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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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sollte sie doch eigentlich zu denen gehören, die zuerst Impfstoff und antivirale Medikamente bekommen«, sagte er aufgebracht zu Maria, als sie zusammen ins Polizeiquartier in Visby fuhren. »Die Frage ist, ob es überhaupt noch Medikamente gibt, wenn alle Leute in wichtigen Positionen und diejenigen, die sich die Medikamente leisten können, ihren Teil bekommen haben. Wir haben tatsächlich schon darüber gesprochen, einen Kredit aufzunehmen. Das wird nicht einfach, denn wir haben natürlich schon eine Hypothek auf das Haus. Aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn Marianne krank würde und wir die Möglichkeit, es zu verhindern, nicht genutzt hätten. Koste es, was es wolle.«
    »Wenn Marianne sich nicht um Linda gekümmert hätte, dann hätte ich nicht arbeiten gehen können. Es gehört doch alles zusammen. Wer ist denn wichtig, und wer weniger? Ich bin so froh, dass ich Marianne und dich habe. Ich weiß nicht, wie ich das mit Linda sonst gelöst hätte, da sie nicht bei ihrem Vater sein will.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit. Marianne war seit Jahren nicht so glücklich.« Er schenkte ihr ein warmes Lächeln, um dann gleich wieder ernst zu werden. »Dennoch glaube ich, dass es gefährlich ist, den Leuten zu große Hoffnungen zu machen, dass sie schnell Hilfe bekommen werden. In diesem Fernsehinterview klang es, als müsse man nur hingehen und die Medikamente holen. Die Leute werden ausrasten, wenn das nicht stimmt. Weißt du, ich merke selbst, dass ich bereit wäre, mich dafür zu prügeln, dass sie Medizin bekommt. Wenn es wirklich darauf ankäme, wäre ich bereit zu töten, damit sie leben kann. Man ist so erschreckend primitiv, wenn es an die wesentlichen Dinge geht.«
    »Ich finde es sowieso seltsam, dass die Leute sich noch so ruhig verhalten. Es ist, als würde der Ernst der Sache nicht richtig vordringen. Man hat immer noch das Gefühl, als würde etwas weit weg geschehen, wenn man es im Fernsehen sieht. Als wäre es ein Bericht aus einer Krisenregion irgendwo in der Welt. Vielleicht sind wird immun geworden, weil wir ständig das Elend der ganzen Welt direkt in unsere Wohnzimmer geliefert kriegen.«
    »Oder es kocht unter der Oberfläche. Die Angst und das Gefühl der Ungerechtigkeit werden noch ihren Ausdruck finden, da bin ich sicher.« Hartman fiel erst jetzt das laufende Radio auf, in dem jemand irgendetwas murmelte, ohne dass einer von ihnen zuhörte. Es war ein Gespräch zwischen dem Gesundheitsminister und einem Vertreter der Opposition, und es ging darum, wie man die gigantischen Kosten bewältigen wollte, die mit dem Einkauf von Medikamenten und Impfstoffen verbunden waren. Die Opposition schlug ein Schulgeld von tausend Kronen pro Kind und Schuljahr und eine höhere Eigenbeteilung bei Arztbesuchen vor. Auch die Subventionen von Medikamenten sollten neu berechnet werden, und die Kosten für Seniorenheime müssten der allgemeinen Finanzsituation angepasst werden. Keine heiligen Kühe mehr. Die Regierung hingegen sprach von einer generellen Steuererhöhung, wobei die Menschen im Niedriglohnsektor nicht zu hart betroffen sein sollten.
    »Verdammt noch mal!« Hartmans ruhige Stimme hatte einen scharfen Ton bekommen. Maria hatte ihn noch nie so wütend erlebt. »Warum waren wir nicht besser vorbereitet? Wie konnte das nur passieren? Die Vogelgrippe kam doch nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Wir sind mehrere Jahre vorgewarnt worden. Wenn wir mit unseren Steuergeldern Leute bezahlen, die für ihre hohen Gehälter so wichtige Entscheidungen treffen sollen, dann kann man doch wohl etwas Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein erwarten. Klare Anweisungen, wer Medikamente erhalten soll und in welcher Reihenfolge. Es geht schließlich darum, Leben zu retten.«
    »Als ich heute Nacht nicht schlafen konnte, habe ich einen Artikel in einer medizinischen Zeitschrift gelesen, und zwar von Florian Westberg. Er hat sich in den letzten Jahren dafür ausgesprochen, dass Schweden zusammen mit den anderen nordischen Ländern eine eigene Produktion für Impfstoffe einrichten solle. In dem Artikel spricht er sich zwar sehr pessimistisch aus, was die finanzielle Seite betrifft, doch Geld ist ja nicht der einzige Aspekt. Es geht darum, welche Bereitschaft die Gesellschaft zeigen muss. Wenn man bei einer Pandemie Impfstoffe für die ganze Bevölkerung haben will, dann erfordert das eine riesige Produktion, verglichen mit dem, was normalerweise bei Grippeepidemien benötigt wird. Wenn das Projekt jetzt begonnen

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