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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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jemandem verabredet. Ich habe sie gefragt, ob ich dabei sein sollte. Sie wissen ja, das erste Date, da sollte man vorsichtig sein und Männer nicht allein treffen und so. Aber sie hat gesagt, nein, das sollte ich auf keinen Fall. Sie war richtig sauer, wo ich doch gar nichts gemacht hatte. Sie hat mich fast angeschrieen: ›Ich will in Ruhe gelassen werden!‹ Es hat mich ein wenig beunruhigt, und ich habe tatsächlich daran gedacht, trotzdem aufzutauchen, aber dann musste ich nach der Frühschicht auch noch die Spätschicht in der Operationsabteilung übernehmen. Ich habe mehrmals bei ihr angerufen, aber sie ist nicht rangegangen. Meine Güte, daran habe ich noch gar nicht gedacht … Wenn ich da gewesen wäre, dann würde sie jetzt vielleicht noch leben!«
    »Sagen Sie mal, die Wohnung, die Sandra hatte, die muss doch recht teuer gewesen sein?« Hartman sah hinter zwei jungen Krankenschwestern her und räusperte sich, als er Marias Blick spürte. »Ich meine, Sie kriegen hier doch wahrscheinlich nicht mehr Lohn als die Schwestern, die beim Staat angestellt sind, oder?«
    »Nein, wir bekommen ungefähr dasselbe. Ich habe Sandra gefragt, wie sie sich das leisten konnte, und da hat sie auf so eine verschmitzte Art gelächelt und gesagt, sie habe noch ein Ass im Ärmel, und bald würde sie sich vielleicht eine Dreizimmerwohnung leisten können oder ein eigenes Haus.«
    »Sie hat also damit gerechnet, bald viel Geld zu bekommen. Hat sie gesagt, woher?«
    »Nein.« Jessika schüttelte den Kopf und kaute auf der Unterlippe, während sie nachdachte. »Nein, das hat sie nicht erzählt.«
    »Wie oft hatte Sandra Migräne?«, fragte Maria.
    »Wieso Migräne? Sandra hatte nie Kopfschmerzen. Sie war gut durchtrainiert und niemals krank und deshalb natürlich Viktoria Hammars Liebling. Sie pflegte Sandra immer als ein Beispiel dafür zu nehmen, wie man seine Gesundheit erhalten müsse, um eine anstrengende Arbeit leisten zu können.« Das Letzte sagte Jessika mit einer Grimasse.
    »Eine letzte Frage: Wo arbeitete Sandra gerade?«
    »Sie war auch in der Operationsabteilung, aber sie wollte auf die Impfambulanz. Sie war mehrmals bei Frau Hammar deswegen.«

24
    Hans Moberg fuhr gerade auf der Landstraße an Tingstäde vorbei, als er die Suchmeldung im Radio hörte. Name, Autonummer und eine wenig schmeichelhafte Beschreibung seines Äußeren und seiner hellen Stimme, gefolgt von den Seewettermeldungen. Er merkte, wie seine Hände am Steuer zu zittern begannen, noch ehe er das, was er da gerade gehört hatte, richtig begriff. Wie konnten sie wissen, wer er war? Und dass er da bei Sandra Hägg gewesen war? Hatte ihn jemand gesehen und wiedererkannt? Das war kaum wahrscheinlich, bei der Verkleidung, die er getragen hatte. Verdammt noch mal, die mussten in ihren Computer gegangen sein und den Anbieter angefragt haben. Verdammte Scheiße! Der Computer war eingeschaltet gewesen, und er hatte mit der Tastatur gespielt.
    Er konnte nicht mehr atmen, die Luft stand still, in den Ohren brauste es, ein Rauschen wie von einem Wasserfall, und die Straße tanzte vor seinen Augen, sodass er nicht mehr wusste, auf welcher Straßenseite er sich befand. Ein verschwommener grüner Graben und ein graues Feld drehten sich vor seinen Augen. Er musste sich zusammenreißen. Sein aufgeregtes Herz beruhigen. Langsamer fahren, die Lage bedenken und vernünftige Entscheidungen treffen.
    Die Tankanzeige näherte sich dem Nullpunkt. In Lärbro musste er tanken, versuchen, den Wohnwagen an einem sicheren Ort zu verstecken und dann das Auto zu wechseln. Kein Auto mieten, denn da musste man sich ausweisen, sondern das Auto von jemandem klauen, der im Urlaub war. In der Stadt standen in jeder zweiten Auffahrt auch tagsüber Autos. Was sollte er nur mit dem Wohnwagen machen? Die Gegend war so flach und übersichtlich. Ein kleiner Waldweg, wo niemand hinkam? Sein Magen krampfte sich zusammen. Die Übelkeit kam ohne Vorwarnung, und Hans Moberg war gezwungen, anzuhalten und sich zu übergeben.
    Jetzt zitterte er am ganzen Leib und vermochte die Bilder von der toten Frau nicht länger zu verdrängen. Das schwarze Haar auf dem weißen Laken und der Mund, den er gern geküsst hätte, obwohl alles Leben daraus gewichen und durch eine feuchte Kälte ersetzt war. Solch eine schöne Frau hatte ihm das Leben nie gegönnt, doch im Tod konnte er sie eine kurze Zeit besitzen. Die mageren Schultern, die Kurve am Schlüsselbein, die er einfach streicheln musste. Die rührend

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