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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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drehte sich um. Hinter ihm stand ein blonder Mann etwa seines Alters in einem hellgrauen Anzug, darunter ein offenes weißes Hemd. Er sprach Englisch mit einem deutschen Akzent.
    Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge, und da sie beide nur Handgepäck hatten, konnten sie sich das jetzt zur Apokalypse angewachsene Chaos an den Kofferbändern ersparen.
    Endlich hatten sie es geschafft, ins Freie zu gelangen. Sogar die feuchte heiße Luft hatte nach diesem Inferno etwas Erfrischendes.
    Der Blonde lachte.
    »An solche Überraschungen muss man sich hier gewöhnen. Ich will auch nach Alexandria, wenn Sie wollen, können wir zusammen fahren. Den Namen, den das Mädel am Terminal Ihnen gesagt hat, benutzt hier niemand. Alle sagen ›Ramses Hilton Terminal‹, weil er in unmittelbarer Nähe des Hotels liegt. Aber vielleicht wollte Sie mit Ihnen etwas länger ... Ach, Entschuldigung ...«
    Er reichte Robert die Hand.
    »Von Sell ist mein Name. Georg von Sell.«
    Robert ergriff seine Hand.
    »Sehr nett von Ihnen, Herr von Sell, ich heiße Robert Darling«, antwortete er auf Deutsch.
    Von Sell schaute ihn verblüfft an.
    »Akzentfreies Deutsch von einem Mann, der einen englischen Namen hat und aussieht wie ein Italiener?«
    Robert nickte.
    Es ist fast ein Ritual, dass du das jedes Mal erklären musst.
    » Mein Vater war Amerikaner, meine Mutter ist Italienerin. Aufgewachsen bin ich in der Schweiz – ergibt zusammen vier Sprachen.«
    Von Sell machte ein gespielt zerknirschtes Gesicht.
    »Entschuldigen Sie meine Neugier. Höchstwahrscheinlich hängt das mit meinem Beruf zusammen.«
    »Sie sind Journalist?«
    »Nein, Schriftsteller. Reiseschriftsteller. Das klingt etwas hochtrabend. Um genau zu sein, arbeite ich gerade an einem neuen Reiseführer über Ägypten. Und ganz speziell widme ich mich in diesen Tagen Alexandria. Diese faszinierende Stadt wird in den meisten Führern sehr stiefmütterlich behandelt.«
    »Klingt interessant«, sagte Robert, »kommen Sie, wir sollten uns auf den Weg machen.«
*
    Dank der Ortskenntnis Georg von Sells, die auch die Kenntnis einschloss, wo, wann und in welcher Höhe man sich mit kleinen oder großen Trinkgeldern Vorteile verschaffen konnte, saßen sie bereits fünfundvierzig Minuten später im hinteren Teil eines komfortablen, klimatisierten Busses. Robert war erstaunt.
    Georg von Sell grinste.
    »Man muss sich nur etwas auskennen. Sie haben wahrscheinlich geglaubt, dass wir die Strecke auf dem Dach eines Busses in Gesellschaft von Hühnern und Ziegen zurücklegen müssten?«
    Beide Männer lachten.
    »Wissen Sie – in Kairo gibt es mehr als vierhundertfünfzig Buslinien, da steigt man anfangs schon mal in den falschen ein.«
    Er erhob den Zeigefinger und zog die Augenbrauen hoch.
    »Und steigen Sie niemals in ein Sammeltaxi. Die Jungs werden von ihrer Firma jeweils für die Tour bezahlt. Wenn sie etwas verdienen wollen, müssen sie möglichst viele Touren machen. Und genauso fahren sie auch. Achten Sie mal auf die vielen ausgebrannten Wracks an der Straße!«
    Robert nickte und merkte, wie der weiche Sitz seine herankriechende Müdigkeit erheblich förderte.
    »Ich finde es schön«, fuhr von Sell fort, »dass ich heute einen Gesprächspartner habe. Die drei Stunden können schon verdammt lang werden. Aber wenn Sie lieber schlafen wollen, dann sagen Sie es, und ich halte sofort die Klappe.«
    Robert schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, ich finde es sehr interessant, was Sie erzählen. Da ich noch niemals in diesem Land war und mich auch kaum darauf vorbereiten konnte, ist das alles sehr spannend für mich.«
    Von Sell lächelte überlegen.
    »Darf ich denn fragen, warum Sie nach Alexandria wollen?«
    Vorsicht, Roberto, dachte Robert, du kennst diesen Mann nicht, halte dich mit deiner Auskunftsfreudigkeit jetzt etwas zurück.
    » Sie dürfen. Wissen Sie, ich bin Mathematiker und forsche zurzeit auf dem Gebiet der Grundlagen der Mathematik in der Antike. Dazu muss ich ein paar Schriften in der berühmten Bibliothek einsehen, denn ich habe den Verdacht, dass in unseren herkömmlichen Lehrbüchern einige falsche Behauptungen aufgestellt worden sind. Das gilt besonders für die Grundsätze des Pappos, einem Mathematiker aus Alexandria. Er lebte etwas vor unserer Zeit. So um 300 n. Chr.«
    Mein Gott, Roberto, was erzählst du für einen Quatsch. Aber irgendwie musst du ihm erklären, warum du nach Alexandria fährst, obwohl du ausschließlich an einem Bibliothekar interessiert bist.
    » Sagen

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