Das Geheimnis der toten Voegel
Ordnung ist. Gotländische Zimtschnecken.«
»Ich glaube, das schaffen wir jetzt nicht. Wenn Sie vergessen haben, dem Polizisten, mit dem Sie heute Morgen gesprochen haben, etwas zu sagen, dann können Sie gern loswerden, was Sie auf dem Herzen haben, aber für einen Kaffee haben wir keine Zeit.«
»Ach doch, das schaffen Sie schon. Für eine Tasse Kaffee muss man sich die Zeit nehmen, damit man danach weiterarbeiten kann.« Ohne dass Maria richtig sagen konnte, wie es geschah, saßen sie plötzlich wie zwei Schulkinder brav nebeneinander auf Tante Ingrids Küchensofa. »Ja, also was ich erzählen wollte, war, dass Sandra Hägg sich gegen Alkoholmissbrauch engagiert hat. Ich weiß das, weil ich Mitglied der Abstinenzlerbewegung bin und wir mehrmals darüber geredet haben. Ich kenne ihre Mutter, die war nämlich auch bei den Abstinenzlern aktiv. Wohin ist unsere Gesellschaft unterwegs, wenn die Sozialdemokraten die Alkoholsteuer senken wollen? Wer wird die Rechnung bezahlen? Wenn wir alle Menschen mit Alkoholschäden behandeln wollen, dann wird man die Steuern erhöhen müssen, damit man Leute mit anderen Leiden überhaupt noch versorgen kann. Das Geld muss ja irgendwoher kommen. Sandra Hägg war Krankenschwester und hat in der Nikotinentwöhnung gearbeitet. Massage und Nikotinentwöhnung in Kombination. Sie hat in diesem neu eröffneten Gesundheitszentrum gearbeitet. Den Namen kann man kaum aussprechen: Vigoris Health Center. Das ist eine Art Krankenhaus, aber privat. Für Leute mit Geld.«
»Wissen Sie, wo wir Lennie Hellström erreichen können? Wenn wir richtig informiert sind, wohnt er nicht mehr hier.« Maria lehnte eine zweite Tasse Kaffee ab. Es schmerzte ihr in den Eingeweiden. Wahrscheinlich wieder ihre Gastritis. Lindas Theater am Morgen saß ihr immer noch in den Gliedern – versprich, dass du nicht stirbst, Mama – und dann ständig die Gedanken an Emil. Sie wäre am liebsten bei ihm gewesen. Jetzt.
»Lennie Hellström, ja, das ist wirklich schade. Ich weiß ja nicht, was sie dazu gebracht hat, die Verlobung aufzulösen. Sie waren doch so verliebt, und er ist so ein feiner junger Mann. So rücksichtsvoll und freundlich. Wenn er gesehen hat, dass ich schwere Tüten vom Laden hertrug, dann hat er sie mir immer die Treppe hochgetragen, und wenn er in die Stadt gefahren ist, hat er mir immer angeboten, mich mitzunehmen, damit ich nicht laufen musste. Ja, aber sie war auch so nett, das war sie. Ich fand, die beiden passten richtig gut zusammen, und dann trennen sie sich. Ich kann Ihnen sagen, wie das war. Als sie Schluss gemacht hat, da saß er da auf dem Sofa, genau, wo Sie jetzt sitzen. Er war ganz blass, der arme Junge. Er konnte nicht begreifen, was er falsch gemacht hatte. Sie hatten es doch so gut, eine schöne Wohnung, beide hatten Arbeit, ein Auto und alles. Es war, als wäre sie nicht mehr richtig sie selbst gewesen. Er sagte, er würde sie nicht wiedererkennen.«
»In welcher Hinsicht war sie denn anders?«, wollte Hartman wissen.
»Ja, in welcher Hinsicht? Nein, darüber hat er nichts gesagt. Das heißt, Sie haben ihn noch nicht angetroffen? Ja, aber dann weiß er ja noch gar nichts … Das ist ja furchtbar! Er wohnt in der Rutegatan.«
»Das wissen wir, aber er geht nicht ans Telefon.«
»Das ist nicht verwunderlich. Er arbeitet Nachtschicht bei einem Wachunternehmen. So haben sie sich kennengelernt, und er wurde ihr persönlicher Leibwächter. Ihr Bodyguard. Immer haben sie darüber Witze gemacht, und jetzt ist sie tot. Das ist so schlimm, und er weiß noch gar nichts, der arme Junge.«
»Wie heißt das Wachunternehmen, für das er arbeitet?«
»Irgendwas mit Gard – dieses Center und das Wachunternehmen gehören auf irgendeine Weise zusammen. Ich glaube, das Ganze gehört jemandem im Ausland. Es war so romantisch, als Sandra und Lennie sich kennengelernt haben. Sie war im Laboratorium eingeschlossen worden. Irgendwas mit der Codekarte stimmte nicht, sie konnte nicht rauskommen, und er musste sie über eine Leiter durch ein Fenster retten, denn sie musste zu ihren frisch operierten Patienten zurück. Damals arbeitete sie Nachtschicht und war die einzige Schwester in der Abteilung. Manchmal arbeitet Lennie zusätzlich als Türsteher in irgendwelchen Kneipen. Jetzt, wo sie nicht mehr zusammen sind, arbeitet er wohl noch mehr als früher. Irgendwas muss er ja machen. Er kann doch nicht alleine zu Hause sitzen und die Wand anstarren.«
»Ich nehme an, dass man Sie schon gefragt hat, ob
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