Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Spileuhr

Das Geheimnis der Spileuhr

Titel: Das Geheimnis der Spileuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Vorliebe englische Zeitungen, trank gern Sherry und aß mit Leidenschaft Fischgerichte aller Art. Besonders gern mochte er Tintenfisch! (Igittigitt!!)
    Der Baron überlegte gerade, wie er seine Absage an den Wurstfabrikanten Max P. Schnopf — das war der mit der Wildschweinjagd — vorteilhaft verfassen könnte, als es klopfte.
    „Herein!“ rief er freundlich, und herein trat Karl Schön, Butler und Diener des Barons.
    Karl, von allen Karlchen genannt, war klein, fast zierlich, trug zu einer tintenschwarzen Hose eine vornehme, schwarzweiß gestreifte Weste.
    In seinem Gesicht stand Ratlosigkeit, ja, mehr noch: Fassungslosigkeit.
    „Was ist los, Karlchen?“ wollte der Baron wissen.
    „Ich... ich muß Ihnen ei... ei... eine entsetzliche Entdeckung melden, Herr Baron. Ppppp... p... peinlich, das. Sehr peinlich!“ stotterte Karlchen, obwohl er sonst nie stotterte.
    Der Baron zog die Augenbrauen hoch, wobei ihm der Klemmer von der Nase fiel. Das war nicht weiter tragisch, denn der hing an einem schwarzen Faden.
    „Ist es so schlimm, Karlchen?“
    Karlchen preßte die Lippen aufeinander und nickte heftig.
    „Aus dem Blauen Salon ist der kleine goldene Aschenbecher verschwunden, den der Herr Baron seinerzeit von Seiner Durchlaucht Fürst Poplowitsch geschenkt bekommen haben.“
    Der Baron schüttelte zuerst nur ungläubig den Kopf. Dann runzelte er die Stirn, und zu guter Letzt schüttelte er erneut den vornehmen Kopf.
    Diesmal nachsichtig. Und ebenso klang auch seine Stimme: „Unsinn, Karlchen. Das gibt’s doch nicht. Das kann doch gar nicht sein. Sicher ist er nach dem Putzen nur verstellt worden.“ Karlchen zuckte hilflos mit den Schultern, streckte die Arme weit von sich und ließ sie wieder fallen.
    „Der Herr Baron können sich denken, daß ich natürlich bereits alle Möglichkeiten überdacht habe. Ich habe auch alle vom Personal befragt. Den Chauffeur, den Gärtner, die Köchin, den Hausmeister und Lilly. Niemand hat den Aschenbecher weggestellt.“ Der Baron schnalzte mit der Zunge, klopfte drei Takte Walzer auf die Schreibtischplatte und fragte:
    „Und was sagt Lilly? Sie putzt schließlich jeden Tag den Blauen Salon!“
    „Das ist es ja eben, Herr Baron. Als sie heute beginnen wollte, hat sie es bemerkt und kam sofort zu mir.“
    Der Baron erhob sich und trat ganz nah an Karlchen heran. Er war um einiges größer als sein Diener. Seine Stimme wurde leiser: „Karlchen“, murmelte er, „glaubst du, daß jemand vom Personal...?“
    Karl Schön richtete sich auf. So weit, daß der Krawattenknoten seines Arbeitgebers genau vor seinen Augen war. „Niemals!!“ beteuerte er mit fester Stimme und entdeckte dabei, daß auf dem blauen Krawattenknoten ein gelber Spritzer war. „Wird vom Ei sein, muß ich Lilly sagen“, überlegte er so ganz nebenbei.
    „Nie, Herr Baron, würde jemand von uns ..
    Er verschluckte den Rest.
    „Der Fleck könnte natürlich auch von der gestrigen Fischsauce sein ..
    „Und sonst fehlt nichts?“ fragte der Baron.
    „Nichts, Herr Baron!“
    Der Baron von Brossel strebte wieder seinem Schreibtisch zu, klemmte sich dabei den Klemmer auf die Nase und sagte optimistisch:
    „Wird sicher nur ein Mißverständnis sein. Wird sich bestimmt bald wiederfinden!“
    Karlchen erwiderte wenig hoffnungsvoll: „Wenn der Herr Baron meinen ..
    Das war, wie gesagt, am Montag!

Am Mittwoch

    Der Baron war auf dem Weg zur Haustür, als herzzerreißendes Schluchzen an sein Ohr drang.
    Es war Lilly, das Mädchen.
    Sie stand neben dem Treppenaufgang, als habe sie auf den Baron gewartet.
    „Lilly???“ fragte der. „Hast du auf mich gewartet?“
    Sie nickte, während ihr dicke salzige Tränen über die gerundeten Wangen liefen.
    „Karlchen... Karlchen“, schluchzte sie, „Karlchen hat gesagt... huhuhuhuhu...“ Der Baron legte ihr die Hand auf die Schulter. „Nun beruhige dich doch, Lilly. Was hat Karlchen gesagt?“
    „Ich soll es Ihnen selbst sagen, hat er gesagt, Herr Baron.“
    „Und was sollst du mir selbst sagen?“
    „Daß... daß die beiden silbernen Haarbürsten aus dem Schlafzimmer der Gnädigen verschwunden sind.“
    „Nicht doch, was denn, nicht doch!“ stieß der Baron betroffen hervor. Das sagte er immer, wenn er aus der Fassung geriet.
    „Nicht doch, was denn, nicht doch, die beiden silbernen Haarbürsten?“
    „Ja...“, hauchte Lilly, und ein neuer Tränenstrom ergoß sich über ihre Wangen. „Erst der Aschenbecher, huhuhu... und jetzt die Bürsten. Huhuhuhu

Weitere Kostenlose Bücher