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Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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treffen, schlägt Terry schnell die Augen nieder. In Gedanken versunken, hat er Reganta die ganze Zeit angestarrt.
    Ärgerlich beißt er sich auf die Lippen: Daß er es einfach nicht fertigbringt, dem Blick dieser graublauen Augen standzuhalten! Ein erwachsener, selbstbewußter Mann, der Herzklopfen bekommt wie ein Backfisch, wenn der Chef geruht, seiner gewahr zu werden – einfach lächerlich!
    „Reganta sieht Sie so merkwürdig an, Stellaster!“ sagt Dorean leise. „Scheinbar hat Pyron schon gepetzt!“
    Terry hat das Gefühl, als ob seine Zunge zu einem unförmigen Klumpen anschwillt und langsam die Luftröhre verstopft. Er preßt die Kiefer aufeinander und zwingt sich zur Ruhe. Gut, entweder – oder! Sollte der Admirander ihn in aller Öffentlichkeit zur Rede stellen, kann es ihm nur recht sein, er hat schließlich nichts zu verbergen. Reganta bedeutet ihm mit einem Wink des Zeigefingers, zu ihm zu kommen. Als Malden und Ponape ihm folgen wollen, gibt Reganta ihnen mit einem zweiten Wink zu verstehen, daß er Terry allein sprechen möchte.
    „Kopf hoch, Stellaster! Wir sind im Recht, das dürfen Sie nie vergessen!“ flüstert Malden ihm zu. Terry muß ein Lächeln unterdrücken. Hat dieser junge Proximer doch tatsächlich gespürt, was in ihm vorging. Der ist nach meinem Geschmack, sagt er sich, hoffentlich bleibt er so!
    Wie er so hocherhobenen Hauptes seinem Schicksal entgegengeht, fühlt er sich beinahe wie ein legendärer Volkstribun aus grauester Vorzeit, der – stolz die Fesseln zurückweisend – die Stufen zum Schafott hinaufschreitet. Würdevoll schiebt er einen Galaxor zur Seite, der ihm im Wege steht. Mist, verdammter, schimpft er im stillen, als er merkt, wie sein Gang, der doch eigentlich fest und sicher wirken soll, immer mehr an Kraft verliert und zu einem hölzernen Stolpern wird.
    Der Admirander hat sich wieder seinem Pult zugewandt und sagt über die Schulter hinweg: „Setzen Sie sich, Terry!“
    Terry nimmt verwirrt Platz. Nicht die Aufforderung ist es, die ihn stutzen läßt, sondern die Anrede.
    Noch nie hat der Admirander ihn beim Vornamen genannt. Bisher sprach er ihn immer und ausschließlich mit Dienstgrad und Familiennamen an. Reganta schiebt ihm eine Tasse Tee über das Pult und rührt in der eigenen gedankenversunken mit dem kleinen Finger der rechten Hand. Die gelbrote Flüssigkeit bildet kleine Strudel und Wellen.
    Schlammwanzentee! denkt Terry. Angeblich eine der kostbarsten Delikatessen, die es überhaupt gibt. Aber warum kann man die kleinen Tierchen nicht trocknen und mahlen, wie es bei Tee so üblich ist? Es muß etwas mit dem Sekret ihrer Spinndrüsen zu tun haben, das sie absondern, sobald man sie mit warmem Wasser übergießt!
    Terry starrt wehleidig auf das Gewimmel in seiner Tasse und führt sie tapfer an die Lippen.
    „Habe ich Ihnen soviel Anlaß zum Mißtrauen gegeben, Terry?“ fragt Reganta beiläufig, aufmerksam die Kursdaten der Formation Exodus zwei studierend. Da Terry, vom beinahe warmen Klang der Stimme überrascht und verunsichert, ratlos schweigt, spricht Reganta weiter.
    „Was wissen Sie über Kolumbus, Terry?“ fragt er beiläufig.
    Argwöhnisch mustert Terry den speckigen Nacken seines Chefs, der immer noch, über die Kursdaten gebeugt, Zahlen und Parameter vergleicht.
    „Kolumbus wollte mit den Karavellen ‘Pinta’ und ‘Nina’ sowie mit der Nao ‘Santa Maria’ einen Seeweg nach Indien finden, dabei entdeckte er Amerika. Im Auftrage des spanischen Königs segelte er im Jahre…“
    „Danke, das genügt schon. Sie haben das Wesentliche erfaßt“, unterbricht ihn Reganta ruhig. Nun dreht sich der Admirander um und sieht Terry fest in die Augen. Der Klang seiner Stimme wird eine Winzigkeit unwilliger, als er sagt: „Scheinbar mögen Sie Kolumbus, Terry. Nun – für einen Raumfahrer sollte das selbstverständlich sein… Interessieren Sie sich sehr für diesen berühmten Seefahrer?“ Terry ist völlig durcheinander, Reganta kann doch nicht auf eine oberflächliche Plauderei aus sein, irgend etwas muß er bezwecken!
    „Ja…, schon…“, antwortet er zögernd.
    „Was mag in diesem Mann wohl vorgegangen sein, als er glaubte, am Ziel seiner Träume zu sein“, sagt Reganta gedankenversunken. „Was meinen Sie, Terry, ist man immer in der Lage, frei von vorgefaßten Meinungen und unabhängig von bestimmten Erwartungen zu urteilen?“
    Aha! Terry verzieht gequält das Gesicht. Jetzt wird er deutlich.
    „Sicher nicht, Admirander“,

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