneten seine Mannschaftsmitglieder das andere, dunkelbraune, recht respektlos als das „Kuhauge“ und bekamen einen gehörigen Schreck, als er zufällig dazukam und es hörte.
    Während er also die Haut des Trichtermolches im gelbgrauen Wasser des Großen Ochsenstromes spülte, erinnerte er sich an diese Begebenheit und kicherte belustigt in sich hinein. Dabei vergaß er für Sekunden, auf die Umgebung zu achten. Erst als das Wasser aufschoß und brodelte, als Tausende kleiner Zähnchen in die noch frische Haut geschlagen wurden, schrak er zurück. Unbemerkt hatte sich ein kleiner Marksaugerschwarm dem Ufer genähert. Diese nur handtellergroßen Wassertiere hätten ihm in Sekundenschnelle die Hände abtrennen können.
    Das war sein einziger Fehler bisher. Eine kleine Unachtsamkeit, die sich beinahe grausam gerächt hätte.
    Zwei Pfeile stecken bereits in dem talergroßen Loch zwischen den Brustplatten der Echse, dort, wo die strahlenförmig aufeinander zulaufenden Schuppenbänder zusammenstoßen. Nur dort ist das Einhorn tödlich verwundbar. Und gerade das macht die Monocerosjagd zum abenteuerlichen und gefährlichen Erlebnis. Der Jäger muß die Echse, die sehr scheu ist und vor den Menschen flüchtet, so sehr in Bedrängnis bringen, daß sie sich hoch aufrichtet, um die keulenartige Verdickung des Schleuderarms auf ihn herabsausen zu lassen. Dabei bietet sie dem Yumaschützen das winzige Ziel.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, das Einhorn so sehr in die Enge zu treiben: die Marksauger. Nur sie sind in der Lage, sich in Windeseile durch die starken Knochenplatten zu bohren, um an das von ihnen so begehrte Anismark in den weichen Skeletteilen der Echse zu gelangen. Das bestimmt die Taktik eines jeden Yumaschützen. Es muß ihm gelingen, das scheue Tier in das sonst von ihm ängstlich gemiedene Revier eines Marksaugerschwarms zu treiben.
    Zweimal bereits hat Quattro die kaum erkennbare einzige weiche Stelle im Panzer des Einhorns getroffen, aber die Entfernung war zu groß. Trotz ihrer Länge und Masse drangen die Pfeile nicht bis zum unter der Wirbelsäule liegenden apfelgroßen Nervenzentrum vor.
    Quattro verschnürt seinen Proviantbeutel und erhebt sich. Den Umhang läßt er achtlos liegen, ihn benötigt er nicht mehr.
    Alles Weitere wird sich im weichen Sand des Ufers abspielen, und bei einem eventuell nötig werdenden schnellen Rückzug könnte die steife Haut aus Molchleder nur hinderlich sein.
    Es wäre seine siebzehnte Trophäe.
    Und dann wird man ihn zum Großmeister der Yumabruderschaft wählen, nicht Quinto!
    Schon kann er die Stelle ausmachen, wo die schwergetroffene Echse auf dem Grund liegt. An der Oberfläche tummelt sich ein Schwarm der spindelförmigen Geierköpfe, sie warten darauf, daß das Einhorn seine Beute schlägt.
    Quattro lächelt grimmig. Diese Mahlzeit fällt aus! Weiter oben, stromaufwärts, kreist unruhig ein Schwarm Marksauger. Doch so fein ausgebildet ist der Instinkt des Monoceros nicht, um die unmittelbare Nähe des Todfeindes zu erahnen.
    Quattro wirft sich den Beutel mit dem Zehrerfleisch über die Schulter und greift zum Bogen. Bedächtig wählt er einen Pfeil und prüft dessen Spitze. Dann nickt er befriedigt.
    Diesmal hatten sich alle Teufelsmächte des Planeten Tronnt gegen ihn verschworen. Zuerst die Ronde, dann der raubgierige Urck, sie konnten ihn nicht bezwingen. Fast zwölf Tage hat er nun das Einhorn stromauf gejagt. Heute endlich wird er dem Spiel ein Ende bereiten. Langsam geht er ans Ufer. Mit weitem Schwung wirft er das Fleisch in die schmutziggelben Fluten, genau in die Mitte zwischen Monoceros und Marksaugern. Einer von beiden wird nach dem

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