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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Stiegen. Sie tauchten in das Dunkel eines verwinkelten Flures ein, in dem die Hurenkammern lagen.
    »Viel wirst du nicht mehr ausrichten können«, flüsterte das Mädchen giftig. »Deine Mitschwester hat ganze Arbeit geleistet. Der Engel des Todes wird Mertgins letzter Gast sein.«
    Rasch zog die Begine ihren Schleier vom Kopf. Ein Schwall schwarzer Haare ergoss sich über ihre Schultern. »Ich bin keine Siechenfrau. Vertrau mir. Ich bin die Nichte von Gabriel Zimenes!«
    Das Gesicht der Magd hellte sich mit einem Schlag auf. »Zimenes ist Euer Onkel? Sagt ihm Dank für die Salbe. Schaut«, sie hielt Lunetta ihren linken Daumen unter die Nase und bewegte ihn rasch auf und ab. »Er ist wieder heil, dabei wollte der Barbier ihn abnehmen, weil er meinte, das Fleisch sei brandig. Ich hatte die Wunde mit Speckscheiben umwickelt, aber Zimenes…«
    »Ist ein hervorragender Arzt, ich weiß, und er würde nie einem Menschen etwas zuleide tun! Warst du in der Nacht hier, als die Mertgin nach dem Arzt rufen ließ?«
    Der müde Schatten eines Lächelns glitt über das Gesicht des Mädchens. »Wo sollte ich wohl sonst gewesen sein?« Ihre Augen flitzten durch das Dunkel des Gangs, dann sagte sie: »Die Mertgin rief keinen Arzt und schon gar nicht Zimenes. Ich weiß, dass er nichts mit ihrem Elend zu schaffen hat.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Mertgin hatte einen Goldhengst auf der Stube, bevor die Begine kam, und ihr Husten, ach je, darum hätte sie nicht in der Nacht nach Eurem Onkel geschickt. Ich denke es war dieser Master Elias. Ich traue ihm nicht, egal, wie die anderen ihn umschwärmen.«
    »Master Elias? Wer ist das?«
    Das Mädchen schwieg.
    Lunetta griff erneut unter die Schürze von Catlyns ehemaligem Gewand und zog weitere Münzen hervor. »Wärest du bereit, dem Gewaltrichter zu erzählen, dass Mertgin den Arzt niemals rief?«
    Das Mädchen fuhr erschrocken zurück. »Ich? Nein, das könnt Ihr nicht verlangen. Unsereins will mit dem Gericht nichts zu schaffen haben! Und dann dieses offene Grab, das der Scharfrichter am Morgen fand … Nein.«
    »Welches Grab?«
    »Ich sage nichts mehr, nichts!«
    Lunetta nahm die Hand des Mädchens und drückte die Münzen hinein. »Überlege es dir. Bitte, man hat meinen Onkel des Mordes angeklagt!«
    Das Mädchen erbleichte und schlug sich die Hand vor den Mund. Doch dann schüttelte sie leise den Kopf. »Fragt Mertgin, sie hat nichts mehr zu verlieren«, sagte sie und stieß eine Brettertür auf. Dann hastete sie zurück in die Schankstube.
    Hinter der Tür fand Lunetta eine kümmerliche Kammer, schmal wie ein Schrank, in der es nach Schweiß und Todesfurcht roch. Sie trat an das Krankenlager, einen rohen Holzrahmen mit geflochtenen Stricken. Fiebernd wand sich die Hure auf einer klumpigen Matratze aus Stroh. Neben dem Lager stand ein lederner Eimer, in den sich die bedauernswerte Frau über Tage erbrochen zu haben schien.
    Angewidert hob Lunetta ihn an, stieß eine kleine Fensterluke auf und entleerte ihn in den Garten. In tiefen Zügen atmete sie die feuchte Luft ein, die nun in die Kammer strömte, und beugte sich zu der Kranken hinab, die sich stöhnend aufzurichten versuchte. Schweiß benetzte ihr Gesicht, auf das der Tod schon sein Siegel gedrückt hatte. Gründlich war der Gevatter vorgegangen, hatte die arme Hure mit Fieber und Darmkoliken geschüttelt und ihren Leib ausgemergelt.
    »Bitte, gebt mir Wasser«, flehte die Frau.
    Lunetta griff nach einem angeschlagenen Tonkrug, roch kurz daran, das Wasser war leidlich frisch. Sie hielt Mertgin den Krug an die Lippen. Die Frau versuchte ihre Hände zum Krug zu führen, doch sie schienen gelähmt. Lunetta sah, dass sich ihre Finger blauschwarz verfärbt hatten.
    »Ein Feuer verbrennt mich, ein höllisches Feuer«, krächzte die Frau heiser. »Und Teufel umflattern mich, ein ganzes Heer, sie spielen Flöte auf Totengebeinen. Seht Ihr den mit den drei Augen? Da, der Bocksfüßige fliegt auf mich zu, er reißt den Schlund auf … Oh, helft mir.«
    Lunetta legte ihr sanft eine Hand auf die Stirn.
    »Wie kühl, wie herrlich kühl«, murmelte die Frau und schloss die Augen. Ihr Atem besänftigte sich allmählich.
    »Es sind keine Teufel, die dich heimsuchen. Du hast das Antoniusfeuer«, sagte Lunetta. »Man hat dich mit schwarzem Roggen vergiftet! Hörst du? Vergiftet.«
    »Die graue Frau war es!«, schrie die Hure und riss die Augen auf. Sie wollte sich aufrichten, doch die Lähmung schien ihren ganzen Körper in eisernem Griff zu

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