Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
Vom Netzwerk:
länger seinen warmen Körper an ihrem spürte, brach die Sorge über sie herein. Sein Fieber war höher. Er war heiß wie ein Ofen, und doch fror er. Maria hatte darum gebeten, noch einmal mit Jonatan sprechen zu können, aber die Schwester sagte, er würde schlafen, und er brauche den Schlaf, um den nächsten Tag bewältigen zu können.
    Emil atmete viel zu schnell. Er warf sich herum, wimmerte im Traum und jammerte von Sebastian. Maria stand auf und fühlte ihm die Stirn. Er schwitzte stark, wirkte aber ein wenig kühler. Sie versuchte, sich zu beruhigen, konnte aber nicht mehr still sitzen. Sie ging im Zimmer auf und ab und trat schließlich ans Fenster und schaute über den Garten, der vom Mondlicht erhellt wurde. Zwischen den Kiefern flatterte ein weißer Kittel. Jonatan. Auf dem Weg zu einer der Baracken. Wie lange hatte er sich ausruhen können, ehe er geweckt wurde, zwei Stunden, drei vielleicht? Ich mag dich sehr, Jonatan Eriksson, spürst du das? Kannst du meine Hand auf deinem Rücken spüren und meinen Arm um deine Schultern, jetzt, da du Kraft brauchst?
    Etwas früher am Abend hatte Maria versucht, Krister anzurufen, um ihrer Sorge Luft machen zu können, aber er war ablehnend gewesen. »Begreifst du nicht, dass es ernst ist, dass dein Sohn krank ist?« Da war seine Stimmung umgeschlagen, und er war weinerlich geworden und hatte tausend Versicherungen gebraucht, dass alles bald wieder gut werden würde. Jetzt, da sie ihn wirklich brauchte, war er nicht einmal in der Lage, sich um Linda zu kümmern.
    Maria sah das Scheinwerferlicht eines Autos, das auf dem Weg zum Sanatorium war. Es war ein Krankenwagen ohne Blaulicht und Martinshorn. Zwei Menschen in etwas, das Raumanzügen glich, gingen ins Haus und kamen nach einer kleinen Weile mit jemandem zurück, der auf einer Trage lag. Jonatan ging mit einer Tropfflasche in der Hand neben ihnen her. Sie sah ihn mit langsamen Schritten den Hof überqueren, nachdem das Auto das Gelände mit höchster Geschwindigkeit verlassen hatte. Er sah einsam aus. Sie hätte sich gewünscht, dass er zum Fenster aufsehen würde, dass er sie sehen und wissen würde, dass sie an ihn dachte.
    Langsam krochen die Stunden auf die Morgendämmerung zu. Schon gegen zwei Uhr konnte man einen helleren Ton am Himmel ahnen. Die Kopfschmerzen verursachten Maria Übelkeit. Guter Gott, lass Emil es schaffen. Nichts anderes ist wichtig. Emil und Linda, wenn wir nur lebend aus dieser Hölle kommen, werde ich euch eine viel bessere Mutter sein. Ich werde mehr für meine Kinder da sein und nie mehr über Kleinigkeiten mit ihnen streiten, und ich werde niemals mehr …
    Was, wenn eine Vogelgrippeepidemie mit voller Kraft über die Insel zöge? Wie viele würden überleben? Natürlich müsste man trotzdem zur Arbeit gehen und zum Einkaufen. Es würde überall lange Schlangen geben, wenn die Angestellten der Lebensmittelläden im Bett liegen würden. Was würde man mit all den Kranken und Toten machen? Mit den Alten, die Pflege benötigten? Wer würde noch mit dem Bus fahren wollen, wo alle dieselbe Luft einatmeten? Und wenn sich die Infektion weiter über den Rest von Schweden und dann über Europa ausbreitete – was würde dann mit den Lebensmitteltransporten aus dem Ausland geschehen, von denen sich Schweden doch so abhängig gemacht hatte? Arvidsson hatte schon nicht ganz unrecht, wenn er sagte, dass er auf eine Rentenversicherung in Form von Hühnern und Kartoffeln und eigenem Holzofen und eigenem Wasser setzen würde. Nun, vielleicht nicht gerade Hühner, aber das hatte schon was.
    Maria setzte sich vorsichtig auf Emils Bettkante und lehnte den Kopf an seinen Rücken. Wenn du nur gesund wirst, mein Herz, dann spielt nichts anderes auf der Welt mehr eine Rolle.

26
    Als der Morgen kam, war Emil fast fieberfrei, und Maria durfte nicht länger bei ihm bleiben. Ein Mundschutz war acht Stunden lang wirksam, und es gab nicht genügend davon. Da half es nichts, dass sie darum bat, bleiben zu dürfen. Schwester Agneta versprach anzurufen, wenn es eine Veränderung geben würde.
    Deshalb war Maria gerade bei der Arbeit, als sie die Neuigkeiten hörte. Im Pausenraum war der Fernseher eingeschaltet, und alle hatten sich versammelt. Maria blieb mit der Kaffeetasse in der Hand stehen, und es entfuhr ihr ein Schrei, als sie hörte, was geschehen war. Der Zugang zu Medikamenten war offenbar gesichert. Viktoria Hammar war in einer Nahaufnahme zu sehen. Sie lächelte in die Kamera, während sie erzählte,

Weitere Kostenlose Bücher