Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Schlackenabbau kamen dann die Überreste des antiken Populonia und ihre Nekropolen ans Tageslicht.«
Robert richtete sich auf.
»Nekropolen? Also Totenstädte?«
Sciutto nickte.
»Ja, und zwar die interessantesten. Dadurch, dass sie unter den riesigen Schlackemengen lagen, war auch der Weg für Grabräuber versperrt. Im Laufe der Zeit ...«
Damit hatte er sich anscheinend selbst ein Stichwort gegeben und schaute auf seine Armbanduhr.
»Oh, Roberto, ich muss unhöflich sein. Ich habe einen Termin bei einem Kollegen, der Zahnarzt ist. Und den darf ich nicht warten lassen.«
Er stand auf und reichte Robert die Hand.
»Lassen Sie uns doch wieder einmal essen gehen. Diesmal möchte ich Sie einladen. Ich rufe Sie an. Ciao, Roberto!«
Mit wenigen Schritten war Antonio Sciutto hinter einer Hausecke verschwunden.
Robert sah ihm nach.
Die Stadt der Toten! Roberto, dio mio, du bist auf der richtigen Spur. Überleg dir jetzt ganz genau, wie du vorgehst und wen du in die Geschichte einweihst.
*
Schon als er die Halle seines Hauses betrat, sah er die gepackte Reisetasche. Elena kam die Treppe herunter. Robert schaute sie verwundert an.
»Du willst fort?«
Elena nickte.
»Eigentlich wäre ich ja längst fort, wenn dieser saubere Herr von Sell mich nicht davon abgehalten hätte.«
Robert legte beide Hände auf ihre Schultern.
»Ich glaube, wir sind dem Ziel so nahe wie noch nie! Ich möchte dich bitten, noch ein paar Tage zu bleiben. Du bist der Mensch, dem ich in dieser Sache am meisten vertraue, Carlo mal ausgenommen. Aber der weiß nicht so viel darüber.«
Elena lächelte.
»Robert, dein Vertrauen ehrt mich. Aber ich denke, wir haben bis jetzt großes Glück gehabt. Wie viele Menschen mussten schon ihr Leben lassen? Wenn wir dieses Rätsel lösen, wird mein Vater auch nicht wieder lebendig. Und was nützt es uns, wenn wir selbst dabei umkommen? Nein – mein Entschluss steht fest.«
Robert schaute sie streng an.
»Gut, ich kann auch allein weitermachen. Carlo wird mir helfen. Aber du kennst alle Einzelheiten, von Alexandria bis hierher. Willst du mitverantwortlich sein, wenn das Geheimnis in falsche Hände gerät? Wenn das Wissen kriminell genutzt wird? Denk einmal nach. Ich glaube nicht, dass das im Sinne deines Vaters wäre.«
Robert ließ Elena los und ging mit langsamen Schritten zurück zur Eingangstür, blieb im Türrahmen stehen und schaute über die im toskanischen Licht liegende Landschaft. Elena blieb stehen und hatte den Blick auf den Boden geheftet.
Minutenlang schwiegen sie.
Dann ging sie auf ihn zu und berührte ihn an der Schulter. Robert drehte sich um. Elena blickte ihn ernst an.
»Gut. Was hast du herausgefunden?«
Sie setzten sich ins Atelier, und Robert begann zu erzählen.
»Ich denke, dass der Ort, den wir suchen, bei Populonia liegen muss. Die meisten etruskischen Gräber und deren Beigaben sind die Beute von Grabräubern geworden. Was die nicht bekommen haben, das haben die Archäologen mitgenommen. Anders die Nekropolen von Populonia. Die blieben jahrhundertelang unter einer gewaltigen Schlackenschicht versteckt. Und nur da wird unser Stein – oder was immer es ist – die Zeit überdauert haben. Inzwischen glaube ich auch, dass es nicht nur ein Stein, sondern eine Art Maschine ist. So ähnlich wie die von Antikythera. Wie das funktionieren soll, ist mir allerdings immer noch ein Rätsel.«
Elena hatte die Zusammenhänge zwar nicht ganz verstanden, nickte aber zustimmend.
»Wie willst du jetzt weiter vorgehen?«
»Das habe ich mir bereits überlegt. Wir müssen uns Populonia natürlich genau ansehen. Dahin kommen wir leicht – es sind ungefähr zweieinhalb Autostunden von hier. Ich glaube allerdings, dass wir nach wie vor beobachtet werden, und ich möchte unsere Verfolger nicht mit der Nase darauf stoßen.«
»Wie willst du das machen? Wir können uns doch keine Tarnkappen aufsetzen.«
Robert schüttelte den Kopf.
»Nein, aber wir können sie in die falsche Richtung lenken.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Pass auf, ich packe jetzt auch eine Reisetasche, du nimmst deine, und dann fahren wir zum Flughafen. Wir nehmen die nächste Maschine, die wir erreichen können, nach Zürich. Niemand, der uns beobachtet, wird sich einen Reim darauf machen können, warum wir in die Schweiz fliegen. Von Zürich aus gibt es einen Direktflug nach Elba. Kein Mensch wird verstehen, warum wir das tun. Von dort aus nehmen wir uns ein Boot und fahren zum alten Hafen von Populonia.«
Elena
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