Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
er gemacht hatte. Auf dem ersten war der Mann frontal zu sehen, auf dem zweiten hatte er sich bereits umgedreht und auf dem dritten war er hinter dem Felsen verschwunden. Robert zoomte das erste Bild weiter heran.
Das Bild wurde unschärfer und körniger. Robert schaute auf den Bildschirm. Plötzlich weiteten sich seine Pupillen.
»Elena, das musst du dir anschauen.«
Elena, die gerade eine Bluse auf den Bügel hängen wollte, ließ davon ab und wandte sich ebenfalls dem Bildschirm zu. Roberts Atem ging schneller.
»Siehst du den Mann mit der Kamera?«
Elena nickte.
»Das Foto ist ziemlich unscharf.«
»Natürlich – bei der Vergrößerung! Das ist nicht der Mann von der Fähre.«
Robert vergrößerte das Bild noch mehr.
»Erkennst du ihn jetzt?«
Elena schüttelte den Kopf. Robert fuhr die Vergrößerung zurück.
»Der Mann trägt eine dunkle Perücke, und der Schnauzbart ist auch nicht echt. Ich erkenne ihn trotzdem. Du hattest auch schon das Vergnügen.«
Elena wurde ungeduldig.
»Nun sag schon!«
Robert atmete hörbar aus.
»Das ist eindeutig der Mann, der sich Georg von Sell nennt.«
*
»Ins Hafenbecken? Der Kerl hat ihn ins Hafenbecken geworfen, und jetzt ist die Kamera weg?«
Der Sizilianer schnappte nach Luft und wechselte den Telefonhörer auf die rechte Seite.
»Kannst du mir mal sagen, warum ihr immer nur Idioten anheuert? Was sagst du? Er kann den Weg beschreiben? Okay, er soll sich hinsetzen und alles, an das er sich erinnert, aufschreiben. Ich hoffe, er kann schreiben!«
Mit dem letzten Satz knallte er den Hörer auf.
Der Mann mit der Sonnenbrille, der ihm gegenübersaß, grinste.
»Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst! Es läuft doch alles wie am Schnürchen. Auf die albernen Fotos können wir gut verzichten.«
*
»Und du glaubst wirklich, dass das der Ort ist, nach dem du seit Wochen suchst?«
Carlo legte die Gabel aus der Hand und nahm einen Schluck Vino Nobile. Robert schüttelte den Kopf.
»Nein, ganz so einfach ist es nicht. Die Necropoli delle Grotte besteht aus unzähligen Kammern, kleinen und großen. Direkt an sie herankommen kannst du nicht, das ist verboten und nur den Archäologen vorbehalten. Ich habe nicht die geringste Idee, wie ich dort hineinkomme.«
Das »Il Cantuccio« war an diesem Abend kaum besucht. Serafina räumte die Teller nicht mit der gewohnten Heiterkeit, sondern mit finsterer Miene ab.
»Fußball!«, schimpfte sie. »Verdirbt mir mal wieder das Geschäft. Aber ein Fernseher kommt mir hier nicht rein. Nur über meine Leiche!«
Mit diesen Worten eilte sie zurück in die Küche.
Robert schaute Carlo an.
»Warum sitzt du alter Fußballfan heute Abend eigentlich nicht vorm Fernseher?«
Carlo blickte vielsagend zurück.
»Weil die Geschichte, die du mir am Telefon erzählt hast, ziemlich spannend klang.«
Robert lächelte.
»Ich denke, du fandest das alles völlig absurd? Und mich ziemlich durchgeknallt?«
Carlo zog die Augenbrauen nach oben.
»Ich habe lange darüber nachgedacht, und ich muss dir Recht geben. Wenn es dieses Ding gibt, mit dem man den Todestag berechnen kann, dann darf es nicht in die falschen Hände fallen.«
»Ein Ding«, wiederholte Robert murmelnd, »wenn ich nur wüsste, was für ein Ding das ist.«
Die letzten Gäste waren gegangen, nur Robert und Carlo tranken noch den Wein, der in ihrer Flasche übrig war. Serafinas Katze durchquerte das Lokal, blieb unter dem gegenüberliegenden Tisch sitzen und leckte sich genüsslich eine Pfote.
Roberts Pupillen weiteten sich. Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Ich hab’s. Die Katzenköpfige!«
Carlo zuckte vor Schreck zusammen und verschluckte sich fast an seinem Wein.
»Roberto, Madonna, spinnst du?«
Robert lachte.
»Keineswegs. Ich habe ja schon oft gesagt, dass man manchmal aufgrund falscher Übersetzungen auf die falsche Spur kommt. In allen Schriften war von einem Stein die Rede, und davon habe ich mich irritieren lassen!«
Carlo schaute ihn ratlos an.
»Und? Was heißt das?«
Robert nahm die Papierserviette und zog einen Kugelschreiber aus der Jackentasche.
»Die ägyptische und die etruskische Kultur haben viele Gemeinsamkeiten. Bei den Ägyptern gab es eine katzenköpfige Göttin, ›Bastet‹ genannt. Zugeschrieben wurde ihr eine Vorliebe für einen besonderen Stein. Stein heißt im Altägyptischen ›ana‹ oder manchmal auch ›anar‹. Also heißt der Stein dieser Göttin Anabastet. Woran erinnert dich das?«
Carlo schaute
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