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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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durchtrennt werden, bestand so gut wie keine Hoffnung für Eli, zu seinem Körper zurückzukehren. Sein Astralleib würde dann für immer unter den erdgebundenen Geistern wandern müssen, im schrecklichen Nichts der Verlorenen.
    All das war Eli durchaus bekannt. Und er wußte auch, daß er einen Gegner bekämpfen mußte, dessen Stärke ihm noch unbekannt war. Die Kraft eines frischgenährten Vampirs ist immer groß, und dieser hatte bereits bewiesen, daß seine List und seine physischen Fähigkeiten denen seiner Art in nichts nachstand.
    Trotzdem vertraute Eli voll auf seine Kräfte. Sein Astralleib schwebte durch die Decke und flog durch den nächtlichen Himmel Londons, der voll von Astralwesen war. Doch bei ihnen handelte es sich fast ausnahmslos um Schlafende, die sich später nur vage an ihre »Träume« erinnern würden.
    Eli beachtete sie nicht. Sein Astralleib schoß auf die Hafengegend zu und begann seine Suche über den Docks und Lagerschuppen und den alten Häusern der schmutzigen Straßen und Gassen.
    Es fehlten noch einige Stunden bis zum Morgengrauen, bis zu dem Zeitpunkt, da der Vampir in seinen Sarg und zu der Erde aus seinem verlassenen Grab zurückkehren mußte. Sicher war der Vampir jetzt wach und lauerte irgendwo hungrig auf ein Opfer oder schritt ruhelos durch die dunklen Gäßchen.
    Eli wünschte sich nichts mehr, als ihn zu finden. Wenn er ihn aufgespürt hatte, konnte er ihm zu seinem Unterschlupf und damit zu seinem Sarg folgen. Dann brauchte er tagsüber nur zu jener Adresse zurückzukehren und die Kreatur der Schattenwelt zu vernichten.
    Eli verließ sich in seiner Suche auf seine Fähigkeit, die Ausstrahlungen aufzufangen, die vom Geist einer jeden Wesenheit der Schattenwelt ausgingen und die für einen Adepten eine spürbare Aura waren.
    Trotzdem würde es keine leichte Aufgabe sein. Von den vielen Millionen Londonern gehörte ohne Zweifel ein bestimmter Prozentsatz der Schattenwelt an.
    In letzter Zeit hatte er jedoch nichts von einer Wesenheit erfahren oder bemerkt, die auch nur den Grad einer Zweiten Kraft erreicht hätte und so zu einem der einfachsten Initianden geworden wäre, die noch außerhalb des Dunklen Tors zu den Tiefen der Schattenwelt auf Einlaß harrten.
    Während er tiefer schwebte, spürte er zweimal die nahe Gegenwart einer finsteren Wesenheit, aber von so schwacher Ausstrahlung, daß sie unmöglich die Gesuchte sein konnte.
    Zweimal spürte Eli auch den wilden Schrecken, der die Seele befällt, wenn dem Körper der Tod droht – ein unwillkürlicher Ausbruch des Geistes. Doch beide Male entdeckte er, daß die Todesgefahr »normaler« Ursache war. In einem Fall schlug ein Rohling in einem armseligen Zimmer seine Frau, bis sie ihr Leben aushauchte. Im zweiten erwürgte ein Raubmörder sein Opfer, ehe er ihm die Wertsachen abnahm.
    Eli griff in keinem der beiden Fälle ein. Er wäre dazu auch gar nicht in der Lage gewesen, nur als Astralleib, ohne physischen Körper. Außerdem fühlte er sich nicht berechtigt, außer bei okkulten Angriffen, in das Schicksal einzugreifen.
    Bedauernd setzte er seine Suche fort. Jeder seiner geistigen Sinne wartete darauf, die Aura des Vampirs aufzunehmen.
    Und doch – als der Augenblick schließlich kam, traf es ihn unerwartet.
    Ein lautloser Schrei war in den Äther gestiegen und endete abrupt, als Eli darauf zustieß…
    Geradewegs in die tödlichste Gefahr.
    Denn als sein Astralleib durch die Dachziegel eines zerfallenden Hauses und zum ersten Stockwerk drang, stürzte er geradewegs in etwas, das auf physischer Ebene einem Fischernetz gleichkam, das mit Fangleim bestrichen war.
    Eli wurde abrupt gebremst. Sein ganzer Leib schien in die unfühlbaren und doch unnachgiebigen Maschen gehüllt.
    Er vermochte seine astralen Glieder zu bewegen, doch aus dem Netz befreien konnte er sich nicht.
    Was immer es war, es war ohne Zweifel nicht physischen Ursprungs.
    Es gab Augenblicke, da sogar Eli seine übliche Ruhe verlor. Sein Astralleib drehte sich und zuckte und schaukelte wie eine Fliege im Spinnennetz. Er empfand grenzenlose Angst.
    Mit größter Willenskraft brachte Eli seinen Geist wieder unter Kontrolle. Er zwang seinen Astralleib, sich ruhig zu verhalten, und begann zu überlegen.
    Hier befand sich eine Barriere ohne Substanz, die ihn noch dazu gefangenhielt – eine Barriere, wie er sie bisher noch nie erlebt hatte.
    Mit größter Vorsicht bewegte er ein Glied nach dem anderen. Er spürte, wie die klebrige Nichtsubstanz bei jeder Bewegung

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