Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
Vom Netzwerk:
Bild hat sich von beidem abgewandt.«
    »Es ist ein trostloses Bild, so grau, so hoffnungslos.«
    »Grau ist die Farbe des Zweifels.« Leise fügte Lunetta hinzu: »Zweifelst du an Gabriels Gefühlen für dich? «
    Sidonia schüttelte heftig den Kopf. »Nicht mehr«, sagte sie tonlos. »Du weißt nicht, was er wagt, um mich glücklich zu sehen. Nein, es muss an mir liegen. Warum sind die Augen der Frau verbunden? Warum ist sie so reglos, so starr?«
    Lunetta zögerte weiterzusprechen. Jedes Wort könnte Sidonia an eine schmerzliche Erkenntnis heranführen.
    »Die Frau auf dem Bild will etwas Wesentliches nicht wahrhaben, darum kreuzt sie die Schwerter so abwehrend vor der Brust und ihrem Herzen. Sie verschließt sich vor Bildern ihrer Seele und tiefen Gefühlen.«
    Zornig schüttelte Sidonia Lunettas Arm ab und wischte sich die Tränen fort. »Gott weiß, wie sehr ich Gabriel liebe und begehre! Das kann nicht der Grund dafür sein, dass ich nicht schwanger werde …« Sie brach ab. »Bitte hilf mir. Finde heraus, ob ich je ein Kind von Gabriel empfangen kann.«
    »Das Tarot kennt kein Ja oder Nein. Es ist ein Spiegel deiner Seele. Nur sie kennt die Antwort.«
    Mit blitzenden Katzenaugen fuhr Sidonia auf. »Wenn ich die Antwort wüsste, würde ich nicht solche albernen Bilderrätsel betreiben, die tausend Fragen aufwerfen, anstatt eine zu beantworten.«
    »Die Rätsel des Tarots sind weise, Sidonia. Welche Frage stellt dir diese Karte? Welche Gefühle verbirgst du vor dir und Gabriel, obwohl du ihn so sehr liebst? Oder vielleicht weil du ihn liebst!«
    Betroffen sah Sidonia auf. »Können wir nicht eine neue Karte wählen, die klarer ist? Schlag du eine Seite auf. Dir gab Gott die Gabe, die tiefsten Geheimnisse zu verstehen. Was verhindert, dass ich schwanger werde?« Sie hob das Buch vom Boden auf und wollte es Lunetta reichen.
    »Nein.« Das Mädchen sprang vom Bett auf, hob abwehrend die Hände. »Nein, verlange das nicht von mir.« Sie lief zur Tür und riss sie auf. »Bitte geh. Ich spüre einen dunklen Schatten auf meiner Seele. Ich bin mir selber fremd und könnte meine Fragen mit deinen vermischen.«
    Sidonia atmete tief ein und schlug blitzschnell das Buch auf.
    »Satan«, entfuhr es ihr. »Satan!«
    Lunetta erstarrte im Türrahmen.
    Sidonia glitt vom Bett auf die Knie. »O Gott, wie blind ich tatsächlich all diese Jahre war. Der Herr bestraft mich für meine größte Sünde mit der Unfruchtbarkeit! Vergib mir. Vergib mir, Gabriel.«
    »Was soll das heißen?«, stieß Lunetta entsetzt hervor. »Wovon redest du?«
    »Verstehst du es nicht?«, schluchzte Sidonia. »Es ist Aleander. Immer noch Aleander. Dieser Teufel in Menschengestalt. All die Jahre war er der Dämon meiner Seele. Darum fürchtete ich die Lust! Darum hatte ich Zweifel an Gabriels und meiner Liebe. Es liegt an ihm …«
    Weiter kam sie nicht. Die verzweifelten Schreie einer Frau drangen durch das Treppenhaus zu ihnen herauf. »Hilfe! Zu Hilfe! Gabriel Zimenes! Er … Macht auf.«
    Jemand hämmerte und schlug wild gegen die Eingangstür des Hauses.
    Mit einem Satz war Sidonia auf den Füßen, riss die Wandfackel aus der Halterung und jagte hinter Lunetta her über den Flur. Sie überholte sie auf der Treppe, nahm die letzten Stufen in einem Satz und riss einen der Türflügel auf. Der Frost fuhr ihr scharf wie ein Messer in den Mund. Ihr Herz schlug wie eine kleine eiserne Faust gegen ihre Rippen, als wolle es den Käfig ihrer Brust zersprengen.
    Vor ihr stand Catlyn, ein Rinnsal von Blut strömte über ihren weißen Hals. Lunetta sah es und schlug die Hand vor den Mund. Blut. Blut! Sie hatte es am Morgen im Konventsgarten gesehen. Warum hatte sie die Begine nicht gewarnt? Ihre Abscheu für Catlyn hatte sie ungerecht und blind gemacht.
    »Was ist mit Gabriel?«, schrie Sidonia. »Rede schon!«
    Die hübsche Begine sank ohnmächtig zu ihren Füßen nieder.

2.
    K ÖLN , 18. J ANUAR 1536
    Überall herrschte aufgeregtes Plappern. Van Bercks Hof hallte wieder vom staunenden Wispern und Raunen seiner Gäste über die tausend Wunder, die der Rüstungshändler an diesem Abend zur Schau stellte. Im unwirklichen Licht blau schimmernder Laternen bewegten sich Kölns erste Bürger wie fantastische Schatten einer anderen Welt.
    Gaukler ließen Glasperlen, Papierrosen und kandierte Veilchen in die Menge regnen. Narren schlugen Salti, tanzten hoch über den Köpfen der Gäste auf dem Seil. Andere jonglierten mit den mühsam herbeigeschafften venezianischen

Weitere Kostenlose Bücher