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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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Sie, Robert«, fragte von Sell nachdenklich, »würde ich es verstehen, wenn Sie mir die Problematik erklären?«
    Robert zog die Mundwinkel nach unten.
    »Das kann schon sein. Ein Satz des Pappos besagt, dass bei einem Sechseck, dessen Ecken abwechselnd auf zwei Geraden liegen, die Schnittpunkte der Gegenseiten kollinear sind. Dazu gibt es eine Kontroverse. Ich erkläre es Ihnen gern genauer – nur reichen die drei Stunden Busfahrt dafür nicht aus.«
    Wieder lachten beide.
    Von Sell hob die Hände und machte ein gespielt verzweifeltes Gesicht.
    »Gnade – so genau will ich es dann doch nicht wissen. Ich glaube, dann ist es besser, Sie fragen mich etwas über das Land, und ich antworte.«
*
    Die Zeit verging schneller als erwartet. Georg von Sell erwies sich als ein unterhaltsamer Erzähler, der seine Kenntnisse über das Land mit ironischen Randbemerkungen und witzigen Anekdoten würzte.
    »Ach, übrigens, Robert, haben Sie schon ein Hotel?«
    Robert schüttelte den Kopf.
    »Dann müssen Sie unbedingt ins ›Cecil‹. Wenn man einen Hauch von dem spüren kann, was Alexandria einmal gewesen ist, dann dort.«
    Georg von Sell lehnte sich zurück und seufzte theatralisch.
    »Ach ja – ich hätte sie gern einmal erlebt, die Perle des Mittelmeers, wie sie vor dem zweiten Weltkrieg war. Zeitgenossen beschreiben sie als eine europäische Stadt, in der mehr Italienisch, Französisch, Griechisch oder Englisch gesprochen wurde als Arabisch. Allein die Gebäude an der Corniche – das ist die kilometerlange Strandpromenade – müssen umwerfend gewesen sein. Ab 1942 ging’s bergab, da wurde der elende Krieg in diese Gegend exportiert. Und Anfang der Fünfziger kam der arabische Sozialismus unter Nasser, der die gesamte kosmopolitische Gemeinde zum Tor hinausgejagt hat. Das hat dem alten Glanz den Rest gegeben. Schauen Sie sich die Corniche mal an. Heute blättert da ziemlich der Putz.
    Aber ich will nicht ungerecht sein. So blöd sind die Stadtväter nun auch nicht. Man sieht erste Anzeichen, dass sie Alex wieder zu mehr Glanz verhelfen wollen. Der Neubau der Bibliothek direkt am Meer war ein wichtiger Schritt. Ein wirklich imposanter Bau. Allein der Lesesaal mit seinen sieben Terrassen. Man stelle sich vor: Da ist Platz für zweitausend Besucher gleichzeitig. Sie werden sie ja ausführlich kennen lernen.«
    Robert nickte und schaute zum Fenster hinaus.
    Immer häufiger tauchten kleine Büsche in der eintönigen Wüstenlandschaft auf. Dann Palmen und schnurgerade Kanäle. Zuerst kleine, würfelartige Häuser, dann größere. Erste Hochhäuser zeichneten sich an der Peripherie ab.
    »Sieht so aus, als wären wir da«, sagte Robert, »übrigens, Georg, wo wohnen Sie eigentlich?«
    Georg von Sell grinste.
    »Wo ich wohne? Natürlich auch im ›Cecil‹. Es liegt am Saad Zaghlul Square. Von dort kann man zu Fuß zur Bibliothek gehen.«
*
    Georg von Sell hatte Recht. Das »Cecil« hatte eine Ausstrahlung, als wäre die Zeit stehen geblieben. Pferdekutschen mit schwarzem Verdeck hielten vor dem imposanten Gebäude mit den vier maurisch anmutenden Ecktürmen. Portiers mit rotem Fez hielten die Türen auf und ließen die Gäste in eine Zeit ein, die eigentlich längst vergangen war.
    »Wirklich beeindruckend!«, sagte Robert und schaute sich in der Halle um, die mit einer wohlproportionierten Mischung aus klassischen europäischen und orientalischen Stilelementen gestaltet war.
    Georg von Sell nickte.
    »Ein Hotelier aus Elsass-Lothringen – die Familie trägt übrigens den schönen deutschen Namen ›Metzger‹ – hat das Haus 1929 eröffnet. Mitte der Fünfziger wurden sie enteignet. Sie haben dann jahrelang prozessiert, und Mitte der Neunziger, glaube ich, haben sie Recht bekommen.«
    Robert hörte interessiert zu.
    »Und jetzt gehört es wieder ihnen?«
    Von Sell lachte.
    »Da kennen Sie die ägyptischen Behörden schlecht. Weitere zehn Jahre haben sie das Urteil verschleppt. Dann mussten sie der Familie ein paar Millionen zahlen. Inzwischen gehört das Hotel einer französischen Gruppe.«
    Der Portier strahlte sie mit auffälligen Goldzähnen an.
    »Herr von Sell«, sagte er in gebrochenem Deutsch, »wir freuen uns, dass Sie wieder unser Gast sind. Sie haben wie immer 107 mit dem schönen Blick, von dem schon Winston Churchill so begeistert war.«
    Von Sell machte eine angedeutete Verbeugung. Dann wandte er sich Robert zu.
    »Und meinem Freund hier geben Sie bitte ein genauso schönes. Vielleicht das, in dem Al Capone

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