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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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Bleistift und begann ohne Druck, ihn seitlich hin und her zu bewegen. Es funktionierte. Schon nach kurzer Zeit wurde die Schrift sichtbar.
    Vier Zeilen hatte Lazzarotto notiert: Darling, 15 Uhr, dreizehnte Stadt, Akte Populonia.
    Er riss den Zettel vom Block, steckte ihn zusammen mit dem Bleistift in die Tasche und stieß dabei gegen den Stuhl. Der Tote verlor seinen Halt und fiel mit dem Kopf auf Roberts Schulter. Die Arme legten sich durch den Ruck für ein paar Sekunden um ihn. Wie ein Ertrinkender, der sich in Verzweiflung an seinen Retter krallt. Robert reagierte instinktiv und drückte den toten Körper zurück in eine sitzende Position. Dabei bemerkte er, dass die Hände bereits eiskalt waren. Für einen Augenblick nahm er mit Erstaunen zur Kenntnis, wie gelassen er diese makabre Situation ertrug.
    »Tut mir leid, Professore«, murmelte er und ging mit schnellen Schritten durch die Bücherpalisaden zur Eingangstür. Fast hätte er sie zugezogen, dann fiel ihm ein, dass der alte Mann dort Tage und Wochen sitzen würde, bevor jemand entdeckte, dass er tot war.
    Hauptsache, er hinterließ keine Spuren. Er nahm ein Taschentuch und wischte die Türklinke sorgfältig ab.

18. KAPITEL
    A ls er zu seinem Wagen zurückging, wurde Robert klar, was er gerade getan hatte. Bist du jetzt schon so abgebrüht, dass du einen Toten einfach so sitzen lässt, Roberto? Vielleicht hättest du noch etwas für den einsamen alten Mann tun können? Jetzt ist es zu spät.
    Grübelnd ging er weiter, so in Gedanken vertieft, dass der Mann, der ihm entgegenkam, ausweichen musste, um nicht angerempelt zu werden. Statt sein augenscheinlich schlafwandelndes Gegenüber zu beschimpfen, blieb der Passant stehen und lachte.
    »Roberto, wo sind Sie denn gerade? Bestimmt nicht in dieser Welt!«
    Robert hielt an und drehte sich um. Er brauchte tatsächlich einige Sekunden, um sich zu sammeln. Dann erst erkannte er das amüsierte Gesicht von Antonio Sciutto.
    »Oh, Antonio, verzeihen Sie mir. Ich war wirklich mit den Gedanken ganz woanders.«
    Jetzt lächelte auch er, ging auf Sciutto zu und reichte ihm die Hand.
    »Fast hätte ich Sie umgerannt. Darf ich Sie zur Wiedergutmachung auf einen Kaffee einladen?«
    Sciutto klopfte ihm auf die Schulter.
    »Aber gern, dafür habe ich immer Zeit. Kommen Sie, gleich hier um die Ecke ist eine kleine Bar.«
    »Klein« war untertrieben, das Angebot beschränkte sich auf einen Tisch, zwei Stühle sowie zwei Stehtische.
    »Kann ich bei Ihnen auch einen Tee bekommen?«, fragte Robert den Mann hinter dem Tresen, der eine weiße Schiffchenmütze trug wie die Keeper amerikanischer Drugstores in den fünfziger Jahren.
    »Aber selbstverständlich, Signore! Pfefferminztee von frischen Blättern, ist jetzt sehr angesagt!«
    »Sind Sie krank?«, fragte Sciutto besorgt, als Robert einen doppelten Espresso und den Tee auf den Tisch stellte.
    »Nein, ich gehöre nur zu der seltenen Spezies, die keinen Kaffee trinkt. Aber es soll ja auch Italiener geben, die sich vor Tomaten ekeln.«
    Beide mussten laut lachen. Robert setzte sich.
    »Eigentlich, mein lieber Antonio, hatte meine Versunkenheit etwas mit Ihnen zu tun.«
    Sciutto zog die Augenbrauen nach oben.
    »Mit mir? Da bin ich aber gespannt.«
    Robert rührte in seinem Teeglas.
    »Erinnern Sie sich? Sie haben damals bei unserem Essen einen Ort mit dem Namen Populonia erwähnt und dass zur Zeit der Etrusker dort Eisenerz verhüttet wurde und riesige Mengen an Schlacke antike Überreste verdeckt haben. Können Sie mir mehr über Populonia erzählen?«
    Sciutto nickte.
    »Ja, natürlich! Populonia ist die einzige der zwölf Etruskerstädte, die direkt am Meer, bei dem Städtchen Piombino, liegt. Eigentlich über dem Meer, denn sie wurde auf einem Gebirgsplateau über dem Golf von Baratti gebaut und fiel dann terrassenförmig zum Hafen hin ab. Die hohe Ansiedlung diente wahrscheinlich Verteidigungszwecken. Man hat von dort aus übrigens einen fantastischen Blick auf die Insel Elba. Von dort holten sich die Etrusker auch das Eisenerz, das sie zur Verhüttung brauchten.
    Und das taten sie in Ausmaßen, wie es in der antiken Welt eigentlich unvorstellbar war. Über eine Million Kubikmeter Schlacken ließen sie zurück. Nun war die antike Technik der Erzausbeute noch nicht so effizient wie heute, und darum begann man im Zweiten Weltkrieg die Schlacke noch einmal auszubeuten, weil ein großer Bedarf an Metall bestand. Das ging so bis Ende der sechziger Jahre. Durch diesen

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